Baselland«Bildsprache wie aus antisemitischen Hetzschriften»
Mitglieder der Baselbieter SVP wollen «Gendersprache» in der Volksschule verbieten. Dafür haben sie eine «Kinderschutzinitiative» lanciert und das «Gender-Monster» kreiert. Antisemitismus-Experte Eric Petry ist fassungslos.
Darum gehts
Im Kanton Baselland haben Mitglieder der SVP eine «Kinderschutzinitiative» lanciert, die die Gendersprache in der Schule verbieten will.
Die Kampagne wirbt mit einem «Gender-Monster», das eine Armbinde trägt. Das Motiv sei antisemitisch, sagt ein Antisemitismus-Experte der Universität Basel.
Initiantin Sarah Regez weist den Vorwurf zurück. Die Armbinde sei eine Anlehnung an die One-Love-Armbinden an der Fussball-WM in Katar.
Am Donnerstag lancierten Mitglieder der Baselbieter SVP eine «Kinderschutzinitiative». Den Initianten um Nationalratskandidatin Sarah Regez geht es aber nicht um Gewalt oder Kindsmisshandlung, sondern um Gendersprache. Diese will die kantonale Volksinitiative an den Baselbieter Volksschulen verbieten. Konkret will sie das «Gender-Monster stoppen».
Auf dem Kampagnenplakat der Initiative ist die bedrohliche grüne Kralle des «Gender-Monsters» über den Köpfen dreier Kinder. Am Oberarm trägt das Monster eine Armbinde mit Regenbogenfarben und Genderstern. «Ich war entsetzt, als ich das Plakat gesehen habe», sagt der Basler Uniprofessor Erik Petry zur «Basler Zeitung». Petry ist Professor für Neuere Allgemeine und Jüdische Geschichte und ein anerkannter Antisemitismus-Experte.
«Es ist ganz klar antisemitisch», hält er fest. Das Plakat bediene sich einer Bildsprache, wie man sie aus antisemitischen Hetzschriften aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kenne. Die Armbinde sei entweder ein Verweis auf die Nazi-Armbinden oder die Binden mit Judenstern, die Menschen während des Zweiten Weltkriegs in den Ghettos tragen mussten. Auch, dass das Monster nach den Kindern greift, spiele auf die Erzählungen vom angeblichen Ritualmord an Kindern durch Juden an. Beide Motive finde er «hochgradig abstossend».
«Anlehnung an Fussball-WM»
Die Präsidentin des Initiativkomitees, Sarah Regez, bestreitet diesen Vorwurf vehement. «Die Befürworter der bevormundeten Gendersprache, denen offensichtlich die Argumente fehlen, versuchen, uns nun mit unhaltbaren Antisemitismus-Vorwürfen mundtot zu machen», entgegnet sie gegenüber der «Basler Zeitung». Die Regenbogen-Armbinde sei eine Anlehnung an die Fussball-WM in Katar, wo sich die Spieler durch das Tragen der One-Love-Armbinde solidarisch zeigten.
Auch der Israelitische Gemeindebund stufte das Motiv auf Anfrage der Zeitung nicht als antisemitisch ein. Judaistik-Professor René Bloch von der Universität Bern argumentiert, dass hierfür die eindeutig antisemitische Motivik fehle. Allerdings, schränkt er ein, werde eine Symbolik verwendet, die auch in antisemitischen Texten und Bildern verwendet werde.
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Antisemitismus betroffen?
Hier findest du Hilfe:
GRA, Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus
Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Keine News mehr verpassen
Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.