Westschweizer KomikerVincent Veillon: «Rechte haben mehr Witz als Linke»
Seine Satiresendung bei RTS ist ähnlich beliebt wie früher «Giaccobbo/Müller» bei SRF. Nun witzelt der Lausanner in einer neuen Serie über den Klimawandel
Darum gehts
Vincent Veillon spielt in der neusten SRF-Serie «Die letzten ihrer Art» mit.
Der 38-jährige Schauspieler und Komiker ist der aktuelle Shooting-Star der Romandie.
Inspiriert haben ihn «Giacobbo/Müller» sowie «Tschugger»-Regisseur David Constantin.
Vincent Veillon ist zurzeit der Shooting-Star der Romandie. Der Lausanner unterhält gemeinsam mit seinem Kompagnon Vincent Kucholl (48) seit Jahren die Westschweiz mit ihrem Satire-Programm bei RTS, spielte bei der Erfolgsserie «Tschugger» einen dreckigen Polizisten und ist jetzt ebenfalls in der neusten Produktion des SRF zusehen: «Die letzten ihrer Art».
Die Serie zeigt ein Wallis, in dem wegen der Klimaerwärmung seit drei Jahren kein Schnee mehr gefallen ist – was aber die wenigsten stört. Die Protagonistinnen und Protagonisten haben alle ihre eigenen Probleme. Veillon etwa spielt einen ehemaligen Bergsteiger, der in einer Art Pfadilager Männern Lebenstipps gibt und ihnen hilft, Kontakt mit der Natur aufzunehmen.
Am Locarno Film Festival hat er mit seinem Team «Die letzten ihrer Art» erstmals einem grösseren Publikum vorgeführt. Davor hat sich Veillon mit 20 Minuten über das Projekt unterhalten.
Vincent Veillon, in der neuen Serie spielen Sie einen Lebenscoach in den Bergen. Was müsste passieren, dass Sie so einen Coach aufsuchen?
Vincent Veillon: Das würde ich sofort machen, ich gehe ohnehin seit drei Jahren in die Therapie, um den Mist in meinem Kopf etwas zu sortieren. Ich würde mir aber einen besseren Coach suchen als meinen Charakter.
Gleich in der ersten Szene der Serie sind Sie beim Sex zu sehen – hilft das bei den Quoten?
Sex und Mord – das ist das Erfolgsgeheimnis von «Game of Thrones»! Es ist sicher eine Art, die Tonalität einer Serie zu setzen. In der Szene spiele ich ja einen Orgasmus vor, das soll das Publikum erstmals zum Lachen bringen.
In der Serie machen Sie Witze über den Klimawandel – fehlt in der Debatte darüber der Humor?
Ja. Das Thema ist so allgegenwärtig, aber wir lachen kaum darüber. Dabei wäre das ein wichtiges Ventil, um Unangenehmes zu besprechen. Beim gemeinsamen Lachen entsteht eine Verbindung zu anderen Menschen – auch denen, die am Klimawandel zweifeln.
Findest du Witze über den Klimawandel lustig?
In einem Interview haben Sie Humor mit Medizin verglichen, können Sie das erklären?
Lachen hat etwas Therapeutisches. Es gibt Studien, die sagen, wer täglich lacht, lebt länger. Am besten lacht es sich über sich selbst. Es geht nicht darum, sich über andere lustig zu machen.
Als Komiker können Sie Dinge auch anders ansprechen als ein Politiker.
Ja. In meiner Satireshow bei RTS, «52 Minutes», nutzen Politikerinnen und Politiker die Plattform, um Themen anzusprechen, die sie andernorts lieber meiden würden. Es gibt viele in der Politik, die einen tollen Humor haben – meistens kommen sie von den rechten Parteien. Die Linken haben deutlich weniger Witz.
Ahja?
Zumindest in der Schweiz definitiv. Kürzlich habe ich eine coole, lustige Rede von Tim Walz gesehen, dem «Running Mate» der US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris. Humor ist im Wahlkampf sicher eine Stärke.
Wie erklären Sie sich die Unterschiede?
Kulturell wollen wir in der Schweiz lieber ruhiger, bescheidener und vorsichtiger auftreten. Serien wie «Tschugger» helfen uns dabei, uns etwas aufzulockern.
Mit ihrer Rolle bei «Tschugger» als zwielichtiger Polizist haben Sie den Röstigraben überwunden, wie war das?
Genial! Ich habe zwar nichts davon verstanden, was er vor der Kamera im Walliserdialekt gesagt hat, aber mit David Constantin zu arbeiten, war eine tolle Chance. Ich habe grossen Respekt vor seinem Schaffen und seinem Erfolg. Er ist eine Inspiration. In der Schweiz haben wir ja oft Angst vor Erfolg.
Sie auch?
Nein. Ich bin seit zehn Jahren im Geschäft und versuche allen zu gefallen, um Erfolg zu haben! Angst habe ich eher davor, dass meine Idee floppt. Die Film- und TV-Industrie in der Schweiz ist verglichen mit anderen Ländern sehr stark subventioniert. Da werden Ideen schon im Vorhinein von einer Jury gekillt, während etwa in den USA die Geschichte an erster Stelle steht. Es gibt hier eine Angst vor Erfolg und davor, sich Irrsinn zu erlauben.
Die Serie «Die letzten ihrer Art» ist bis am 9. September bei der SRG-Streaming-Plattform Play Suisse zu sehen – auch synchronisiert auf Deutsch.
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