St. Gallen: Gelbe Punkte auf der Strasse sorgen für Verwirrung

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St. Gallen«Das ist eine Verschwendung von Steuergeldern»

An vielen Kreuzungen in St. Gallen tauchen gelbe Punkte auf Strassen auf und werden zum Aufreger. Besonders pikant: Die Punkte haben keine verkehrsrechtliche Bedeutung.

Gelbe Punkte auf einer Kreuzung in St. Gallen empören nicht nur Anwohner.
Auch der Bund der Steuerzahler sieht hier Verschwendung von Steuergeldern.
In Berlin-Kreuzberg mussten ähnliche auf die Strasse aufgetragene Punkte wieder entfernt werden.
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Gelbe Punkte auf einer Kreuzung in St. Gallen empören nicht nur Anwohner.

20min/News-Scout

Darum gehts

  • In St. Gallen gibt es neuerdings gelbe Punkte auf Kreuzungen.

  • Einen News-Scout regt das auf, vor allem, weil es auf der betroffenen Kreuzung kaum Verkehr gibt.

  • Auch der TCS und der Bund der Steuerzahler (BdS) sind empört.

  • Der BdS sieht hier Steuerverschwendung.

Sie ploppen überall in der Stadt St. Gallen auf und sorgen für Unmut: Gelbe Punkte auf Strassen im Bereich von Kreuzungen. Ein News-Scout meldete sich bei 20 Minuten und ärgert sich über die neu aufgetragenen Markierungen an der Kreuzung Steigerstrasse/Kleinbergstrasse in St. Gallen. Er findet, dass diese nicht der Verkehrssicherheit dienen und am ehesten ablenken.

Vor allem wundert er sich über den Ort, an dem die Markierungen erfolgten: «Da gibt es praktisch keinen Strassenverkehr, ausserdem kann man in dem Bereich eh nur langsam fahren.»

Handelt es sich um einen Unfallschwerpunkt?

Könnte es sich trotzdem um einen Unfallschwerpunkt handeln, an dem dringend eine Massnahme notwendig ist?

20 Minuten hat deshalb bei der Stadtpolizei St. Gallen angefragt, ob es Unfälle an der Kreuzung gab. Mediensprecher Dionys Widmer von der Stadtpolizei teilt auf Anfrage mit: «In den vergangenen 24 Monaten haben sich keine Unfälle oder verkehrsrechtliche Vorfälle bei der Kreuzung Steigerstrasse/Kleinbergstrasse ereignet beziehungsweise gingen keine Meldungen bei der Stadtpolizei St. Gallen dazu ein.»

Sie haben Fans, aber mindestens genauso viele Feinde: Punkte auf Fahrbahnen.

Sie haben Fans, aber mindestens genauso viele Feinde: Punkte auf Fahrbahnen.

20min/News-Scout

Punkte haben keine rechtliche Bewandtnis

Die Punkte sollen dazu dienen, den rollenden Verkehr auf Knotenstellen zu sensibilisieren und die Aufmerksamkeit zu erhöhen, das sagen jedenfalls die Befürworter.

«Eine farbliche Gestaltung der Strassenoberflächen beispielsweise mit Punkten hat keine verkehrsrechtliche Bewandtnis oder Auswirkung», sagt Werner Lendenmann, Leiter Verkehrstechnik der Kantonspolizei St. Gallen. Verwirrende oder vom Verkehrsgeschehen ablenkende Symbole, Muster oder Zeichnungen seien unzulässig.

Einige finden, dass dieses Ausschlusskriterium bei den St. Galler Punkten erfüllt ist: «Der durchschnittliche Verkehrsteilnehmer versteht die Bedeutung dieser optischen Markierungen nicht, also beispielsweise von gelben Punkten auf der Strasse. Dies führt allseits zu Verwirrung, Unsicherheit und vermittelt ein falsches Sicherheitsgefühl», sagt Marcel Aebischer vom Touring Club Schweiz (TCS). Die TCS Sektion St. Gallen – Appenzell Innerrhoden empfehle deshalb, auf solche Markierungen zu verzichten.

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Stadt St. Gallen teilt genaue Kosten nicht mit

20 Minuten hat bei der Stadt St. Gallen zu den Kosten angefragt, die durch die gelben Punkte auf den Strassen St. Gallens und durch sogenannte «Begegnungszonen» entstanden sind.

Anfangs heisst es von der Stadt: «Auf zu pauschal gehaltene Aufforderungen geben wir keine Auskünfte.» «Für eine Knotenmarkierung ist mit Kosten von rund CHF 1500 bis CHF 2000 zu rechnen», heisst es später ohne genauere Angaben. Der Bund der Steuerzahler (BdS) sieht die ausgewiesenen Kosten als viel zu tief angesetzt an: «Zu den genannten Kosten kommen Planung, Unterhalt und so weiter», sagt Thomas Fuchs, Geschäftsführer des Bunds der Steuerzahler. In Berlin sind bei einer ähnlichen Massnahme alleine für eine Strasse Kosten in Höhe von 146`500 Euro entstanden.

Bund der Steuerzahler ist empört

Der Bund der Steuerzahler ist empört und nennt die Punkte eine «Verschwendung von Steuergeldern».

«Es geht einmal mehr um eine Schikane des Verkehrs mit einer Massnahme, die der normale Autofahrer gar nicht versteht, da die Punkte eine freie Erfindung von Bürokraten sind und nichts mit dem Strassenverkehrsgesetz zu tun haben», sagt Fuchs. «Die Punkte verwirren definitiv mehr, als dass sie etwas helfen, und das auf Kosten der Steuerzahler.»

In Berlin wurden Punkte entfernt

Auch in Berlin wurden im Bezirk Kreuzberg Punkte auf eine Strasse aufgetragen. Diese mussten allerdings wieder entfernt werden. Auch dort wurde über die Sinnhaftigkeit der Massnahme diskutiert. Durch die Massnahme in nur einer Strasse waren Kosten in Höhe von insgesamt 146`500 Euro entstanden, wie die «B.Z.» berichtete.

Berlin Kreuzberg, Bergmannstrasse: Hier mussten die auf die Strasse aufgetragene Punkte wieder entfernt werden.

Berlin Kreuzberg, Bergmannstrasse: Hier mussten die auf die Strasse aufgetragene Punkte wieder entfernt werden.

imago images / Jürgen Ritter

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