«Junge Tat» erhält Strafbefehle für Störaktionen bei Pride

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ZürichSechs Strafbefehle kassiert: «Junge Tat» will dagegen vorgehen

Sechs Mitglieder der Gruppierung «Junge Tat» erhielten Strafbefehle wegen Störaktionen bei einer Vorlesung von Dragpersönlichkeiten und einem Pride-Gottesdienst. Sie wurden zu Geldstrafen verurteilt. Sie werden die Strafen nicht akzeptieren, kündigt die «Junge Tat» bereits an.

Vor zwei Jahren sabotierten Mitglieder der «Jungen Tat» eine Vorlesestunde im Tanzhaus Zürich. Brandy Buttler leitet diese «Drag Story Time».
In einem Instagram-Post schrieb Buttler über das Geschehene. Sie ist enttäuscht, dass eine Veranstaltung für Kinder so attackiert wird.
Das Tanzhaus verurteilte die Aktion ebenfalls aufs Schärfste. Gegen die Gruppierung hat der Veranstalter eine Anzeige erstattet.
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Vor zwei Jahren sabotierten Mitglieder der «Jungen Tat» eine Vorlesestunde im Tanzhaus Zürich. Brandy Buttler leitet diese «Drag Story Time».

instagram/auntyactivist

Darum gehts

  • Die Staatsanwaltschaft Zürich-Sihl hat gegen sechs Exponenten der Gruppierung «Junge Tat» Strafbefehle erlassen.

  • Die Vorwürfe betreffen Störaktionen bei einem Pride-Gottesdienst und einer Vorlesestunde von Dragpersönlichkeiten für Kinder.

  • Die Beschuldigten wurden mit Geldstrafen und Bussen bestraft, die Strafbefehle sind jedoch noch nicht rechtskräftig.

  • Sie werden die Strafbefehle nicht akzeptieren, sagt «Junge Tat»-Sprecher Tobias Lingg zu 20 Minuten: «Es wird versucht, an unseren Aktivisten ein Exempel zu statuieren.»

Die Staatsanwaltschaft Zürich-Sihl hat in den Strafuntersuchungen gegen Mitglieder der «Junge Tat» sechs Strafbefehle erlassen, teilte sie am Montagmorgen mit.

Die Strafbefehle ahndeten zwei Störaktionen: Am 16. Oktober 2022 im Zürcher Tanzhaus anlässlich einer Vorlesestunde von Dragpersönlichkeiten für Kinder sowie am Pride- Gottesdienstes vom 19. Juni 2022 in der Kirche St. Peter und Paul in Zürich.

In der Medienmitteilung schreibt die Oberstaatsanwaltschaft: «Die Strafuntersuchungen der Staatsanwaltschaft Zürich-Sihl gegen sechs Exponenten der Gruppierung ‹Junge Tat› haben eine Vielzahl von Delikten zutage gefördert.» In der Periode zwischen Februar 2022 und April 2024 habe den Beschuldigten die Teilnahme an einer oder mehreren Taten nachgewiesen werden können.

Im Nachgang der beiden Störaktionen brüsteten sich die «Junge Tat» in einem Video mit den beiden Aktionen. Sie erzählten stolz. «Wir sind zwei Aktivisten von der Jungen Tat. Wir setzen uns für eine gesunde und intakte Familie sowie ein positives Geschlechterverständnis ein.» Die rechtsextreme Gruppierung «Junge Tat» fällt immer wieder mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen auf.

Zuerst zünden die Männer Rauchpetarden, danach wird ein Transparent gehisst.

20min/News-Scout

Rassendiskriminierung und Landfriedensbruch

Je nachdem, bei welchen Ereignissen die beschuldigten Personen mitgewirkt hatten, kamen verschiedene Straftatbestände zur Anwendung, kommuniziert die Oberstaatsanwaltschaft am Montag. «Hierbei handelt es sich unter anderem um Rassendiskriminierung, Störung der Glaubens- und Kultusfreiheit, Landfriedensbruch, Vergehen gegen das Sprengstoffgesetz, Nötigung, Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch sowie Abhören und Aufnehmen fremder Gespräche.»

Die Beschuldigten wurden mit Geldstrafen zwischen 100 und 180 Tagessätzen und zusätzlich mit Bussen bestraft. Diese Strafbefehle sind noch nicht rechtskräftig.

Bei zwei weiteren Exponenten der Gruppierung «Junge Tat» sind die Strafuntersuchungen noch nicht abgeschlossen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

«Junge Tat» will Strafbefehle nicht akzeptieren

«Die meisten Vorwürfe sind haltlos, wir werden die Strafbefehle nicht akzeptieren», sagt Tobias Lingg, Mediensprecher der «Jungen Tat». Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft seien politisch motiviert. «An unseren Aktivisten wird versucht, ein Exempel zu statuieren und die Meinungsfreiheit noch weiter einzuschränken, aber das nehmen wir natürlich nicht hin.»

Tobias Lingg erklärt weiter, dass die Aktionen der Jungen Tat stets friedlich und gewaltlos verlaufen würden und die Strafen deshalb erst recht «nicht hinnehmbar» seien.

Das ist an der Drag-Vorlesung passiert

«Junge Tat»-Mitglieder stürmten im Oktober 2022 die «Drag Story Time». Dies ist eine Veranstaltungsreihe im Zürcher Tanzhaus, bei der Drag-Künstlerinnen und -Künstler Kindergeschichten für Drei- bis Zehnjährige vorlesen. Brandy Buttler, Organisatorin der Veranstaltungsreihe, erzählte später, die Gruppe hätte sich unter die Besuchenden gemischt und für eine Stunde aktiv am Angebot teilgenommen. Danach hätten die Mitglieder der «Jungen Tat» versucht, ein Banner mit einem queer-feindlichen Slogan auszurollen. Sie wurde jedoch gestoppt, bevor die Kinder etwas mitbekamen.

Eine Gruppe von etwa neun weiteren vermummten Personen habe dann den Weg vor dem Lokal blockiert, Rauchfackeln gezündet und Parolen gesungen. Die Polizei musste kommen.

Die Veranstaltung widerspricht dem Weltbild der «Jungen Tat», auf Twitter schrieb die Gruppierung dazu: «Familie statt Gender-Ideologie!»

Das ist am Pride-Gottesdienst passiert

Im Juni 2022 störten die «Junge Tat»-Mitglieder einen Gottesdienst für Queer-Personen in der Kirche St. Peter und Paul in Zürich. Wie Zurich Pride damals berichtete, wurde «der Gottesdienst gestört von einer Gruppe weiss vermummter Männer, die ein weisses Holzkreuz mit Betonsockel in die Kirche tragen wollten und dabei filmten». Jemand stellte sich ihnen dabei in den Weg. Mit «mutigen queeren Gottesdienstbesuchenden haben sie die Vermummten aus der Kirche gedrängt und in die Flucht geschlagen».

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