Fälle geben Hoffnung: Pfizers Corona-Pille Paxlovid kann wohlmöglich auch Long Covid lindern

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Fälle geben HoffnungPfizers Corona-Pille Paxlovid kann womöglich auch Long Covid lindern

Das Pfizer-Präparat Paxlovid ist eigentlich für die Behandlung von Covid-19 vorgesehen. Doch es gibt erste, zarte Hinweise darauf, dass es auch bei Long Covid helfen könnte.

Das Coronavirus Sars-CoV-2 ist noch immer unter uns. 
Dabei darf nicht vergessen werden: Die Zahl der täglichen Neuinfektionen sinkt zwar. 
Aber für viele Genesene ist Covid-19 mit dem Abklingen der akuten Infektion nicht erledigt. Schätzungen zufolge leiden rund 30 Prozent von ihnen an Long Covid. 
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Das Coronavirus Sars-CoV-2 ist noch immer unter uns. 

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Darum gehts

Auch wenn die Covid-19-Massnahmen hierzulande alle gefallen sind: Das Virus zirkuliert noch immer – in der Schweiz und weltweit. Es kommt weiter zu Ansteckungen und viele von Covid-19 Genesene leiden auch Monate später noch an den Folgen ihrer Infektion.

Mehr als 200 Symptome werden bisher mit Long Covid (siehe Box) in Verbindung gebracht. Die Weltgesundheitsorganisation WHO klassifiziert 63 verschiedene. Zu den häufigsten gehören Erschöpfung, Kurzatmigkeit und kognitive Beeinträchtigungen (Gedächtnisstörungen, Brain Fog). Hinzu kommt eine Vielzahl weiterer Beschwerden wie Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche, Schlafstörungen, Muskelschmerz, Druckgefühl auf dem Brustkorb, Depressionen und Angstzustände. Manche Betroffenen sind sogar arbeitsunfähig.

Long-Covid-Ursache noch unklar

Bisher können nur die Symptome behandelt werden, eine Heilung gibt es nicht. Nun gibt es jedoch erste Hinweise, dass Paxlovid, ein Medikament von Pfizer, das zur Behandlung von Covid-19 entwickelt wurde, auch bei Long Covid helfen könnte.

Zwei Frauen, zwei Erfahrungsberichte

Unter Berufung auf zwei noch unveröffentlichte Fallstudien aus den USA, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters von zwei Frauen, die nach ihren akuten Covid-19-Erkrankungen Long Covid hatten und deren Symptome nach der Paxlovid-Gabe verschwanden. Eine 47-Jährige, die sich gleich zweimal mit dem Coronavirus infiziert und beim zweiten Mal das Pfizer-Medikament erhalten hatte, spürte am dritten Tag der Paxlovid-Gabe eine «rasche Besserung». Heute sei sie wieder «ganz die Alte», so Linda Geng, Co-Direktorin der Klinik für Long Covid von Stanford Health Care in dem auf Researchsquare.com veröffentlichten Fallbericht.

Auch die Immunologin Lavanya Visvabharathy (37) von der Northwestern Medicine Long-Covid-Klinik in Chicago litt vier Monate nach ihrer Infektion noch unter chronischer Erschöpfung, Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Nach fünftägiger Einnahme von Paxlovid verbesserten sich ihre Symptome zusehends. Zwei Wochen nach Ende der Behandlung waren ihre Erschöpfungssymptome «zu 100 Prozent verschwunden», wie Reuters aus dem Fallbericht zitiert.

Fachleute fordern klinische Studien

Trotz dieser Beobachtungen warnen nicht an den Case Studies beteiligte Fachleute davor, in Euphorie zu verfallen, sondern auf die Resultate klinischer Studien zu warten. «Wir sollten unsere Forschung nicht auf anekdotische Berichte stützen», so Diana Berrent, Long-Covid-Betroffene und -Aktivistin aus den USA. «Das ist nicht gut genug.»

Auch der Neurowissenschaftler Igor Koralnik von der Feinberg School of Medicine an der Northwestern University rät vorerst zu Zurückhaltung: «Paxlovid ist kein harmloses Medikament.» Es interagiere mit einer langen Liste weit verbreiteter Medikamente. Das Präparat sollte daher nicht einfach so eingenommen werden. Es brauche zuerst sorgfältige, kontrollierte Studien, betont auch Ex-Long-Covid-Patientin Visvabharathy.

«Wir sollten unsere Forschung nicht auf anekdotische Berichte stützen.»

Diana Berrent, Long-Covid-Betroffene und -Aktivistin aus den USA

Positiver gestimmt ist Steven Deeks, Mediziner und HIV-Experte von der University of California in San Francisco (UCSF), wie Science.orf.at schreibt: Pharmaunternehmen neigten dazu, Studien mit einzelnen Patienten abzuwerten. Aber solche Fälle hätten auch dazu beigetragen, die HIV-Heilung voranzutreiben. Deeks glaubt, dass Paxlovid dasselbe für Long Covid erreichen könnte. Auch habe er bereits von einem dritten Fall gehört, bei dem die Symptome eines Long-Covid-Patienten nach der Einnahme von Paxlovid verschwunden sind.

Paxlovid in der Schweiz 

Unter anderem in den USA und der EU ist Paxlovid schon zugelassen, in der Schweiz noch nicht. Das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic prüft die Zulassung von Paxlovid zur Behandlung von Covid-19 aber bereits. Das entsprechende Zulassungsgesuch hat Hersteller Pfizer im Januar 2022 eingereicht.

Neben Paxlovid bietet noch ein weiterer Medikamentekandidat Grund zur Hoffnung. Mit einem noch nicht zugelassenen Augenpräparat namens BC 007 habe man bereits mehrere Long-Covid-Patienten von ihrem Leiden befreit, heisst es von Seiten des Uniklinikums Erlangen und der Firma Berlin Cure. Die klinischen Studien liefen bereits.

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