Darum hat Hagel verschiedene Grössen, Farben und Formen

Publiziert

Eisige FundstückeDas verraten Form und Farbe von Hagelkörnern

Heftige Unwetter wie in den letzten Tagen können Schaden anrichten – aber auch Schönes schaffen. Das beweisen die Fotos von Hagelkörnern von 20-Minuten-News-Scouts. Hier erfährst du, warum die gefrorenen Wassertröpfchen sich so unterscheiden.

Dieses Hagelkorn sieht aus wie ein kleiner Oktopus, ... 
… dieses dagegen wie ein mehrdimensionaler Stern. 
Diese sehen dagegen eher klassisch aus: Sie sind klein und rund. 
1 / 23

Dieses Hagelkorn sieht aus wie ein kleiner Oktopus, ... 

20min/News-Scout

Darum gehts

  • Die Gewitter der letzten Tage brachten mancherorts auch Hagel. 

  • Die von News-Scouts gefundenen Exemplare unterscheiden sich stark. 

  • Dies nicht nur punkto ihrer Grösse, sondern auch in ihrer Form. 

  • Der Meteorologe Michael Eichmann erklärt, warum sich die eisigen Fundstücke so unterscheiden.

In den vergangenen Tagen zogen starke Gewitter über die Schweiz. Zu heftigen Blitzen, Donnern und sogar Orkanböen gesellten sich viel Niederschlag und Hagel. Letzterer machte auch vor dem Gurtenfestival nicht halt: Pünktlich zur Eröffnung fegte ein Hagelsturm über den Güsche hinweg. Auch bei zahlreichen News-Scouts kamen die eisigen Körner herunter. Die eingesandten Fotos zeigen: Hagel kann ganz unterschiedlich aussehen (siehe Bildstrecke). Das steckt dahinter.

Was ist Hagel?

Bei Hagel handelt es sich um einen aus gefrorenen Wassertröpfchen bestehenden Niederschlag, der grösser als 0,5 Zentimeter ist. Ist der Niederschlag kleiner, spricht man von Graupel. Graupelkörner haben zudem eine geringere Dichte als Hagelkörner und sind rauer. Dadurch fallen sie langsamer und können kaum Schaden anrichten. Im Gegensatz zum Hagel fällt Graupel hauptsächlich im Winter bei Temperaturen um 0 °C.

Warum heisst Hagel Hagel?

Das liegt an seiner Beschaffenheit, die an einen Kieselstein erinnert. Das Wort «Hagel» ist vermutlich mit dem griechischen Wort für die kleinen Steinchen verwandt, das wiederum auf dem Indogermanischen «*kaghlo-s» für «kleiner Stein» beruht. Mancherorts wird Hagel auch als Schlosse – mit langem O – bezeichnet. Dann zielt der Name nicht auf die Form des Korns, sondern auf seine Farbe, die auch als schlossweiss – fahl – bezeichnet wird. Gebräuchlich ist heute der Ausdruck schlohweiss.

Wie entsteht Hagel?

Voraussetzung für Hagel sind Gewitterwolken. Diese bilden sich, wenn zwischen der Luft direkt über dem Boden und der Atmosphäre ein grosser Temperaturunterschied herrscht. Das ist zum Beispiel in den warmen Jahreszeiten der Fall, wenn die Sonne den Boden aufgeheizt hat. In der Höhe herrschen dagegen Minustemperaturen. Hagel entsteht dann, wenn die Erwärmung an der Erdoberfläche dazu führt, dass Wasser verdunstet und mithilfe von Aufwinden aufsteigt und schliesslich in extrem kalten Bereichen der Atmosphäre Gefriertemperaturen erreicht und gefriert.

So entstehen Gewitter.

20min/Samira Groner

Warum sind Hagelkörner unterschiedlich gross?

«Grundsätzlich bestimmt die Stärke eines Gewitters die Ausprägung beziehungsweise Grösse der Hagelkörner», erklärt Michael Eichmann, Meteorologe bei MeteoNews. Entscheidend seien vor allem die Aufwinde. «Sie sind es, die das Hagelkorn entgegen der Schwerkraft in der Wolke halten.» Dabei komme es zyklusartig zu Auf- und Abwärtsbewegungen und damit zu einem Wechsel zwischen warmen und kalten Luftbereichen (siehe Grafik). Dadurch gewinne das Hagelkorn jeweils an Grösse.

«In der unteren Wolkenschicht sind die umgebenden Wassertröpfchen flüssig und lagern sich um das Hagelkorn an. Mit den Aufwinden wird das wasserumschlossene Korn in kältere Wolkenschichten transportiert, wodurch die Wasserschicht gefriert.» Dieser Prozess wiederhole sich so oft, bis die Aufwinde der wachsenden Schwerkraft des Hagelkorns nicht mehr ausreichend entgegenwirken könnten und das Hagelkorn aus der Wolke falle. «Zerschneidet man ein Hagelkorn quer, findet man daher auch verschiedene Schichten, so ähnlich wie bei den Jahresringen der Bäume

Visualisierung des Wachstumsprozesses eines Hagelkorns.

Visualisierung des Wachstumsprozesses eines Hagelkorns.

MeteoNews

Wie kommt es zu den unterschiedlichen Formen und Farben?

Das Anpappen der flüssigen Tröpfchen geschieht nicht gleichmässig. Entsprechend ungleichmässig sind auch die Hagelkörner. «Nicht selten gefrieren auch mehrere Körner aneinander, wodurch ein ‹verklumpftes› Korn entsteht», sagt Eichmann. Dass viele Hagelkörner recht glatt seien, liege daran, dass sie auf dem Weg zur wärmeren Erdoberfläche wieder schmölzen.

Welche Farbe ein Hagelkorn hat, hängt vom Zeitpunkt ab, zu dem die Wassertropfen gefrieren. Gefrören sie sofort beim Aufprall auf das Hagelkorn, bilde sich trübes Eis, da Luftblasen im neu gebildeten Eis eingeschlossen würden, erklärt das National Severe Storms Laboratory der US-Klimabehörde NOAA. Wenn das Wasser langsam gefriere, könnten die Luftblasen dagegen entweichen und das neue Eis werde klar. Ist das Hagelkorn während seiner Entstehung unterschiedlichen Bedingungen ausgesetzt, kann es sowohl Schichten aus klarem als auch aus trübem Eis aufweisen.

Wie gross können Hagelkörner werden?

Das offiziell bisher grösste gefundene Hagelkorn hatte einen Durchmesser von 20 Zentimetern, was etwa der Grösse einer Bowlingkugel entspricht, einen Umfang von 47,3 Zentimetern und wog 0,88 Kilogramm. Es wurde am 23. Juli 2010 in Vivian im US-Bundesstaat South Dakota entdeckt und war das Resultat einer Superzelle. Ähnlich gross oder vielleicht sogar noch grösser war ein am 27. Oktober 2020 im libyschen Tripolis gefundenes Hagelkorn. Zu dessen genauer Grösse gibt es jedoch nur Schätzungen.

Die laut dem «Guinnessbuch der Rekorde» schwersten Hagelkörner wurden am 14. April 1986 in der Region Gopalganj in Bangladesh entdeckt: Sie waren bis zu 1,02 Kilogramm schwer und sollen 92 Menschen getötet haben.

Hat Hagel bei dir schon mal Schaden angerichtet?

Etwas gesehen, etwas gehört?

Schick uns deinen News-Input!

Speichere unseren Kontakt im Messenger deiner Wahl und sende spannende Videos, Fotos und Dokumente schnell und unkompliziert an die 20-Minuten-Redaktion.

Handelt es sich um einen Unfall oder ein anderes Unglück, dann alarmiere bitte zuerst die Rettungskräfte.

Die Verwendung deiner Beiträge durch 20 Minuten ist in unseren AGB geregelt: 20min.ch/agb

Wissen-Push

Abonniere in der 20-Minuten-App die Benachrichtigungen des Wissen-Kanals. Du wirst über bahnbrechende Erkenntnisse und Entdeckungen aus der Forschung, Erklärungen zu aktuellen Ereignissen und kuriose Nachrichten aus der weiten Welt der Wissenschaft informiert. Auch erhältst du Antworten auf Alltagsfragen und Tipps für ein besseres Leben.

So gehts: Installiere die neueste Version der 20-Minuten-App. Tippe oben rechts aufs Einstellungs-Menü (drei Striche mit Kreis), dann «Einstellungen» und schliesslich auf «Push-Mitteilungen». Wähle die gewünschten Themen aus und klicke dann «Weiter». Wähle nun, falls gewünscht, eine Region aus und klicke «Weiter». Beim Punkt «Themen» kannst du jetzt «Wissen» auswählen. «Bestätigen» klicken und du bist dabei!

Deine Meinung zählt

6 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen