Pubertät: «Eltern sollten nicht alles persönlich nehmen»

Die Pubertät kann eine herausfordernde Zeit sein – aber auch der Anfang einer neuen Beziehungsform zwischen Eltern und Kindern.

Die Pubertät kann eine herausfordernde Zeit sein – aber auch der Anfang einer neuen Beziehungsform zwischen Eltern und Kindern.

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ErziehungPubertät: «Eltern sollten nicht alles persönlich nehmen»

Viele Eltern fürchten die Pubertät. Eine Expertin erklärt, wie Eltern und Jugendliche diese Zeit gut überstehen – und warum sie auch die Chance auf eine neue Art von Beziehung birgt.

Frau Niederhauser, viele Eltern erleben die Pubertät als eine besonders schwierige Lebensphase. Warum ist das so?

Einerseits ist die Pubertät durch körperliche Veränderungen definiert. Während dieser Phase beginnt der Körper, Geschlechtshormone in erhöhten Mengen zu produzieren, was zu den sichtbaren physischen Veränderungen führt.

Und anderseits?

Es finden entscheidende Entwicklungsschritte in der Persönlichkeitsentfaltung und sozialen Interaktion statt. Das Gehirn durchläuft eine signifikante Veränderung. Das beeinflusst die Art und Weise, wie Jugendliche denken, fühlen und die Welt um sich herum wahrnehmen. Die Pubertät ist der Übergang von der Kindheit ins Erwachsenenalter.

Über die Expertin

Sozialpädagogin Sandra Niederhauser.

Sozialpädagogin Sandra Niederhauser.

Privat

Sandra Niederhauser ist Sozialpädagogin HF und Beraterin bei 147 (24-Stunden-Beratung für Jugendliche per Telefon, Chat, SMS und Mail) sowie Elternberaterin von Pro Juventute.

Und das kann für alle Beteiligten herausfordernd sein.

Ja, all das kann dazu führen, dass es häufiger zu Konflikten zwischen Jugendlichen und ihren Eltern kommt. Im Umgang mit Jugendlichen brauchen Eltern und Bezugspersonen das richtige Gleichgewicht zwischen Freiräume gewähren und Grenzen setzen. Denn auch wenn der Freundeskreis zunehmend wichtiger wird: Der Ablösungsprozess bedeutet nicht das Ende der Eltern-Kind-Beziehung, sondern den Anfang einer anderen Form von Beziehung.

Was hättest du dir von deinen Eltern in der Pubertät am meisten gewünscht?

Was sind typische Konflikte, die auftreten?

Die Pubertät geht häufig mit einem erhöhten Bedürfnis nach Autonomie und Unabhängigkeit einher. Jugendliche fordern Freiräume ein. Oft reagieren Teenager mit Überdruss gegenüber Eltern und allem Vertrauten. Der Ausflug mit der Familie oder die Fahrradtour mit Mama werden zur Pflicht und Unternehmungen im Freundeskreis bevorzugt. Obwohl es für Eltern nicht einfach ist, zu erleben, wie sich das Kind langsam löst: Schritte in die Selbstständigkeit sind wichtig auf dem Weg zum Erwachsenwerden.

Viele Jugendliche fordern während der Pubertät Freiräume ein und der Freundeskreis wird der Familie gegenüber bevorzugt.

Viele Jugendliche fordern während der Pubertät Freiräume ein und der Freundeskreis wird der Familie gegenüber bevorzugt.

Pexels/cottonbro studio

Was passiert auf diesem Weg sonst noch?

Ein zentraler Entwicklungsschritt in der Pubertät ist die Suche nach der eigenen Identität. Mädchen und Jungen beginnen, ihre eigenen Werte, Glaubenssätze und Ziele zu definieren, oft durch Experimentieren mit verschiedenen Rollen, Kleidungsstilen oder Freundeskreisen. Die Pubertät ist eine Phase des Entdeckens, des Lernens und des Wachsens.

Hilfe für Eltern

Pro Juventute bietet einen «Extrabrief Teenager» an für Eltern von Jugendlichen.

Wie können Eltern ihre Kinder in diesem Prozess unterstützen?

Jugendliche brauchen weiterhin Bestätigung, Verständnis, Interesse, Lob und Vertrauen von ihren Bezugspersonen. Für Mütter und Väter bedeutet das: Dranbleiben lohnt sich. Eltern kann es helfen, wenn sie sich bewusst machen, dass sich das Verhalten der Jugendlichen nicht gegen sie richtet, sondern, dass Jugendliche dies für sich machen. Wenn Jugendliche laut werden und Eltern beschimpfen, ist es wichtig, zu sagen, dass das nicht okay ist. Gleichzeitig sollten Eltern nicht alles persönlich nehmen.

Jugendliche brauchen weiterhin Bestätigung, Verständnis, Interesse, Lob und Vertrauen von ihren Bezugspersonen.

Sandra Niederhauser, Sozialpädagogin

Worauf können Eltern fokussieren, wenn es doch mal sehr anstrengend ist?

Es hilft, die Phase der Pubertät gelassen anzugehen und Auseinandersetzungen nicht auszuweichen, auch wenn diese viel Kraft fordern. Eltern dürfen darauf vertrauen, dass alles gut kommt. Die Pubertät ist zwar eine intensive Entwicklungsphase, doch sie geht vorüber – genauso wie alle anderen Phasen. Und auch wenn es zeitweise stürmisch zu und hergeht: Die Pubertät ist wichtig.

Wie hast du deine eigene Pubertät erlebt? Erzähle uns in den Kommentaren von deinen Erfahrungen.

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