Das sind die 10 Länder mit der besten Work-Life-Balance

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OECD-RankingDas sind die zehn Länder mit der besten Work-Life-Balance

Zehn europäische Länder schafften es unter die Orte mit der besten Work-Life-Balance. Die Schweiz ist nicht darunter. Dafür gibt es einen unerwarteten 9. Platz.

Eine ausgewogene Work-Life-Balance wird heutzutage als Grundlage für einen gesunden Lebensstil verstanden.
Platz 2 für Dänemark: Der Nachmittag und der Abend gehören der Familie und der Freizeit, erklärt eine Britin, die vor Jahren ausgewandert ist.
«Dolce far niente» in Italien: Das Land ist auf Platz 1 im Work-Life-Balance der OECD: «Ich denke, die Italiener haben das Konzept der Work-Life-Balance erfunden. Sie rennen nicht ständig wie kopflose Hühner herum und denken nur ans Arbeiten», sagt ein Anwalt, der dort lebt.
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Eine ausgewogene Work-Life-Balance wird heutzutage als Grundlage für einen gesunden Lebensstil verstanden.

imago images/Rupert Oberhäuser

Darum gehts

  • Die internationale Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (kurz OECD) hat ihren Work-Life-Balance Index 2023 herausgegeben.

  • Italien ist das Land mit der besten Work-Life-Balance der Welt.

  • Auch Russland gehört unter die Top 10.

Beruf und Privatleben vereinbaren zu können, wird heutzutage als Grundlage für einen gesunden Lebensstil verstanden. Die internationale Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (kurz OECD) hat nun ihren Work-Life-Balance Index für das Jahr 2023 veröffentlicht. Erste Erkenntnis: Die Schweiz hat es nicht unter die ersten zehn Plätze geschafft.

Die ersten 10 Länder in der Rangliste:

  • Italien

  • Dänemark

  • Norwegen

  • Spanien

  • Niederlande

  • Frankreich

  • Schweden

  • Deutschland

  • Russland

  • Belgien

Was machen diese Länder anders, bzw. warum haben sie eine bessere Work-Life-Balance als wir?

Italien - Platz 1:

Das Konzept des «dolce far niente» (übersetzt: das süsse Nichtstun) stammt nicht umsonst aus Italien. «Ich denke, die Italiener haben das Konzept der Work-Life-Balance erfunden. Sie rennen nicht ständig wie kopflose Hühner herum und denken nur ans Arbeiten», sagt der kolumbianische Anwalt Andres Uribe-Orozco zur BBC.

Die Daten der OECD belegen seine Theorie. Während zehn Prozent der Arbeitnehmenden im OECD-Raum sehr viele Stunden arbeiten (mehr als 50 Stunden pro Woche), sind es in Italien nur drei Prozent. Vollzeitbeschäftigte verbringen 69 Prozent ihres Tages – 16,5 Stunden – mit Körperpflege und Freizeit. Das sind 1,5 Stunden mehr als im OECD-Durchschnitt. Das macht Italien zum Land, in dem Menschen die meiste Freizeit geniessen.

Italien schaffte es auf Platz 1 im Work-Life-Balance Index der OECD. Der letzte Platz geht an Mexiko.

Italien schaffte es auf Platz 1 im Work-Life-Balance Index der OECD. Der letzte Platz geht an Mexiko.

Screenshot OECD

Dänemark – Platz 2:

«Der Arbeitstag beginnt in Dänemark um acht Uhr, die Menschen fahren ihre Computer um 16 Uhr herunter», beschreibt die ausgewanderte Britin Helen Russell das Leben im skandinavischen Land. Der Nachmittag und der Abend gehören der Familie und der Freizeit, sagt die Autorin des Bestsellers «Hygg Hygg Hurra!: Glücklich wie die Dänen». «Vielleicht beantwortet man ein paar E-Mails, sobald die Kinder im Bett sind, aber ansonsten ist man irgendwie fertig», so Russell.

In Dänemark fahren die Leute ihre Computer um 16 Uhr herunter – das Land landete auf Platz 2 der Work-Life-Balance-Rangliste der OECD.

In Dänemark fahren die Leute ihre Computer um 16 Uhr herunter – das Land landete auf Platz 2 der Work-Life-Balance-Rangliste der OECD.

imago images/MASKOT

Tatsächlich arbeitet nur ein Prozent der Dänen und Däninnen mehr als 50 Stunden pro Woche. Damit liegt das Land zehn Prozent unter dem OECD-Durchschnitt. Zudem wird flexibles Arbeiten unterstützt, seit 1998 gibt es das sogenannte Flexjobs-Programm, bei dem Arbeitnehmende unterschiedliche Arbeitszeiten oder sogar weniger körperlich anstrengende Aufgaben beantragen können. Ausserdem gibt es in Dänemark 36 Ferientage.

Eng hinter Dänemark findet man auf der OECD-Liste ein weiteres skandinavisches Land: Norwegen.

Spanien – Platz 4:

Das Leben in Spanien ist nach der Meinung der Reisebegleiterin Isabelle Kliger gelassener. «Man lebt nicht, um zu arbeiten. Man arbeitet, um zu leben», sagt sie. Seit 2016 endet die Arbeitszeit um 18 Uhr. Dann gehen viele Spanier und Spanierinnen noch auf einen Drink. Kliger fällt dabei auf: «Die Leute reden nicht über die Arbeit ausserhalb des Arbeitsumfeldes.» Nach EU-Daten arbeiten die Menschen in Spanien durchschnittlich 37,8 Stunden pro Woche – nur etwa 20 Minuten mehr als der europäische Durchschnitt. Vollzeitbeschäftigte verbringen durchschnittlich 66 Prozent ihres Tages – also 15,7 Stunden – mit Essen, Schlafen und Freizeit – mehr als der OECD-Durchschnitt von 15,1 Stunden.

Würdest du für eine bessere Work-Life-Balance auswandern?

Und die Schweiz? Erst auf Platz 12:

Zwar schneidet die Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern im Better Life Index in vielen Bereichen gut ab – sie übertrifft den Durchschnitt unter anderem bei Einkommen, Bildung, Gesundheit oder Umweltqualität – doch an drei Punkten hapert es: So etwa ist die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen in Bezug zu den Löhnen noch gross. Die Schweiz liegt auf Platz 23 von 33 bei den von der OECD erfassten Ländern.

Auch die Beteiligung der Schweizer und Schweizerinnen ist nach OECD-Daten sehr tief: 45,1 Prozent. Sie liegt damit unter dem Durchschnitt von 69 Prozent. «Vertrauen in die Regierung ist essentiell für den sozialen Zusammenhalt und das Wohl der Menschen», begründet die Organisation.

Schweizer Arbeitnehmende verbringen lediglich 15 Stunden mit Grundbedürfnissen wie Essen oder Schlafen und Freizeitaktivitäten – und liegen damit unter dem OECD-Durchschnitt.

Die Überraschung auf Platz 9: Russland

Die OECD schreibt: «Wer eine Arbeit hat, sichert nicht nur seine wirtschaftliche Existenz, sondern bleibt auch mit seinen Mitmenschen in Kontakt, steigert sein Selbstwertgefühl und erwirbt Qualifikationen und Kompetenzen.» In Russland gehen 70 Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 64 Jahren einer bezahlten Beschäftigung nach. Dieser Wert liegt über dem OECD-Durchschnitt von 66,3 Prozent.

Das bedeutet auch eine hohe Rate von arbeitenden Müttern, was in der Methodologie der OECD positiv gewichtet wird bei der Work-Life-Balance. Russland-Experte Ulrich Schmid erklärt auf Anfrage: «In Russland arbeitet traditionell ein höherer Anteil an Frauen, das ist noch ein Erbe der Sowjetunion. Ausserdem ist die Kinderbetreuung sehr gut organisiert.»

Ein Bild aus 1977 mit einem Porträt von Wladimir Lenin an der Wand: «In Russland arbeitet traditionell ein höherer Anteil von Frauen, das ist noch ein Erbe der Sowjetunion. Ausserdem ist die Kinderbetreuung sehr gut organisiert», sagt Russland-Experte Ulrich Schmid.

Ein Bild aus 1977 mit einem Porträt von Wladimir Lenin an der Wand: «In Russland arbeitet traditionell ein höherer Anteil von Frauen, das ist noch ein Erbe der Sowjetunion. Ausserdem ist die Kinderbetreuung sehr gut organisiert», sagt Russland-Experte Ulrich Schmid.

imago images/serienlicht

Zudem müssen in Russland Arbeitnehmende im Fall von Arbeitslosigkeit mit einem Einkommensverlust von 4,5 Prozent rechnen. Das ist weniger als im OECD-Durchschnitt, wo der Einkommensverlust bei 5,1 Prozent liegt.

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