Schlafmythen: So erkennst du, ob du genug Schlaf bekommst

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Wahrheit oder MythosBrauchen Menschen wirklich acht Stunden Schlaf pro Nacht?

Viele glauben, acht Stunden Schlaf pro Nacht seien ideal. Forschende sagen aber: Der Bedarf ist individuell – und hängt von Alter, Tagesform und Gewohnheit ab.

Wie viele Stunden Schlaf du wirklich brauchst, hängt von Faktoren wie Alter oder Tagesform ab.

Wie viele Stunden Schlaf du wirklich brauchst, hängt von Faktoren wie Alter oder Tagesform ab.

Pexels/Cottonbro Studio

Du versuchst jede Nacht acht Stunden zu schlafen – und trotzdem fühlst du dich am Morgen oft gerädert? Damit bist du nicht allein: Die Stundenanzahl gilt zwar als grober Richtwert, doch für viele Menschen ist sie schlicht nicht realistisch – und oft entweder zu wenig oder gar nicht nötig.

Wie viel Schlaf brauchst du, um dich ausgeruht zu fühlen?

Irgendwo zwischen fünf und zehn Stunden

Laut dem Swiss Sleep House am Inselspital Bern ist das Schlafbedürfnis so individuell wie unsere Körpergrösse. Das gesunde Mass liege irgendwo zwischen fünf und zehn Stunden – je nach Lebensphase, Tagesform oder Gewohnheit. «Im Alter von siebzig Jahren können fünf Stunden Nachtschlaf normal sein. Vor allem dann, wenn tagsüber ein längerer Mittagsschlaf eingelegt wird.»

Im höheren Alter kann das Bedürfnis nach Nachtschlaf sinken.

Im höheren Alter kann das Bedürfnis nach Nachtschlaf sinken.

Pexels/Tima Miroshnichenko

Schlafforscher Björn Rasche bestätigt das: «Der Schlafbedarf ist sehr individuell – manche Menschen kommen mit sechs Stunden aus, andere brauchen neun.» Wichtig sei, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören und sich nicht von solchen Pauschalangaben verunsichern zu lassen.

Früher wurde anders geschlafen

Dass wir heute glauben, in der Nacht durchgehend schlafen zu müssen, ist ein relativ neues Konzept. Vor der Erfindung des künstlichen Lichts war Schlaf nämlich viel flexibler organisiert – und vor allem zweigeteilt. Damals schlief man biphasisch, also in zwei Etappen: Nach dem ersten Schlaf, der meist gegen 21 Uhr begann, wachte man um Mitternacht wieder auf – und blieb ein bis zwei Stunden wach. Zum Beispiel, um zu beten, zu reden oder für Zweisamkeit. Danach folgte die zweite Schlafphase bis zum Morgen.

Früher war es nicht selten, dass man in der Mitte der Nacht wach war, um zum Beispiel Zeit mit dem Partner zu verbringen.

Früher war es nicht selten, dass man in der Mitte der Nacht wach war, um zum Beispiel Zeit mit dem Partner zu verbringen.

Pexels/Mikhail Nilov

Der Historiker Roger Ekirch fand in über 500 historischen Quellen Hinweise auf diesen unterbrochenen Schlaf. Und auch Schlafforscher Thomas Wehr konnte in einem Experiment zeigen: Sobald Menschen ohne künstliches Licht leben, pendeln sie sich ganz natürlich in diesen Rhythmus ein. Die Teilnehmenden der Untersuchung schliefen zuerst rund vier Stunden, waren dann wach – und gingen anschliessend nochmals schlafen. Das zeigt: Wer nachts aufwacht, ist nicht automatisch schlafgestört – sondern möglicherweise einfach ganz normal.

Andere Länder, andere Schlafgewohnheiten

Während in westlichen Ländern der ununterbrochene Schlaf als das einzig Wahre gilt, gehen andere Kulturen viel entspannter mit dem Thema um. In Japan zum Beispiel ist Inemuri – das Nickerchen in der Öffentlichkeit – völlig akzeptiert. Ob im Büro, in der Schule oder beim Pendeln: Wer tagsüber kurz die Augen schliesst, wird nicht verurteilt, sondern bewundert – als besonders fleissig.

In asiatischen Ländern ist ein Mittagsschlaf in der Öffentlichkeit akzeptiert.

In asiatischen Ländern ist ein Mittagsschlaf in der Öffentlichkeit akzeptiert.

Pexels/Ron Lach

In Südeuropa oder Nordafrika ist wiederum die Siesta-Kultur tief verwurzelt. Wenn die Mittagshitze alles lahmlegt, wird geschlafen oder geruht – und der Tag zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt, wenn es etwas abgekühlt ist.

Wie du erkennst, ob du genug Schlaf bekommst

Ob du zu wenig schläfst, lässt sich übrigens einfach feststellen: «Ein guter Indikator für Schlafmangel ist, wenn du am Nachmittag fast einschläfst – zum Beispiel bei einem Vortrag oder im Kino», sagt Björn Rasche. «Falls du den Tag ohne grosse Müdigkeit überstehst, bekommst du wahrscheinlich doch mehr Schlaf, als du denkst.»

Besteht die Gefahr, dass du tagsüber fast einschläfst? Dann solltest du mal über deinen Schlafbedarf nachdenken.

Besteht die Gefahr, dass du tagsüber fast einschläfst? Dann solltest du mal über deinen Schlafbedarf nachdenken.

Pexels/Cottonbro Studio

Also: Ob du fünf, sieben oder zehn Stunden Schlaf benötigst, weiss dein Körper selbst am besten. Versuche, weniger auf starre Normen zu hören und mehr auf dein eigenes Gefühl. Und wenn du mal mitten in der Nacht wach wirst? Kein Grund zur Panik. Vielleicht steckt einfach eine zweite Schlafphase dahinter – wie bei unseren Vorfahren.

Was hilft dir, wenn du nicht gut geschlafen hast und tagsüber müde bist?

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