JugendstudieEin Krieg in Europa ist die grösste Angst junger Deutscher
Die Angst vor einem Krieg in Europa ist gross, das politische Interesse steigt, und die Ansichten zum Nahostkonflikt sind gespalten. Hier findest du die wichtigsten Erkenntnisse der neuen Shell-Jugendstudie.
Darum gehts
Die Angst vor einem Krieg in Europa ist mit 81 Prozent die grösste Sorge junger Deutscher, gefolgt von wirtschaftlichen Ängsten und dem Klimawandel.
Das politische Interesse der Jugend ist stark gestiegen.
In Studie zeigt eine grundsätzlich positive Einstellung zur Demokratie in Deutschland.
Angst vor Krieg in Europa, stärkere politische Positionierung, gespaltene Einstellung zum Nahostkonflikt: Diese Punkte zeichnen unter anderem die aktuelle Einstellung der Jugendlichen in Deutschland aus, wie aus der neuen Shell-Jugendstudie hervorgeht. In dieser wurden rund 2500 Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren zu ihrer Lebenssituation und ihren Einstellungen und Orientierungen persönlich befragt. Dies sind die wichtigsten Erkenntnisse.
Politisches Interesse steigt
Das politische Interesse ist bei den Jugendlichen auf 55 Prozent gestiegen.
20min / Taddeo CerlettiDas politische Interesse von jungen Menschen ist gestiegen. Aktuell bezeichnen sich 55 Prozent von ihnen als politisch interessiert. 2002 lag dieses noch auf einem Tiefstand von 34 Prozent. Zwischen Mädchen und Jungen sind diesbezüglich keine nennenswerten Unterschiede zu verzeichnen. Auch der Anteil derjenigen, die sich aktiv über Politik informieren und die Bereitschaft zum politischen Engagement sind gestiegen.
Krieg in Europa als Hauptangst
Die grösste Angst der Jugendlichen ist ein Krieg in Europa, gefolgt von Armut und der wirtschaftlichen Lage, der Umweltverschmutzung und wachsenden Feindlichkeit zwischen den Menschen.
20min /Taddeo CerlettiIn Bezug auf Ängste steht die Angst vor einem Krieg in Europa bei 81 Prozent der Jugendlichen auf Platz 1. Diese war gefolgt von der Sorge um die wirtschaftliche Lage und vor steigender Armut (67 Prozent). Auch die Angst vor dem Klimawandel wurde oft genannt. Zudem zeigen sich immer mehr Jugendliche besorgt über die zunehmende Feindseligkeit unter den Menschen. Die Sorge vor weiterer Zuwanderung wird von 34 Prozent der Jungen genannt.
Kein Rechtsruck, aber klarere Positionierung
Auf einer Skala von 1 (sehr links) bis 11 (sehr rechts) stufen sich aktuell die Jugendlichen mit einem Mittelwert von 5,3, also leicht links ein. Dies hat sich in den letzten Jahren nicht gross verändert. Eine grosse Veränderung, die auf einen «Rechtsruck» hindeutet, konnte die Studie nicht feststellen. 46 Prozent der Jugendlichen ordnen sich als links, oder als eher links ein. Als rechts oder eher rechts bezeichnen sich 28 Prozent.
Typologie der Jugendlichen
In der Studie wurde dazu eine Typologie entwickelt, die auf den Einstellungen der Jugendlichen gegenüber Staat und Gesellschaft basiert. Die meisten werden der Gruppe der «Mainstream-Jugendlichen» (38 Prozent) zugeordnet. Sie werden durch ein überwiegend positives Bild von Staat und Gesellschaft ausgezeichnet, blicken aber laut Studie auch kritisch auf viele Aspekte in Deutschland. Als «progressiv» werden 15 % der Jugendlichen eingestuft, die eine überdurchschnittliche Sympathie für Themen zeigen, die laut Studie oft als «woke» bezeichnet werden. 18 Prozent gehören zu den «verunsicherten Jugendlichen», die sich im Alltag benachteiligt fühlen; aus dieser Gruppe besitzt fast die Hälfte der jungen Menschen keine deutsche Staatsangehörigkeit. 17 Prozent der Jungen gehören zu den «selbstbezogenen Jugendlichen». Sie vertrauen zwar im Grunde dem Staat und der Gesellschaft, aber ihre Kritik ist stark orientiert am Eigennutzen und geprägt von Verlustängsten. Die letzten 12 Prozent gehören zu den «verdrossenen Jugendlichen», die sich als Verlierer der Modernisierung sehen und dem Staat und Gesellschaft und begegnen Staat und Gesellschaft durchgehend kritisch.
Einstellung zum Nahostkonflikt gespalten
Die Geopolitik der letzten Jahre beeinflusste die Einstellung der Jugendlichen. 60 Prozent verurteilen den russischen Angriff auf die Ukraine. Beim Gazakonflikt sind die Meinungen unterschiedlicher. Rund ein Drittel der Befragten befürwortet Deutschlands Unterstützung für Israel, während ebenso viele dagegen sind. Rund die Hälfte fordert mehr Anerkennung für das Leid der palästinensischen Bevölkerung.
Grundsätzliche Zufriedenheit mit Demokratie, trotz starker Kritik
Die Shell-Studie zeigt, dass drei Viertel der Jugendlichen in Deutschland mit der Demokratie zufrieden sind. Dieselbe Anzahl der Befragten vertrauen darauf, dass das Land ihnen Chancen zur Verwirklichung ihrer Lebensziele bietet. Trotzdem äussern Jugendliche auch starke Kritik: 57 Prozent finden, dass vieles in Deutschland nicht funktioniert, was anderswo selbstverständlich ist, und fast ebenso viele empfinden staatliche Massnahmen als wenig vorteilhaft für sie persönlich.
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