SolarexpressSedrun Solar: Kommt doch noch Solarstrom aus den Alpen?
Das Projekt Solarexpress vom Parlament wurde bereits totgesagt. Die Zürcher mussten zweimal aufgeben. Nun sorgt ein Bündner Unternehmen für Hoffnung.
Darum gehts
Am Freitagabend begann der Bau der alpinen Solaranlage «Sedrun Solar» in den Bündner Bergen. Ähnliche Projekte, etwa von EWZ, scheiterten in der Vergangenheit am Widerstand aus der Bevölkerung.
Dieses Mal stand hinter dem Bau jedoch ein Unternehmen aus der Region: der Sedruner Energielieferant Energia Alpina.
Die Hoffnung ist nun, dass «der Bann nun gebrochen ist». Für den Solarexpress des Bundes sieht es trotzdem nicht gut aus. Experten bezweifeln, dass er in der gegebenen Frist erreicht werden kann.
«Der Solarexpress ist innerhalb der vorgegebenen Frist für uns nicht umsetzbar»: So tönte es nach der zweiten Absage eines EWZ-Solarprojekts in den Bündner Bergen. Das Fazit war: kein hochalpiner Solarstrom für die Schweiz und mehr Strom-Kauf aus dem Ausland.
Unweit der gescheiterten Bauprojekte begann am Freitagabend aber in Sedrun der Bau einer solchen alpinen Solaranlage unter der Leitung von Energia Alpina. Dort lief vieles anders. Die Hoffnungen auf eine erfolgreiche Umsetzung des Solarexpresses sind aber trotzdem niedrig.
Solarexpress
Das Parlament hat im Herbst 2022 die Solaroffensive in Kraft gesetzt. Damit wird – befristet bis Ende 2025 – die Bewilligung von Photovoltaik-Grossanlagen erleichtert und die Förderung mit einer Einmalvergütung von bis zu 60 Prozent der anrechenbaren Investitionskosten ermöglicht. Der Bundesrat hat die dafür nötigen Verordnungsänderungen im März 2023 verabschiedet.
Lokalvorteil von Energia Alpina
Die EWZ-Projekte «Nandro-Solar» und «Splügen-Tambo» scheiterten beide an dem Widerstand aus der Bevölkerung. Das Argument war: «Eine Solaranlage in dieser Grössenordnung ist mit den geplanten künftigen touristischen Plänen leider nicht vereinbar.»
Gegen die Baubewilligung von Sedrun Solar jedoch wurden keine Beschwerden eingereicht. Wo die Zürcher scheiterten, konnte der Sedruner Energieversorger Energia Alpina glänzen. Der Lokalvorteil scheint sich gelohnt zu haben.

Das Sedruner Energieunternehmen Energia Alpina konnte die Bevölkerung von dem Solarprojekt überzeugen.
Energia Alpina«Projekt kann nur miteinander realisiert werden»
Dem ist sich auch Ciril Deplazes, Geschäftsführer von Energia Alpina, bewusst: «Die Mehrheit von SedrunSolar AG bleibt auch durch die Beteiligung des Partners bei der Energia Alpina beziehungsweise bei der Gemeinde.»
Claudio Deplazes, Präsident des Verwaltungsrates und Gesamtprojektleiter Sedrun Solar, ergänzt: Die Bevölkerung vor Ort habe bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass sie die Zukunft aktiv gestalten möchte. «Ein solches Projekt kann nur miteinander realisiert werden.»

Claudio Deplazes betont die Nähe zur Gemeinde bei der Planung der Solaranlage. «Ein solches Projekt kann nur miteinander realisiert werden.»
Energia Alpina«Ein grosser Unterschied im Vergleich zur Projektentwicklung bei Grossunternehmungen war sicherlich das kleine, kompetente und vor allem entscheidungsfreudige Projektteam», kommentiert Ciril Deplazes in Richtung EWZ.
Getrübte Hoffnung für den Solarexpress
Trotz dieser Fortschritte herrscht wenig Hoffnung auf ein rechtzeitiges Erfüllen der Ziele des Solarexpresses. Schweizweit wurden bisher erst drei alpine Solaranlagen rechtskräftig bewilligt.
Hast du selber eine Solarstromanlage auf dem Haus?
Claudio Deplazes von Energia Alpina hofft zwar, dass «der Bann nun gebrochen ist für weitere alpine Solarprojekte in der Schweiz». Das Zubauziel des Solarexpresses von zwei TWh Strom aus alpinen Solaranlagen sei aber kaum möglich zu erreichen. Deswegen fordere er eine Verlängerung des Projekts.
Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» drückt sich Stefan Batzli vom Dachverband der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz klar aus: «Wir werden das Ziel nicht erreichen.»
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