UmfrageMehrheit der Schweizer unterstützt das neue EU-Vertragspaket
Eine neue Umfrage zeigt, dass eine relative Mehrheit der Bevölkerung das neue Vertragspaket mit der Europäischen Union (eher) unterstützt: Die wichtigsten Erkenntnisse in Grafiken.
Darum gehts
Eine exklusive Umfrage zeigt, dass die Mehrheit der Befragten das neue Vertragswerk mit der Europäischen Union befürwortet.
47 Prozent der Stimmbevölkerung ist (eher) für das neue Vertragspaket – 35 Prozent sind (eher) dagegen.
Primär Frauen und Junge sind noch relativ unentschlossen: Hier liegt im Abstimmungskampf das grösste Potenzial brach.
Im Bundeshaus sorgen die Umfrageresultate für gemischte Reaktionen: SP und Mitte sehen sich bestärkt – die SVP zeigt sich kämpferisch.
2025 steht im Zeichen einder Verhandlungen zwischen der Europäischen Union (EU) und der Schweiz: Politisch wird das neue Vertragswerk zwischen Bern und Brüssel für hitzige Debatten sorgen – doch wie steht die Bevölkerung dazu?

Eine relative Mehrheit der Befragten spricht sich (eher) für das neue Vertragspaket mit der Europäischen Union aus. Ausser unter der SVP-Wählerschaft sind bei allen grossen Parteien befürwortende Mehrheiten zu finden.
20min/Taddeo CerlettiHeute liefert eine exklusive Umfrage von LeeWas ein Stimmungsbild: Derzeit unterstützen 47 Prozent der Stimmbevölkerung das neue EU-Vertragspaket, während 35 Prozent dagegen sind – weitere 18 Prozent haben noch keine gefestigte Meinung.
Die SVP alleine auf weiter Flur
Die Wählenden der GLP (76 Prozent) und SP (70 Prozent) sprechen sich am deutlichsten für das Vertragspaket aus – die SVP-Basis (75 Prozent) wiederum lehnt es entschieden ab. Die Wählerschaften der Mitte (59 Prozent), der FDP (56 Prozent) und der Grünen (50 Prozent) sind ebenfalls mehrheitlich für das Vertragspaket.
Wie geht es mit dem EU-Vertragswerk weiter?
Auffallend ist, dass ein relativ grosser Anteil der Befragten das Vertragswerk «eher unterstützt» (30 Prozent) oder «eher ablehnt» (17 Prozent): Gemeinsam mit dem vergleichsweise grossen Anteil der Unentschlossenen deute dies darauf hin, dass die Meinungsbildung in der Bevölkerung zum gegenwärtigen Zeitpunkt «noch nicht weit fortgeschritten» sei, wie Studienautor Fabio Wasserfallen erklärt.

Insbesondere Frauen und Junge sind noch sehr unentschlossen: Hier verortet Studienleiter Fabio Wasserfallen das grösste Potenzial für den Abstimmungskampf.
20min/Taddeo CerlettiDaneben ist ein Geschlechter- und Altersgraben zu beobachten: Der Anteil der Unentschlossenen ist bei den Frauen (25 Prozent) und den Jungen (35 Prozent) auffallend gross. «In diesem Segment der Stimmbevölkerung liegt für die Befürwortenden und die Gegnerschaft entsprechend noch viel Potenzial», erklärt der Professor für europäische Politik der Universität Bern. Tendenziell steigt die Zustimmung zum Vertragswerk mit wachsendem Einkommen und zunehmendem Alter.
Vertiefung der Beziehungen zur EU gewünscht
Nur 25 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Distanz zur EU – während 46 Prozent die Beziehung vertiefen möchten. Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung (80 Prozent) vertritt die Ansicht, dass gute Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU «wichtig» (42 Prozent) oder «eher wichtig» (38 Prozent) seien.

Obwohl die Mehrheit der Befragten überzeugt ist, dass sich die EU nicht in die richtige Richtung entwickelt hat, sprechen sich 46 Prozent für eine Vertiefung der Beziehungen aus.
20min/Taddeo CerlettiDiese Zahl ist vor dem Hintergrund interessant, dass eine starke Mehrheit der Bevölkerung (69 Prozent) die Meinung vertritt, dass sich die EU – im Gegensatz zur Schweiz – in den letzten 20 Jahren nicht in die richtige Richtung entwickelt habe: Dies weise auf eine «differenzierte Einschätzung» der Stimmbevölkerung hin, erklärt Wasserfallen.
Migrations-Massnahmen werden entscheidend
Schliesslich zeigt eine sogenannte «Conjoint-Analyse», dass die in Aussicht gestellten flankierenden Massnahmen entscheidend werden: Im Bereich der Zuwanderung wünschen sich die Befragten eine eigenständige Schutzklausel oder gar eine gänzlich eigenständige Steuerung der Zuwanderung über jährliche Kontingente. Im Bereich des Lohnschutzes wiederum scheint das ausgehandelte Massnahmenpaket die Zustimmung innerhalb der Stimmbevölkerung erhöht zu haben.
So reagiert die Politik auf die Umfrage-Ergebnisse
SP-Nationalrat Eric Nussbaumer freut sich, dass die Bevölkerung den Wert stabiler Beziehungen zu den EU-Ländern erkannt habe: «Das Paket passt genau zur Schweiz», erklärt der Baselbieter.

SP-Nationalrat Eric Nussbaumer ist überzeugt: «Die Schweiz bleibt souverän, auch wenn sie mit anderen Ländern kooperiert und den Zugang zum grössten grenzüberschreitenden Markt sicherstellt.» (Archivbild)
20min/Matthias SpicherIm kommenden Abstimmungskampf müssten die Befürworter diese Erkenntnis stärken. «Die Schweiz bleibt souverän, auch wenn sie mit anderen Ländern kooperiert und den Zugang zum grössten grenzüberschreitenden Markt sicherstellt», betont Nussbaumer.
Die Mitte hofft auf wachsende Zustimmung
Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter ist überzeugt, dass die Zustimmung zum Vertragspaket noch zunehmen werde: «Es liegen pragmatische Lösungen im Bereich des Lohnschutzes und bei den institutionellen Fragen vor, die mehrheitsfähig sind und die Fortführung des bilateralen Wegs ermöglichen.»

Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter ist sicher: «Es liegen pragmatische Lösungen vor, die mehrheitsfähig sind und die Fortführung des bilateralen Wegs ermöglichen.» (Archivbild)
20min/Matthias SpicherNun müssten im Bereich der Migration Lösungen gefunden werden und die Wirtschaft müsse der Bevölkerung aufzeigen, dass ohne die bilateralen Verträge grosse Nachteile drohten.
Die SVP spricht von einem «EU-Beitritt-Light»
SVP-Parteipräsident Marcel Dettling wiederum sagt, die Ablehnung werde mit zunehmender Aufklärung steigen: «Dieser Vertrag ist faktisch ein EU-Beitrittsvertrag – dies zeigen wir der Bevölkerung auf.» Tatsächlich sei das geplante Vertragspaket das «Ende des bilateralen Wegs» und binde die Schweiz institutionell an die EU an.

SVP-Parteipräsident Marcel Dettling ist anderer Ansicht: «Dieser Vertrag ist faktisch ein EU-Beitrittsvertrag – dies zeigen wir der Bevölkerung auf.» (Archivbild)
20min/Matthias SpicherIn Streitfällen habe mit dem «EU-Beitritt-Light» der europäische Gerichtshof das letzte Wort: «Wir hätten in unserem eigenen Land nichts mehr zu sagen», betont der Schwyzer. «Wir müssten die monströse EU-Bürokratie übernehmen, die in den EU-Ländern die Wirtschaft zunehmend abwürgt und die Zuwanderung würde weiter massiv steigen.»
SGB betont Bedeutung des Lohnschutzes
Die Gewerkschaften sind ihrerseits mit dem Verhandlungsergebnis der Sozialpartner zufrieden: «Die Bevölkerung will, dass in der Schweiz weiterhin Schweizer Löhne bezahlt werden – das bestätigt die Umfrage. Das unterstreicht, wie wichtig das Lohnschutzpaket der Sozialpartner ist», erklärt SGB-Chefökonom Daniel Lampart.
Die Umfrage
1670 Personen aus der ganzen Schweiz haben vom 3. bis 16. März 2025 an der Umfrage von LeeWas teilgenommen. LeeWas modelliert die Umfragedaten nach demografischen, geografischen und politischen Variablen. Der Fehlerbereich liegt bei 3,5 Prozentpunkten.
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