Schweizer Armee: Offiziere sehen Asylsuchende bei Kasernen kritisch

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«Kein Miteinander»Schweizer Offiziere wollen keine Asylbewerber auf Armee-Arealen

Die Offiziere der Schweizer Armee stehen den Plänen zur Unterbringung von Asylsuchenden auf Truppen-Areal skeptisch gegenüber. Es dürfe «kein Miteinander» zwischen Soldaten und Geflüchteten geben, sagt deren Präsident. 

Dominik Knill, Präsident der Offiziersgesellschaft, stellt im Hinblick auf die Unterbringung von Asylsuchenden auf Armee-Areal klare Forderungen. 
Die Asylzentren des Bundes, wie hier in Bern, dürften nicht ausreichen, um allen geflüchteten Menschen einen Platz zu bieten. 
Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider und ihr Staatssekretariat für Migration setzen deshalb auf Waffenplätze. 
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Dominik Knill, Präsident der Offiziersgesellschaft, stellt im Hinblick auf die Unterbringung von Asylsuchenden auf Armee-Areal klare Forderungen. 

Screenshot SRF

Darum gehts

  • Der Bund will auf Arealen der Armee zusätzlichen Platz für Asylsuchende schaffen. 

  • Die Offiziersgesellschaft warnt davor, dass der Ausbildungsbetrieb der Rekrutenschulen gestört wird. 

  • «Die Angehörigen der Armee müssen bei der Qualität der Unterkünfte, der Verpflegung und den Ausbildungsanlagen oberste Priorität haben», fordert deren Präsident. 

Der Bundesrat rechnet in den nächsten Monaten mit einer «stark steigenden Zahl von Asylgesuchen». Um diese Menschen wie vorgesehen auf Bundesebene aufzunehmen, brauchen die Behörden zusätzliche Plätze. Die schon erfolgte Erhöhung von 5000 auf 10’000 Plätze werde nicht ausreichen, so das Staatssekretariat für Migration (SEM) von Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (SP).

Die benötigten Unterkünfte sollen nun auf den Armee-Arealen in Thun (BE), Bière (VD), Turtmann (VS) und Bure (JU) entstehen. Eine Prüfung habe ergeben, dass Containersiedlungen bei diesen Kasernen «grundsätzlich realisiert» werden könnten. Noch würden offene Fragen geklärt, teilen die Behörden mit.

Dominik Knill, Präsident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft (SOG), schaut bei der Umsetzung dieser Pläne ganz genau hin. Es sei zwar nicht per se problematisch, dass der Bundesrat bei der Unterbringung von Asylsuchenden vermehrt auf militärische Areale zurückgreife. Aber: «Zwischen Soldaten und Asylsuchenden ist ein Nebeneinander klar dem Miteinander vorzuziehen», so Knill.

Offiziers-Präsident: «Gutgemeinte Armee-Guetzli lösen Probleme nicht»

Für den Oberst ist klar: «Die Angehörigen der Armee müssen bei der Qualität der Unterkünfte, der Verpflegung und den Ausbildungsanlagen oberste Priorität haben.» Schliesslich würden diese nicht freiwillig ihren Dienst leisten. Eine Container-Lösung sei deshalb «zwingend» vorzuziehen.

Eine «Zweckentfremdung» von Kasernen lehne die SOG klar ab. Die Container für Asylsuchende sollten ausserdem «räumlich von der militärischen Infrastruktur getrennt aufgestellt» werden, damit der Dienstbetrieb keinesfalls gestört und die Sicherheit aller Beteiligten jederzeit gewährleistet sei.

Hinzu kommt laut Knill, dass viele geflüchtete Personen von bewaffneten Krisen und Kriegen traumatisiert seien. «Es ist kaum zu verantworten, diese in Thun, Bure oder Bière zwischen Panzern und Schiessplätzen unterzubringen», so Knill, der seit 2006 an der ETH doziert. Da würden auch «gut gemeinte Armee-Guetzli keine Probleme lösen».

SEM rechnet mit 27’000 Asylgesuchen

Das SEM rechnet mit rund 27’000 Asylgesuchen im Jahr 2023, was der höchste Wert seit 2015 wäre. Dazu kommen nach wie vor Personen aus der Ukraine, welche den Schutzstatus S beantragen. Insgesamt sollen 3000 zusätzliche Plätze geschaffen werden.

Neben den vier genannten Standorten würden weitere geprüft, so die Behörden. Das Justizdepartement von Baume-Schneider hat beim Parlament deshalb vorsorglich einen Kredit von 133 Millionen Franken beantragt.

Bis diese in konkrete Projekte investiert sind, dürften noch ein paar Wochen vergehen. Offiziers-Präsident Knill erwartet vom Bundesrat, die Interessen der Armee zu berücksichtigen. «Unsere Kasernen, das Material und die Qualität der Ausbildung dürfen nicht unter dieser Notsituation leiden.»

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