Aus Angst«Schweiz hat an Qualität verloren»: Darum wollen Junge auswandern
Laut einer neuen Studie haben viele Jugendliche Zukunftsängste. Diese bewegen sie dazu, über eine Auswanderung nachzudenken.
Darum gehts
Viele junge Menschen in der Schweiz denken wegen Zukunftsängsten und gesellschaftlicher Entwicklungen über eine Auswanderung nach.
Zu den häufigsten Sorgen gehören Krieg in Europa, wirtschaftliche Unsicherheit und politische Enwicklungen.
Beliebte Auswanderungsziele sind Länder mit vermeintlich besserer Lebensqualität wie Neuseeland, Kanada oder auch Dubai oder Amerika.
8 von 10 Jugendlichen aus Deutschland haben Angst vor einem Krieg in Europa. Das zeigt die neue Shell-Jugendstudie. Dazu kommen Sorgen bezüglich der Wirtschaft, dem Klima und zunehmender Feindseligkeit. Laut der Studie sehen sich 12 Prozent der Jungen als Verlierer der Modernisierung und stehen Staat sowie Gesellschaft durchgehend kritisch gegenüber.
Auch in der Schweiz zeigt sich ein sinkendes Sicherheitsgefühl, wie verschiedene Untersuchungen zeigen. Gleichzeitig hat die Anzahl der Auswanderer seit 2020 stetig zugenommen. Allein 2023 verliessen rund 124’000 Menschen laut Statista die Schweiz. Sorgen Angst vor Krieg, dem Klimawandel und der Wirtschaftslage, dafür, dass junge Menschen auswandern wollen?
Das sagt die 20 Minuten-Community
Während viele der Meinung sind, dass die Schweiz ein gutes, sicheres Land ist, bestätigen in einem Aufruf einige Leserinnen und Leser die oben genannten Sorgen und den Gedanken, auszuwandern. Viele machen sich Sorgen wegen Kriegen, der hohen Lebenskosten und der wirtschaftlichen Lage. Einige berichten sogar von Panikgefühlen und -attacken bei dem Gedanken daran.
Als Zielland werden öfters Neuseeland, Kanada oder andere nordische Länder erwähnt, aber auch ganz andere Destinationen. Das sind eure Meinungen zum Thema.
C.W., (21, w): «Zahlen immer mehr Steuern und profitieren nicht davon»
C.W. (21) hat sich schon öfters überlegt auszuwandern, auch unter Freunden sei dies Thema. C. hat mehrere Sorgen, die ihr Leben in der Schweiz betreffen, unter anderem ihre Unzufriedenheit mit dem Thema Migration: «Die Schweiz hat extrem an Qualität verloren und ich fürchte mich davor, dass wir in eine gesellschaftliche Lage geraten wie Deutschland oder Frankreich mit Migrationsproblemen.» Auch ist sie unzufrieden mit einigen Ansätzen der linken Politik: «Ich verstehe nicht, dass wir über eine dritte Toilette in der Schule diskutieren, die durch Steuergelder finanziert werden sollen, während wir nicht einmal wissen, wie wir unseren zukünftigen Pensionierten die AHV bezahlen sollen.»
Dazu kommen C.’s Sorgen wegen des Wirtschaftssystems: «Wir zahlen immer mehr Steuern, aber profitieren teils nicht wirklich von den höheren Einnahmen.» Sie habe sich aufgrund des beruflichen Potenzials schon öfters überlegt, nach Dubai oder Amerika auszuwandern.
Elisabeth (17): «Möchte weg wegen der täglichen Diskriminierung und Rassismus»
Auch Elisabeth (17) träumt schon länger davon, auszuwandern. «Einerseits habe ich Sorge vor einem Krieg, der auch die Schweiz erreicht, denn so neutral ist die Schweiz nicht mehr. Andererseits erlebe ich täglichen Rassismus hier.» Vor kurzem sei Elisabeth zum Islam konvertiert und bemerke die Diskriminierung oft in Gesprächen. Ihr Wunsch ist es, mit ihrem Freund nach Medina zu ziehen, um ihre Religion ohne Rassismus ausleben zu können.
Sores (17): «Würde nach Schweden oder Irland – da ist das Klima noch okay!»
Auch Sores (17) hat ähnliche Sorgen bezüglich Kriegen und der politischen Entwicklung. «Mich beschäftigt, dass die SVP aktuell die stärkste Partei ist, weil sie alle Ausländer in einen Topf schmeisst. Gleichzeitig mache ich mir auch Sorgen wegen der Migration. Diese muss auch reguliert werden, die Schweiz ist zu klein, um alle aufzunehmen.»
Dazu hat Sores Sorge vor politischer Überwachung im Land. «Mein Vater wurde politisch verfolgt von der Türkei und darf sich nicht in einem EU-Staat niederlassen. Dass die Schweiz sich immer mehr der EU annähert, macht mir Sorgen.» Sores würde daher in ein Land auswandern, das keine Abkommen mit der EU hat, wie beispielsweise Dubai. «Ich mache mir aber auch Sorgen wegen der Entwicklung des Klimas, von daher würde Schweden oder Irland Sinn machen, da ist das Klima noch okay.»
Anonym, (16, w): «Macht mir Angst, dass es bei uns auch mal so sein könnte, wie in der Ukraine»
Eine weitere Leserin (16) teilt diese Sorgen. «Ich habe auch Angst davor, dass Kriege die Schweiz betreffen könnten. In der Schule haben wir einige Kinder, die aus der Ukraine oder aus Russland sind, die erzählt haben, wie die Lage in ihrem Heimatland ist. Es macht mir Angst, daran zu denken, dass das bei uns auch mal der Fall sein könnte.» Wirklich konkrete Pläne deswegen auszuwandern hat sie nicht, aber der Gedanke daran sei ihr schon öfters gekommen. «Einfach irgendwo an den Strand, vielleicht Spanien oder Hawaii, weit weg von allem, besonders auch dem Leistungsdruck in der Schweiz.»
Anonym, (26, m): «Fühle mich von der Schweiz ausgebeutet und hintergangen»
Für einen weiteren Leser ist klar: «Ich fühle mich von dem System in der Schweiz hintergangen.» Zu seinen grössten Sorgen gehören die Wirtschaftslage, die Wohnsituation und die Lebenskosten in der Schweiz. «Ich fühle mich ausgebeutet in der Schweiz. Die Kosten sind so enorm hoch, das ganze System kommt nur der Oberschicht zugute. Wenn man zur unteren Schicht gehört, hat man hier nichts verloren. Ein Eigenheim leisten kann sich hier niemand, ich ziehe von WG zu WG, das will ich nicht mehr.»
Sein Plan ist es, in sein Herkunftsland Italien zurückzuziehen und sich dort ein Haus für weniger Geld zu kaufen. «Zeit den Koffer zu packen, die Staatsbürgerschaft abzugeben und ein One-Way-Ticket zu buchen.»
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