Bundesratswahlen 2022Schwarznasenschafe und Ponys – das musst du über die neuen Bundesräte wissen
Albert Rösti und Elisabeth Baume-Schneider sind beide auf einem Bauernhof aufgewachsen. Und sonst? Das musst du über die neuen Bundesräte wissen.
Darum gehts
Die beiden frisch gewählten Bundesratsmitglieder Albert Rösti und Elisabeth Baume-Schneider sind auf einem Bauernhof aufgewachsen.
Noch heute haben sie Tiere: Rösti besitzt ein Pferd und ein Pony, Baume-Schneider hat Schwarznasenschafe.
Als Kind versteckte Baume-Schneider ihr Schweizerdeutsch: «Ich habe im Laden getan, als würde ich kein Wort verstehen.» Heute ist es ihr sehr nützlich.
Elisabeth Baume-Schneider: «Ich habe im Rat gestillt, das war ein Novum»
Privat: Die 59-jährige Elisabeth Baume-Schneider ist auf einem Bauernhof in Les Bois JU aufgewachsen. Ihre Grosseltern, die ebenfalls auf dem Hof lebten, stammten aus dem Berner Seeland. So lernte die kleine Elisabeth Schweizerdeutsch, was sie als Kind versteckte. Die Bevölkerung war zerrissen in der Frage, ob der Jura sich als Kanton von Bern abspalten soll oder nicht. Im Dorfladen habe sie getan, als würde sie kein Wort Schweizerdeutsch verstehen, sagt Baume-Schneider. Heute ist die Sprache ein grosser Pluspunkt. Elisabeth Baume-Schneider ist mit Pierre-André (56) verheiratet, sie haben zwei Söhne, Luc (29) und Theo (22). Als Theo zur Welt kam, präsidierte sie gerade den Kantonsrat, stillte das Baby im Parlament. Rechtfertigen musste sie sich nicht: «Theo war ein Baby mit einer guten Ausstrahlung», sagt sie im Gespräch mit Journalisten. Sie hat ein Haus in Les Breuleux JU, in der Nähe des Orts, in dem sie aufgewachsen ist, und hält dort Schwarznasenschafe.
Der Werdegang: Baume-Schneider studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Neuenburg und war danach 13 Jahre lang Sozialarbeiterin – bis sie 2002 in die Regierung des Kantons Jura gewählt wurde. Dort stand sie während zwölf Jahren dem Bildungsdepartement vor. Zuvor hatte sie sieben Jahre lang im Kantonsrat politisiert. Nach dem Rücktritt als Regierungsrätin wurde sie Direktorin der Fachhochschule für soziale Arbeit in Lausanne. 2019 wurde sie in den Ständerat gewählt.
Das ist von ihr zu erwarten: Wird der Bundesrat nach links rücken? Das fragte ein Journalist an Baume-Schneiders erster Medienkonferenz. Nein, sagte sie. Es ändere sich nichts an der parteipolitischen Zusammensetzung. Baume-Schneider wird als frühere Marxistin bezeichnet. Der Hintergrund: Als Studentin engagierte sie sich in der Sozialistischen Arbeiterpartei, der vormaligen Revolutionären Marxistischen Liga. Später trat sie der SP bei. Die Bauern im Parlament haben mit Baume-Schneider eine weitere Stimme im Bundesrat, sie waren nach ihrer Anhörung voll des Lobes. Baume-Schneider habe beispielsweise gegen die Massentierhaltungsinitiative gestimmt. Und sie wisse aus eigener Erfahrung, dass man auf dem Land ein Auto brauche, sagt sie.
Albert Rösti: Kühe und Pferde
Privat: Der 55-jährige Rösti ist in Kandersteg in einer Bauernfamilie aufgewachsen, als jüngstes von vier Kindern. In seinem Büro in Uetendorf BE, wo er Gemeindepräsident ist, hat es Kuhglocken und poppige Kuhbilder an der Wand, wie die «Schweizer Illustrierte» schrieb. Seine Frau ist Flugbegleiterin, sie kennen sich seit Gymi-Zeiten und haben zwei erwachsene Kinder, André (26) und Sarina (22). Rösti und seine Frau besitzen das Warmblut-Pferd Livia und ein Mini-Shetland-Pony namens Rosy. Für den möglicherweise harten Winter hat Rösti vorgesorgt: mit einem Notstrom-Aggregat.
Sein Werdegang: Der ETH-Agrarwissenschaftler war Generalsekretär in der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Bern und Direktor des Verbands der Schweizer Milchproduzenten. Seit 13 Jahren politisiert er im Gemeinderat Uetendorf BE und im Parlament. Er gilt als Super-Lobbyist mit mehreren bezahlten Nebenjobs, etwa als Präsident des schweizerischen Wasserwirtschaftsverbandes und von Auto Schweiz, früher auch von Swissoil. Auf der Parlaments-Website sind 16 Interessenbindungen aufgelistet. Doch im Bundesrat werde das keine Rolle mehr spielen, sagte Rösti im SRF-«Club». Er bekomme für diese Mandate eine normale Entschädigung, so, dass er den Auftraggebern nach Beendigung der Arbeit nichts mehr schulde.
Das ist von ihm zu erwarten: Aufgrund seines Hintergrunds scheint es folgerichtig, dass Rösti sich auch im Bundesrat für fossile Energien und AKW stark machen wird, wie seine Gegner befürchten. Gleichzeitig wird ihm nachgesagt, dass er Kompromisse eingehe und nicht stur auf Parteilinie politisiere. So lobte Mitte-Präsident Gerhard Pfister in der SRF-«Arena», dass Rösti sich für einen Gegenvorschlag zur Konzernverantwortungsinitiative eingesetzt hatte, womit er weit weg gewesen sei von dem, was die SVP wollte.
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