Fall Émile: Grosseltern unter Mordverdacht verhaftet

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Toter Bub in FrankreichDas weiss man über die festgenommenen Grosseltern von Émile (2)

Die Familie des kleinen Émile S. steht im Fokus – seine Grosseltern und weitere Verwandte sitzen in Haft. Das weiss man über die Familie.

Philippe V. und seine Frau Anne V. sollen laut Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge Émile S. getötet und die Leiche beseitigt haben.
Am 25. März 2025 wurde das Paar sowie zwei seiner Kinder - ein Onkel und eine Tante des Buben - im Haus der Familie in La Bouilladisse festgenommen.
Seit dem 30. März 2024 herrscht traurige Gewissheit: Der seit 2023 vermisste Émile (2) ist tot.
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Philippe V. und seine Frau Anne V. sollen laut Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge Émile S. getötet und die Leiche beseitigt haben.

AFP

Darum gehts

  • Seit März 2024 ist bekannt, dass der vermisste Émile tot ist.

  • Die Polizei fand Blutspuren auf einem Blumentopf, vier Personen wurden festgenommen.

  • Die Grosseltern von Émile und zwei ihrer Kinder stehen unter Mordverdacht.

  • Philippe V., der Grossvater, hat eine umstrittene Vergangenheit mit Gewaltvorwürfen.

  • Die Familie V. lebt ein diskretes, religiöses Leben in La Bouilladisse.

Philippe und Anne V., die Grosseltern des tot aufgefundenen Émile S., sowie zwei ihrer Kinder – ein Onkel und eine Tante des Buben – wurden am Dienstag in Frankreich festgenommen. Die vier Menschen stehen im Verdacht, den kleinen Buben getötet und seine Leiche beseitigt zu haben, wie die Staatsanwaltschaft am Dienstag in Marseille mitteilte. Ihnen werde «vorsätzliche Tötung» und «Verschleierung einer Leiche» vorgeworfen.

Ein Einblick in das Leben der sehr diskreten und gläubigen Familie V.

Wie stellt sich Émiles Familie zusammen?

Anne und Philippe V. haben zehn Kinder, von denen das älteste, Marie V., die Mutter des kleinen Émile ist.

Die Grosseltern leben in La Bouilladisse, einer kleinen Stadt in der Region Bouches-du-Rhône mit 6000 Einwohnern, in der Nähe von Aix-en-Provence. Das Haus im 160 Kilometer nordöstlichen Haut-Vernet, aus dem der Bub am 8. Juli 2023 zwischen 16.30 und 18.30 Uhr verschwand, ist das Ferienhaus der Vs. Das Paar lebt in ihrem Hauptwohnsitz La Bouilladisse immer noch mit mehreren ihrer Kinder, von denen einige kaum erwachsen sind.

Tochter Marie V. und ihr Ehemann Colomban S., die Eltern von Émile, haben zwei weitere Kinder: den dreijährigen Alaïs und einen kleinen Buben, der nach Émiles Verschwinden geboren wurde.

Rechtsextremer Vater, strenggläubige Mutter: Das sind die Eltern von Émile

Marie V. und Colomban S. sind die Eltern des im Juli 2023 verschwundenen Émile S.

Marie V. und Colomban S. sind die Eltern des im Juli 2023 verschwundenen Émile S.

AFP

Colomban S, der Vater des toten Émile, ist ein ehemaliges Mitglied der ultranationalistischen Gruppierung «Action française». Der aus Yvelines stammende Mann arbeitet heute als Ingenieur in Marseille und war auch ein sehr aktiver Aktivist der Organisation «Bastion social», eine ebenfalls rechtsextreme, politische Bewegung, die 2019 nach mehreren rassistisch motivierten Angriffen ihrer Mitglieder per offiziellem Dekret aufgelöst wurde.

Marie V. ist in einer strenggläubigen, katholischen Familie aufgewachsen. Sie ging nie zur Schule – die Kinder von Familie V. wurden zu Hause unterrichtet.

Den gesamten Artikel zu Familie S. liest du hier.

Wie ticken die Vs.?

Philippe V., etwa 60 Jahre alt, führe mit seiner Frau Anne ein «sehr religiöses, sehr diskretes und einigermassen autarkes» Leben, sagt José Morales, der Bürgermeister von La Bouilladisse, gegenüber AFP. Philippe V. besteht unter anderem auf traditionelle Messen auf Latein. Auch Émile Trauerzeremonie wurde laut dem Portal «France 3» in dieser Sprache gehalten.

Laut RTL gingen die Grosseltern regelmässig in die Kapelle von Haut-Vernet. Das Gotteshaus wurde nur von ihnen genutzt. Dort stellte die französische Polizei Mitte März einen Blumenkasten sicher, auf dem Blutspuren später im Labor entdeckt wurden.

Wer ist Philippe V.?

Als junger Mann habe Philippe V. den Wunsch gehabt, Priester zu werden, berichtet «Le Parisien». In den 1990er Jahren war V. während seiner Tätigkeit als Betreuer in einer religiösen Gemeinschaft in einen Fall von Gewalt gegen Minderjährige verwickelt. Zwischen 2014 und 2017 gingen mehrere Beschwerden ehemaliger Schüler ein, die dem «autoritären» V. Misshandlungen vorwarfen.

Philippe V. (Mitte) wird als dominant und autoritär beschrieben.

Philippe V. (Mitte) wird als dominant und autoritär beschrieben.

AFP

In der Recherche der Journalistin Ixchel Delaporte im Jahr 2022 beschrieben zahlreiche Zeugen den Physiotherapeuten als «gewalttätig». Sie berichteten von Schlägen und Prügel sowie von «Fingerabdrücken, die sogar nach zwei Monaten noch sichtbar» waren.

Im September 2024 äusserte sich der heute festgenommene Philippe V. in einem Interview mit Zeitschrift «Famille Chrétienne» (übersetzt «Christliche Familie»): «Ich wirke dominant, jemand, der alle terrorisiert. Das ist falsch, aber das ist mir egal. Die Medien schaden uns, aber die Menschen um uns herum sind wirklich grossartig! Der Beweis, dass es Gott gibt, ist die Güte, die uns täglich entgegengebracht wird.»

Wer ist Anne V.?

Über die festgenommene Grossmutter Anne V. ist wenig bekannt. Am Tag von Émiles Beerdigung war sie nicht an der Seite ihres Ehemanns zu sehen.

Auf Social Media präsentiert sie sich lächelnd mit einem Profilbild aus dem Jahr 2018. Zuletzt teilte sie den Zeugenaufruf der Polizei nach Émiles Verschwinden im Juli 2023. In den Kommentaren kommentierte sie das Bild des Buben, den die Behörden ausgewählt hatten: «Auf diesem Foto sieht er aus, wie er tatsächlich ist.» Seit dem 9. Juli 2023 hat sie keine Beiträge mehr geteilt.

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Polizei nach Kanton

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche

Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein

Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer

LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133

Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Beratungsstellen für gewaltausübende Personen

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