Russland setzt «Weltwoche» als Propaganda-Waffe ein

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Troll-FabrikenRussland setzt die «Weltwoche» als Propaganda-Waffe ein

Moskau verbreitet offenbar gezielt Inhalte der «Weltwoche», um westliche Meinungen im Ukraine-Krieg zu beeinflussen.

Russland verbreitet gezielt «Weltwoche»-Artikel in seiner Propaganda-Kampagne. Im Bild: Verleger Roger Köppel.
Köppel selbst reiste vor mehr als einem Jahr nach Moskau und traf dort Wladimir Solowjow, einen führenden Propagandisten des Kremls.
Köppel zeigte sich jedoch beeindruckt von Solowjow und nannte ihn «blitzgescheit» und «lustig».
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Russland verbreitet gezielt «Weltwoche»-Artikel in seiner Propaganda-Kampagne. Im Bild: Verleger Roger Köppel.

Screenshot/Weltwoche

Darum gehts

  • Der Kreml startete im Frühjahr 2022 seine bisher umfangreichste Desinformationskampagne gegen Europa.

  • Russische Trollfabriken und gefälschte Websites renommierter Medien verbreiteten gezielt Propaganda.

  • Die Schweizer «Weltwoche» wird vom Bayerischen Verfassungsschutz im Zusammenhang mit der Verbreitung pro-russischer Narrative erwähnt.

Im Frühjahr 2022 startete Russland unter der Leitung des Kremls seine bisher umfangreichste Desinformationskampagne gegen Europa. Der Bayerische Verfassungsschutz konnte kürzlich neue Erkenntnisse über die Vorgehensweise der russischen Online-Armee gewinnen.

Mithilfe technischer Analysen entdeckte man, dass Moskau Websites renommierter Medien wie dem «Spiegel» oder der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» imitierte, um Propaganda zu verbreiten. Parallel dazu steuerten russische Trollfabriken Tausende Profile in sozialen Netzwerken, die gezielt russische Narrative verbreiteten, wie der «SonntagsBlick» berichtet.

Die Rolle der «Weltwoche»

Im Bericht des Bayerischen Verfassungsschutzes wird unter anderem die Schweizer «Weltwoche» genannt, die unter der Leitung von Ex-SVP-Nationalrat und Verleger Roger Köppel steht. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs veröffentlicht die «Weltwoche» immer wieder Artikel, die als pro-russische Propaganda wahrgenommen werden.

Besonders brisant: Diese Artikel werden von Russland gezielt in seiner Propaganda-Kampagne verbreitet, um westliche Meinungen zu beeinflussen. Köppel selbst reiste vor mehr als einem Jahr nach Moskau und traf dort Wladimir Solowjow, einen führenden Propagandisten des Kremls. Solowjow ist bekannt für seine radikalen Ansichten und wurde mit Sanktionen belegt. Köppel zeigte sich jedoch beeindruckt von Solowjow und nannte ihn «blitzgescheit» und «lustig». Im Juli besuchte Köppel den Kreml – als Begleitung von Viktor Orban, dem autokratischen ungarischen Ministerpräsidenten.

Der ungarische Präsident Viktor Orban hat vergangenes Jahr auf Einladung von «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel die Schweiz besucht. Im Juli war Köppel mit Orban im Kreml in Moskau zu Gast.

Der ungarische Präsident Viktor Orban hat vergangenes Jahr auf Einladung von «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel die Schweiz besucht. Im Juli war Köppel mit Orban im Kreml in Moskau zu Gast.

20min/Michael Scherrer

Roger Köppel distanziert sich

Die «Weltwoche» reagiert auf die Vorwürfe. Roger Köppel distanzierte sich von jeglicher Verbindung zu russischen Propaganda-Aktionen, so der «SonntagsBlick». Der 59-Jährige betont, dass die «Weltwoche» keine Kontrolle darüber habe, wer ihre Artikel aus welchen Motiven weiterverbreite. Die Zeitung verstehe sich als unvoreingenommenes und unabhängiges Medium, das Themen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchte.

Rolle des Bayerischen Verfassungsschutzes ist umstritten

Die Rolle des Bayerischen Verfassungsschutzes im Zusammenhang mit der Desinformationskampagne «Doppelgänger» ist in der Diskussion stark umstritten. Während der Bericht des Bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz ursprünglich 350 Medientitel auflistete, deren Inhalte angeblich für russische Propaganda genutzt wurden, wurde dieser Vorwurf nach massiver Kritik von Medien und Politikern relativiert.

Der Verfassungsschutz stellte klar, dass den genannten Medien nicht unterstellt werde, bewusst oder aktiv russische Propaganda zu verbreiten. Die Korrektur erfolgte, nachdem es zu «Missverständnissen» in der medialen Berichterstattung gekommen war. Es werden Bedenken laut, der Verfassungsschutz betone zwar, dass er keine Medien bewusst unter Verdacht stellen wolle, trotzdem geraten kritische oder regierungskritische Medien stärker ins Fadenkreuz.

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Fragen und Antworten zum Krieg in der Ukraine (Staatssekretariat für Migration)

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Beratungsangebot (Deutsch, Ukrainisch, Russisch), von Pro Juventute

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Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

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