Knappe WohnungenDas sind die Gründe für die Wohnungskrise in der Schweiz
Eine Wohnungsnot sei kaum zu vermeiden, schreibt die Credit Suisse über den Schweizer Immobilienmarkt. 20 Minuten listet die Gründe auf.
Darum gehts
Viele Probleme im Schweizer Immobilienmarkt seien hausgemacht, sagt die CS.
Einer der Gründe für den Wohnungsmangel ist die hohe Zuwanderung.
Zudem sorgt der steigende Leitzins dafür, dass Bau-Investitionen weniger attraktiv werden.
«Eine Wohnmangellage ist kaum zu vermeiden», schreibt die Credit Suisse in ihrer neuesten Studie. In einigen Städten sei Wohnraum bereits knapp, vor allem in Zürich und Genf, so der Schweizerische Städteverband. Und Raiffeisen betitelte eine Mitteilung bereits letztes Jahr mit «Unaufhaltsam in Richtung Wohnungsnot».
Das hat Folgen und führt zu sozialen Spannungen, wie etwa die Krawallnacht in Zürich, oder zu Besetzungen von Häusern und Hotels. Und in Luzern wollen Linke die Eigentümer und Eigentümerinnen leerstehender Häuser enteignen. Doch warum sind Wohnungen in der Schweiz überhaupt knapp? Das sind die wichtigsten Gründe.
Bevölkerung wächst
Bald leben neun Millionen Menschen in der Schweiz. Die Schweiz sei angewiesen auf Fachkräfte aus dem Ausland, und diese bräuchten einen Ort zum Wohnen, heisst es beim Mieterinnen- und Mieterverband.
Bautätigkeit nimmt ab
Seit 2018 sinken die Baubewilligungen und -gesuche in der Schweiz deutlich. In der Zentralschweiz, den Bergkantonen und der Westschweiz haben sich die Baugesuche laut UBS seither mehr als halbiert.
Bürokratie steigt
Die Bewilligungsprozesse für neue Wohnungen werden länger. Im Durchschnitt dauert ein Verfahren knapp 230 Tage – 20 Tage mehr als 2019 und 40 Tage mehr als 2015. So sinkt laut der UBS der Anreiz zum Bauen.
Raumplanungsgesetz bremst
Die Anzahl der Bauprojekte mit mindestens 50 Wohnungen ist gesunken: 2018 waren laut UBS 180 solche Projekte geplant, 2022 waren es noch 114. Das sei eine Folge der Revision des Raumplanungsgesetzes, schreibt die CS. Das Schweizer Stimmvolk hat diese 2013 mit Zweidrittelmehrheit angenommen.
Verdichtung ist schwierig
Verdichtetes Bauen ist schwierig: Gerichte legten Vorschriften wie den Lärmschutz schärfer aus, der Widerstand gegen Aufzonungen wachse und der Bewilligungsprozess sei kompliziert, sagt die Credit Suisse.
Baukosten steigen
2022 hätten Lieferengpässe und steigende Baukosten die Bautätigkeit zusätzlich gebremst, schreibt die UBS weiter. Sie spricht von einer «Unterversorgung des Markts mit Wohnungen zumindest bis Ende 2024».
Leitzins steigt
«Die Schweizerische Nationalbank hat den Leitzins bereits mehrmals angehoben, das hat Hypotheken teurer und Bau-Investitionen weniger attraktiv werden lassen», sagt Markus Meier, Direktor des Hauseigentümerverbands Schweiz. Die Immobilien hätten in der Folge in den letzten Monaten ihren Glanz als Investitionsobjekte etwas verloren.
Viele Einsprachen
Meier schätzt, dass allein in der Stadt Zürich auf einen Schlag gegen 2000 Wohnungen gebaut werden könnten, wenn die entsprechenden Projekte nicht durch ausufernde Lärmschutzvorschriften oder Einsprachen blockiert wären.
Hoher Mietwohnungsleerstand
Ist der Mietwohnungsleerstand hoch, sinkt der Anreiz, neue Wohnungen zu bauen. Das sieht man in Regionen, die Anfang 2018 einen Wohnungsleerstand von über zwei Prozent hatten. Die Anzahl der Baugesuche nahm in diesen Orten seit 2018 ab und sank bis 2022 um fast 40 Prozent oder 7000 Wohnungen, wie die UBS schreibt.
«Die Lösung des Problems wird Jahre dauern»
Für die Credit Suisse ist klar, dass die Lösung des «Verdichtungsstaus» jahrelang dauern wird. Die Schweiz müsse dafür ihre Baugesetze in den Zentren ändern, politische Zielkonflikte entschärfen und Umnutzungen fördern. Sie könnte zudem die Prozesse für eine Baubewilligung vereinfachen, den Austausch von Baulandreserven ermöglichen und das Horten von Bauland bekämpfen. «Eine Wohnungsnot ist kaum zu vermeiden, und es drohen soziale Spannungen», schreibt die Bank.
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