Linksextremer Code«1312 – ACAB» – Juso beleidigt Polizisten mit Guetzli
Die Festtagsstimmung hat auch die Aargauer Juso erreicht: Die Jungpartei provoziert mit Weihnachtsgebäck mit «1312»-Gravur – der Zahlencode für «All Cops Are Bastards». Juso-Chefin Mirjam Hostetmann erklärt, dass es sich hierbei lediglich um «Systemkritik» handle.
Darum gehts
Mit einer provokanten Weihnachtsaktion sorgt die Juso Aargau für Aufsehen: «1312» ist auf ein «Guetzli mit Message» graviert.
Die Ziffern stehen für «All Cops Are Bastards». Juso-Präsidentin Mirjam Hostetmann nimmt ihre Genossen in Schutz.
Mitte-Frauen-Präsidentin Christina Bachmann-Roth betont ihrerseits, dass Kritik an der Polizei durchaus möglich sein müsse – «aber nicht so».
In etwas mehr als einer Woche ist Weihnachten – vielerorts laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Auch die Juso Aargau scheint bereits in festtäglicher Stimmung und nutzt die Adventszeit, um mit einer provokanten Aktion auf ihr politisches Engagement aufmerksam zu machen.
Kürzlich hatten die Jungsozialisten zum «Guetzli-Abig» geladen und Fotos davon in den sozialen Medien geteilt. Dabei springt das Bild von einem «Guetzli mit Message» besonders ins Auge. Auf einem Herz aus Teig prangern eingravierte Ziffern: «1312» – der Zahlencode für das Akronym «ACAB», welches für den englischen Ausspruch «All Cops Are Bastards» steht.
«All Cops Are Bastards» bald verboten?
All Cops Are Bastards (auf Deutsch etwa «Alle Polizisten sind Schweine») findet spätestens seit den 1970er- und 1980er-Jahren in Form von Tätowierungen, Aufnähern, Graffiti, Songtexten und Konsortien Eingang in bestimmte Jugendsubkulturen – insbesondere bei Linksautonomen oder Punks, aber auch bei Hooligans und Skinheads.
Just am Freitag hatte SP-Justizminister Beat Jans ein neues Verbotsgesetz für nationalsozialistische Symbole in die Vernehmlassung geschickt. Ein analoges Verbot weiterer extremistischer, rassendiskriminierender und gewaltverherrlichender Symbole werde die Landesregierung zu einem späteren Zeitpunkt vorschlagen – es ist nicht auszuschliessen, dass dieses Verbot dereinst auch All Cops Are Bastards erfassen könnte.

Justizminister Beat Jans hat eine künftige Ausweitung des Verbots nationalsozialistischer Symbole in Aussicht gestellt – es ist nicht auszuschliessen, dass All Cops Are Bastards davon erfasst wird.
20min/Matthias SpicherOft wird der Slogan als provokatives Statement gegen Polizeigewalt und institutionellen Machtmissbrauch genutzt. Die Verurteilung einer ganzen Berufsgruppe sehen Kritiker aber hochproblematisch, da sie Feindbilder fördern könnte und konstruktive Kritik durch pauschalisierende Polemik ersetze.
Hostetmann (Juso): «Brandgefährlich, ACAB mit Nazi-Symbolen zu vergleichen»
Mirjam Hostetmann – die Parteipräsidentin der Juso Schweiz – hält dies nicht für nötig: «Ich hoffe, dass sich der Bundesrat bei einer Ausweitung der Verbote von extremistischen Symbolen weiterhin an den realen Gefahren für unsere Gesellschaft orientiert.»

Juso-Chefin Mirjam Hostetmann verteidigt das «Guetzli mit Message» ihrer Aargauer Genossen: Es handle sich dabei um «Systemkritik», erklärt die Obwaldnerin.
Tamedia/Christian PfanderDie Juso Aargau habe bereits früher betont, dass es sich bei dieser Parole um «Systemkritik» handle, erklärt Hostetmann. Slogans wie ACAB mit seien keinesfalls mit Nazi-Symbolen gleichzusetzen: «Letztere stellen nämlich eine Gefahr für marginalisierte Gruppen und unsere gesamte Gesellschaft dar.»
SP-Co-Parteipräsident Cédric Wermuth – der selbst einst in der Juso Aargau politisierte – war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Bachmann-Roth (Mitte): Kritik an der Polizei «wichtig – aber nicht so»
Christina Bachmann-Roth ist die Präsidentin der Mitte Frauen Schweiz und kämpft im Kanton Aargau schon seit Jahren gegen den Ausspruch «All Cops Are Bastards». Trotzdem sei ein generelles Verbot nicht gänzlich unbedenklich, wie sie erklärt: «Es ist in einem demokratischen Rechtsstaat wichtig, dass die Polizei als Teil der Staatsgewalt kritisiert werden darf – aber nicht so.»

Christina Bachmann-Roth, die Präsidentin der Mitte Frauen Schweiz, kämpft im Kanton schon lange gegen die Verwendung von ACAB. Trotzdem sei ein Verbot nicht gänzlich unbedenklich, wie sie betont.
20min/Michael ScherrerBachmann-Roth appelliert an den «gesunden Menschenverstand» der Jungsozialisten: «Diese jungen Menschen würden wohl kaum zu einem Polizisten gehen und ihn ‹Bastard› nennen – aber sie schreiben es auf ein Guetzli und posten es im Internet.» Das sei auch Anzeichen einer «Wohlstandsverwahrlosung», erklärt die Aargauerin. «Die Polizei hat ohnehin keinen einfachen Job. Sie sind Tag und Nacht für unsere Sicherheit im Einsatz und haben definitiv mehr Respekt verdient.»
Was hältst du von dem «Guetzli mit Message»?
Ob der Slogan dereinst verboten wird, ist alles andere als sicher. Guetzli in Form von Hammer und Sichel – wie eines im Hintergrund auf einem weiteren Foto erkennbar ist – dürften der künftigen Ausweitung der Verbote extremistischer Symbole hingegen nicht entgehen.
Eine ausgewogene und ideologiefreie Berichterstattung
Der Journalismus von 20 Minuten ist frei von Ideologie. Wir streben danach, Fakten und Meinungen zu trennen und bemühen uns, auch implizite Wertungen in der Wortwahl zu vermeiden. Wir belehren das Publikum nicht und schreiben keine Meinungsartikel zu politischen Themen. Unsere Journalistinnen und Journalisten nehmen keine politischen Tätigkeiten wahr. So steht es in unseren Publizistischen Leitlinien.
Die Redaktion von 20 Minuten betreibt unabhängigen Journalismus. Sie bildet die Pluralität der Meinungen ab, solange sich diese im Rahmen des Rechtsstaates bewegen, deklariert die Positionen von Minderheiten oder Aussenseitern als solche und ermuntert die Leserschaft zur Reflexion, Debatte und Meinungsbildung.
Die Universität Zürich attestiert 20 Minuten in einer Untersuchung, über Abstimmungen in der Schweiz besonders ausgewogen zu berichten.
Bleib über Politikthemen informiert
Interessierst du dich auch über Bundesratswahlen und Abstimmungen hinaus für das Politgeschehen im Land? Liest du gerne spannende Interviews, Analysen, aber auch Lustiges zu aktuellen Themen? Abonniere hier den Politik-Push (funktioniert nur in der App)!
So gehts: Installiere die neuste Version der 20-Minuten-App. Tippe unten rechts auf «Cockpit», dann aufs «Einstellungen»-Zahnrad und schliesslich auf «Push-Mitteilungen». Beim Punkt «Themen» tippst du «Politik» an – schon läufts.
Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?
Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.