Basel«Seine Ansichten sind voll Krise» – warum feiern Jugendliche Eric Weber?
Der rechtsextreme Basler Politiker Eric Weber erreicht auf Tiktok Hunderttausende junge Menschen. Seinem Aufruf nach Basel folgten am Mittwoch Jugendliche aus der halben Schweiz.
Darum gehts
Zu einer «Tiktok-Party» des rechtsextremen Basler Politiker Eric Weber reisten Teenager aus der ganzen Schweiz an.
Der Politiker ist trotz seiner Ansichten bei Teenagern populär auf Tiktok, wo Hunderttausende seine Videos konsumieren.
Sie teilten seine Ansichten nicht, sagen seine Follower. Er sei einfach lustig, weil er sich in seinen Videos blamiere.
Leandro (15) reiste aus Appenzell Ausserrhoden an, um am Mittwoch an der «Tiktok-Party» von Eric Weber im Basler Rathaus teilzunehmen. Der rechtsextreme Basler Politiker mobilisierte seit Tagen auf Tiktok für das Treffen. Dem Parlamentsdienst meldete er im Vorfeld 70 Jugendliche, gekommen sind gegen 20 hauptsächlich männliche Teenager.
Der Basler Grossrat, der bereits mehrfach in psychiatrischer Behandlung war, ist zu einem Social-Media-Phänomen geworden. Auf Tiktok erreicht er mit seinen Videos teilweise Hunderttausende. Jugendliche in der ganzen Schweiz kennen ihn. Die Videos von Weber sind zum grössten Teil unpolitisch, dafür persönlich und vor allem dreht sich seine Welt um ihn selbst. Was finden seine Follower an ihm? Wissen sie um seine politischen Ansichten?
«Ich bin wegen Tiktok hier. Da habe ich Erics Aufruf gesehen, dass er uns einladen will, die Grossratssitzung anzuschauen», sagt Leandro. Er sei eher aus Spass hier als aus politischem Interesse. Das scheint auch der Tenor der restlichen Teenager zu sein, die Webers Aufruf gefolgt sind. «Politisch stehen wir gar nicht hinter Weber, seine Ansichten sind absolute Krise. Also sind wir auf keinen Fall deswegen hier», sagen vier Jugendliche aus Bern, die gerade eine Woche in Basel verbringen. In ihrem Kreis nehme niemand den Rechtsextremen ernst, die Einladung nutzten sie dennoch: «Wir sind alle ziemlich politisch interessiert und freuen uns darauf, in die Grossratssitzung reinzuschauen.»
«Wir waren mit Eric frühstücken»
Der 59-jährige Politiker sucht seit Jahren den persönlichen Kontakt zu Minderjährigen auf Social Media oder auch im echten Leben. Weil er plötzlich in einer Schule auftauchte, musste auch schon die Polizei gerufen werden. «Er ist eher eine Art Comic-Figur», sagt der 16-jährige Giuliano. «Er hat mich vor einer Weile auf Instagram angeschrieben und dann haben wir unsere Nummern ausgetauscht, so sind wir ins Gespräch gekommen. Heute früh waren wir mit Eric Zmorge essen», erzählt er.
So seien viele von Weber kontaktiert worden. Eine Gruppe von 14-Jährigen aus dem Kanton Schwyz fuhr sogar drei Stunden Zug. «Wir kennen ihn natürlich wegen seiner Tiktoks. Da hat er uns auch angeschrieben und uns eingeladen. Später hat er auch über Instagram mit uns gechattet.» Politisch seien auch sie jedoch gar nicht seiner Meinung, beteuern sie. «Wir haben bis jetzt nur Schlechtes über Eric gehört, wie er sich auf Tiktok blamiert, ist aber einfach zu lustig», sagt einer der Teenager.
Rassistische Flyer als Souvenir
Die «Tiktok-Party» ist aber nicht unpolitisch. Weber nutzt den direkten Kontakt mit den Jugendlichen, um Wahlflyer seiner «Volksaktion gegen zu viele Ausländer und Asylanten in unserer Heimat» zu verteilen. Es ist rechtsextreme Propaganda. Die Flyer nehmen sie dann trotzdem dankend als Souvenir entgegen und posieren damit für Erinnerungsfotos mit dem Tiktoker.
Bei den nächsten Wahlen könnte Webers Zeit im Basler Kantonsparlament zu Ende gehen. Der Grosse Rat dürfte wieder eine Sperrklausel für die kommenden Wahlen im Oktober nächsten Jahres einführen. Mindestens fünf Prozent im Wahlkreis oder drei Prozent der Stimmen im ganzen Kanton wären gemäss Vorstoss von SVP-Grossrat Lorenz Amiet nötig, um den Einzug ins Parlament zu schaffen.
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Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143