SchweizÄrzte rätseln: Diabetes-Fälle bei Schweizer Kindern explodieren
Bei immer mehr Kindern wird Typ-1-Diabetes diagnostiziert. Für den massiven Anstieg sehen Fachleute mehrere mögliche Ursachen, auch die Pandemie könnte mitverantwortlich sein.
Darum gehts
Die Zahl der Diabetes-Fälle bei Kindern steigt seit Jahren stark an.
Vor allem Zwei- bis Zehnjährige sind laut Fachorganisationen immer stärker betroffen.
Die Forschenden vermuten die Ursache mitunter in der Corona-Pandemie.
Der zehnjährige Ferdinand hebt sein T-Shirt an und zeigt seine Insulinpumpe, die ihn rund um die Uhr begleitet. Vor drei Jahren wurde bei ihm die Autoimmunkrankheit Typ-1-Diabetes diagnostiziert, bei der die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produziert. Seine Mutter Natacha erzählt, dass auch Ferdinands jüngere Schwester dieselbe Diagnose erhalten hat. «Die ganze Familie hat einen doppelten Schlag erlitten», so Natacha.
Die Fälle von Typ-1-Diabetes haben in den letzten Jahren bei Kindern stark zugenommen, Experten sprechen von einem «signifikanten Anstieg». Doch über die genauen Ursachen rätseln die Fachleute: «Seit 2019 sind 30 Prozent mehr Kinder betroffen, während der durchschnittliche Anstieg normalerweise drei Prozent pro Jahr beträgt», sagt Professorin Valérie Schwitzgebel, Leiterin der Abteilung für pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie am Waadtländer Universitätsspital.
Massiver Anstieg bei Zwei- bis Zehnjährigen
Der steigende Trend zeigt sich auch bei der Groupe Romand de Parents d'Enfants Diabétiques (GRPED). Laut der Präsidentin Sophie Zbinden habe die seit 1997 bestehende Gruppe vor fünf Jahren noch 49 Familien gezählt, heute seien es bereits 136. «Der Anstieg ist bei Kindern im Alter von etwa zwei bis zehn Jahren massiv», so Zbinden zu «24 heures».
Diabetes: Diese Warnsignale gibt es
Da es während der Covid-Krise zu einem Höchststand an neu gemeldeten Typ-1-Diabetes-Fällen kam, untersuchen Forschende seither einen möglichen Zusammenhang mit dem Virus. So vermuten die Forschenden, dass ein anders beanspruchtes Immunsystem und die starke Zunahme der Stressfaktoren einen Einfluss haben könnten. Man beschäftige sich insbesondere mit Fettleibigkeit und Stress, die das Fortschreiten und die Manifestation der Krankheit begünstigen könnten.
«Diabetes selbst bleibt rätselhaft»
«Aber es ist sehr schwierig, Parameter hervorzuheben, weil Diabetes selbst rätselhaft bleibt», so Schwitzgebel. Auch laut Dr. Michael Hauschild, dem leitenden Arzt für Diabetologie und Stoffwechsel am Waadtländer Unispital, wurden bisher jedoch keine direkten Verbindungen zwischen der Pandemie und der steigenden Zahl der Diabetes-Fälle gefunden.
Kennst du jemanden, der an Diabetes leidet?
Ins Leben von Ferdinand und seiner Familie ist mittlerweile wieder eine Art Normalität eingekehrt. «Es ist der Diabetes, der sich an unser Leben anpasst, nicht umgekehrt», so Mutter Natacha. Trotzdem bleibe es besonders für Ferdinand eine tägliche Herausforderung.
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