
Ob London, Frankfurt oder New York – Investmentbankerinnen aus der Grossstadt zeigen auf Tiktok ihren Lifestyle.
Tiktok/Jaanaki#corporategirliesJunge Bankerinnen zeigen, wie 17-Stunden-Tage aussehen
Disziplin, Stil und eine 80-Stunden-Woche: Auf Tiktok zeigen junge Finanzfrauen, wie sie sich in einer Männerdomäne behaupten – und gehen damit viral.
Sie sind jung, erfolgreich und klappen nach dem Znacht erneut den Laptop auf, um nach einem langen Bürotag bis ins Morgengrauen weiterzuarbeiten. Auf Tiktok kommt derzeit niemand an jungen Frauen in der Finanzbranche vorbei. Videos mit Titeln wie «Day in the Life», «Office Outfit of the Day» oder «Get Ready With Me for Work» zeigen minutiös durchgeplante Arbeitstage. Vom Iced Matcha Latte über das Vorbereiten von Power-Point-Präsentationen bis zum Pilates – alle wollen Einblick in die Hustle Culture der #corporategirlies.
Wie viel gibst du für deinen Job?
«Wie schaffst du es, nicht zu kollabieren?»
Eine, die als Vorreiterin dieses Trends gilt, ist Juliet Mackay. Sie lässt ihre Followerschaft an typischen Tagen als Investmentbankerin in New York teilhaben – inklusive Meetings, Uber-Fahrten und Laptop-Sessions bis weit nach Mitternacht. Zudem gibt sie Tipps, wo es die schönsten Büro-Looks zu kaufen gibt und welche Beauty-Routine einen auch nach einem 17-Stunden-Tag frisch wirken lassen.
Dabei wird deutlich: Dieser Job ist kein Spaziergang und eine 80-Stunden-Woche gehört zum Standard. In den Kommentaren mischen sich Bewunderung und Skepsis. Während eine kommentiert «Das ist so ästhetisch befriedigend und zutiefst anstrengend anzusehen», fragt eine andere «Wie schaffst du es, nicht zu kollabieren?».
Krawattenkultur war gestern
Gerade, weil die Finanzbranche lange als verschlossene Männerdomäne galt – geprägt von elitären Netzwerken und Krawattenkultur – scheint es umso faszinierender zu sein, Einblicke durch eine junge Frau zu erhalten. Statt «Wolf of Wall Street»-Vibes zeigen die Creatorinnen, wie Frauen sich in dieser Hochleistungswelt behaupten. Und wer weiss, vielleicht machen derartige Vlogs auch anderen Frauen Mut, einen Fuss in der Branche zu fassen.
Ausserdem wirken viele dieser Clips wie eine subtile Abrechnung mit dem Vorurteil, die Generation Z sei unmotiviert oder faul. Stattdessen zeigen sie: Wir leisten, und zwar mit viel Disziplin, Intellekt und Stil.
Noch vor einem Jahr ging der Tiktok-Hit «Man in Finance» viral, in dem Megan Boni darüber rappte, dass sie sich einen grossen, blauäugigen Mann in der Finanzbranche angeln will. Nun ist man nicht mehr auf der Suche nach dem Banker – man ist der Banker. Statt romantisierter Abhängigkeit inszenieren sich die Finance Girlies als unabhängige Karrieremacherinnen mit durchgetaktetem Kalender, Top-Uni-Abschluss und Designertasche. Aus dem humorvoll gemeinten Begehren ist Selbstermächtigung geworden – und das klickt sich auch millionenfach.
Doppeljob mit hohem Preis
Eine Glorifizierung dieser Hustle Culture ist nichts Neues – in der Finanzbranche gehört das seit Jahrzehnten zum guten Ton. Neu dagegen ist, dass sich die jungen Frauen nicht nur durch endlose Excel-Sheets kämpfen, sondern auch als Content Creatorinnen funktionieren: filmen, schneiden, posten, kommentieren – ein Doppeljob mit potenziell hohem Preis. Am Ende bleibt schliesslich die Frage, ob diese Art von Work-Life-Balance auch nachhaltig ist.
Bist du eine Frau in der Finanzbranche? Erzähl uns davon
Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?
Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.