CEO Mario Irminger: Gewinn erhöht, Marktanteil verloren – wie stark ist die Migros?

Aktualisiert

CEO Mario IrmingerGewinn erhöht, Marktanteil verloren – wie stark ist die Migros?

Am Mittwoch präsentierte der Migros-Genossenschaftsbund das Jahresergebnis 2024. MGB-Geschäftsführer Mario Irminger nimmt gegenüber 20 Minuten Stellung.

Migros-CEO Mario Irminger ist am Mittwoch gut gelaunt.
Der 59-Jährige konnte solide Zahlen des Migros-Genossenschaftsbundes präsentieren.
Die Veranstaltung fand im Jubiläumsfestzelt auf dem Zürcher Kasernenareal statt.
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Migros-CEO Mario Irminger ist am Mittwoch gut gelaunt.

20min/Matthias Spicher

Migros: Darum gehts

  • Migros verzeichnet 2024 einen Gewinnsprung auf 419 Millionen Franken, trotz Herausforderungen durch Fachmarktverkäufe.

  • Der Umsatz der Gruppe stieg auf 32,5 Milliarden Franken, jedoch wird ein Umsatzrückgang von drei Milliarden Franken durch den Verkauf von Micasa und Hotelplan erwartet.

  • CEO Mario Irminger ordnete im Anschluss an die Bilanzmedienkonferenz am Mittwoch ein.

100 Jahre alt und kerngesund. Dieses Selbstbild präsentierte am Mittwochmorgen der Migros-Genossenschaftsbund im Rahmen der Bilanz-Medienkonferenz im Jubiläums-Festzelt auf dem Zürcher Kasernenareal. Und in der Tat: Die Zahlen können sich sehen lassen. So erhöhte sich der Gewinn der gesamten Gruppe von 175 Millionen Franken im Vorjahr auf 419 Millionen Franken fürs das Bilanzjahr 2024. Der Gruppenumsatz stiegt auf 32,5 Milliarden Franken, was aber bereits Anfang Jahr verkündet worden war – «die Migros lebt!» wird frohlockt.

Heisst: Nach einem wilden Migros-Jahr samt Veräusserung der Fachmärkte ist nun pünktlich zum 100-Jahr-Jubiläum die Ruhe des Erfolgs eingekehrt? Nicht ganz. Erstens, weil die ausbleibenden Umsätze der im Jahr 2025 verkauften Fachmärkte Micasa und Hotelplan erst in der nächsten Bilanz fehlen werden. Gemäss Mitteilung rechnet man mit einem damit verbundenen Umsatzabgang von drei Milliarden Franken.

Mega-Abschreiber und weniger Marktanteil

Zweitens, weil man nach nach 500 Millionen im 2023 erneut einen dicken Abschreiber von 440 Millionen in der Bilanz hat. Dieser sei zu einem Anteil von 240 Millionen auf abgestossene Fachmärkte zurückzuführen. Heisst: Standortschliessungen, der Rückbau von Filialen und zu günstige Veräusserungen kosten ordentlich Geld. Ob anstehende Veräusserungen wie etwa Mibelle ähnlich kostspielig sein werden, sei gemäss Isabelle Zimmermann, Leitern Finanzen schwierig vorauszugsagen.

Und drittens, weil man im Kerngeschäft der Supermärkte, auf das man sich ja nunmehr fokussiert, Marktanteil verloren hat. «Wir haben zum einen in der Preiswürdigkeit nachgelassen», erklärt CEO Mario Irminger im Gespräch mit 20 Minuten. «Und zum anderen haben gewisse Genossenschaften zu wenig in die Filialen investiert.» Damit meint Irminger Filialeröffnungen in schnell wachsenden Regionen. Aber auch die Investition in die Qualität bestehender Filialen.

Digitec Galaxus «geht perfekt auf»

Wesentlich erfreulicher sei derweil die Performance von Digitec Galaxus: Der Online-Versandriese konnte seinen Umsatz um 17,2 Prozent auf 2,9 Milliarden Franken steigern. Die 2001 ins Leben gerufene Migros-Tochter sein ein entscheidender Faktor, so Irminger, wenn es um die Abdeckung im Non-Food-Geschäftsfeld geht.

Mario Irminger im Gespräch mit 20 Minuten.

Mario Irminger im Gespräch mit 20 Minuten.

20min/Matthias Spicher

Aber beisst sich das nicht mit der «Fokussierung aufs Kerngeschäft», wenn ein Nicht-Supermarkt so viel Gewicht in der Erfolgsrechnung erhält? «Das geht perfekt auf», entgegnet der 59-Jährige, «speziell, wenn eine Firma eine derart gute Entwicklung hinlegt wie Digitec Galaxus.»

Tiefpreis-Offensive geht voran

Erfolgreich verlaufe auch die Tiefpreis-Offensive im Supermarktgeschäft. «Inzwischen haben wir über 500 Artikel auf Tiefpreisniveau, also mit dem tiefsten Preis im Markt», so Irminger. Dabei bleibe auch erfreulicherweise auch die Qualität und Leistung auf dem Niveau der Mitbewerber. Besser noch: «In den Bereichen, in denen wir die Preise angepasst haben, bemerken wir eine erhöhte Nachfrage von sechs bis sieben Prozent.»

Die Preise werden also weiter attraktiver, auch zu weiterem Fokus auf Eigenprodukte wurde an der Konferenz bekannt – doch wie stehts mit der Cumulus-Karte, wenn doch immer weniger Fachmärkte eingeschlossen sind? Irminger verspricht lächelnd: «Cumulus als Loyalitätsprogramm bleibt auch ohne Fachmärkte attraktiv.» Allgemein ist eine heitere Stimmung rund um den Migros-Kader zu vernehmen.

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Unia schlägt nach Konferenz Alarm

Dem tut auch ein Communiqué der Gewerkschaft Unia kurz nach dem Ende der Medienkonferenz keinen Abbruch. Darin heisst es unter anderem, zunehmender Konkurrenzkampf, Burnout und ungenügender Gesundheitsschutz führe zu angespannter Stimmung innerhalb der Migros-Teams. Die Kluft zwischen Image und Wirklichkeit der Migros werde immer grösser.

Darauf angesprochen entgegnet Irminger: «Wir sind ein vorbildlicher Arbeitnehmer mit marktkonformer Entlöhnung, permanent überarbeiteter  Arbeitsbedingungen und einer erstklassigen Vorsorge.» Aber: «Dass es in einer so grossen Firma Einzelfälle gibt, ist immanent.» Da müsse man entsprechend reagieren und lernen, dass das nicht mehr passiert.

Die gesamte Bilanz-Medienkonferenz kannst du hier nachlesen.

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