Nach Nordstream-SabotageZerstörte Unterseekabel in Europa – sind russische Fischtrawler schuld?
In der Nähe der Färöer- und Shetland-Inseln sind unter Wasser liegende Kommunikationskabel beschädigt worden. Auch in Südfrankreich gab es jüngst ähnliche Vorfälle – die Behörden sprechen von Sabotage.
Darum gehts
Einen Monat nach der Sabotage der Nordstream-1- und -2-Pipelines wurde erneut kritische europäische Unterwasser-Infrastruktur beschädigt. Das Unterseekabel SHEFA-2, das die Färöer-Inseln über die Shetland- und Orkney-Inseln mit dem schottischen Festland verbindet, ist bei zwei separaten Vorfällen beschädigt worden. Ein Grossteil der Inseln war in der Folge ohne Internetverbindung, wie «High North News» schreibt.
Französische Behörden vermuten Sabotageakt
In Südfrankreich wurden drei wichtige Unterseekabel, die die Stadt Marseille mit Lyon, Mailand und Barcelona verbinden, absichtlich gekappt. Wie der Kabelbetreiber mitteilte, beeinträchtigte dies die Internetverbindung weltweit. Während die französischen Behörden einen Sabotageakt vermuten, sind ihre schottischen Kollegen vorsichtiger, was die Ursache für die Beschädigung der Kabel angeht.
Die Polizei vermutet die Ursache hinter Fischereifahrzeugen. Fischtrawler verursachen regelmässig Schäden an Unterseekabeln, wenn sie ihre Schleppnetze oder in manchen Fällen Anker über den Meeresboden ziehen. Doch die Häufigkeit dieser Vorfälle beunruhigt die Experten.
«Wahrscheinlichkeit, dass dies mehrmals passiert, praktisch null»
«Die Wahrscheinlichkeit, dass dies einmal aus Versehen passiert, ist gering, und die Wahrscheinlichkeit, dass dies zweimal passiert, ist praktisch null, und beim dritten und vierten Mal nicht mehr vorhanden, wenn man das normale Verhalten von Trawlern bedenkt», so Risikoanalyst Hans Tino Hansen, CEO eines Unternehmens, das sich auf Bedrohungsanalysen auf See, im Hafen und an Land spezialisiert hat.
Angespielt wird dabei auch auf zwei Vorfälle mit dem sogenannten Svalbard-Kabel, die sich Anfang dieses Jahres ereigneten. Ein Unterwasser-Glasfaserkabel, das eine Satellitenstation auf Spitzbergen mit dem norwegischen Festland verbindet, wurde durchtrennt. Und nur Monate zuvor wurden die Kabel eines wissenschaftlichen Unterwasserüberwachungsnetzes gekappt, das auch U-Boote, darunter die der russischen Nordflotte, aufspüren kann.
Sicherheitsvorkehrungen werden verstärkt
In einer ausführlichen Untersuchung kam der norwegische Rundfunk (NRK) zum Schluss, dass eine Reihe russischer Fischtrawler die Kabelstellen zum Zeitpunkt der Vorfälle wiederholt überfahren hatten. Dass auch die Shetland-Kabel von Trawlern durchtrennt wurden, sei naheliegend, so Hansen. Offen bleibe, ob es sich um Unfälle oder bewusste Sabotageakte gehandelt habe.
Nach den Zwischenfällen bei der Nordstream-Pipeline haben die norwegischen Behörden die Sicherheitsvorkehrungen für kritische Unterwasser-Infrastrukturen, einschliesslich derjenigen der Öl- und Gasindustrie in der Nordsee, weiter verstärkt. Plattformbetreiber setzen nun Drohnen zur Überwachung von Pipelines und Plattformen ein, und die norwegische Marine hat ihre Patrouillen in dem Gebiet verstärkt.
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