
Sprichst du zum Beispiel bei einem Streit nicht die gleiche «Stress-Sprache» wie dein Gegenüber, fällt die Kommunikation schwerer.
Getty ImagesKommunikationEs gibt 5 Stress-Sprachen – welche ist deine?
Hast du das Gefühl, bei einem Streit dein Gegenüber überhaupt nicht mehr zu verstehen? Da könntest du recht haben. Denn möglicherweise sprecht ihr unterschiedliche Stress-Sprachen.
Selbst wenn man die gleiche Sprache spricht, hat man doch manchmal das Gefühl, einander ganz und gar nicht zu verstehen. Das liegt möglicherweise an den unterschiedlichen «Stress-Sprachen». Wie bitte, an den was?
Vielleicht kennst du die «5 Sprachen der Liebe», die der amerikanische Paarberater Gary Chapman in den 90er-Jahren definiert und bekannt gemacht hat. Laut dem Konzept kommuniziert jeder Mensch seine Liebe auf seine ganz eigene Art: Zum Beispiel durch Lob und Anerkennung, durch Qualitytime, durch Geschenke, Hilfsbereitschaft oder auch durch physischen Kontakt.
Emotionaler Kontrollverlust
Nun gibt es diese verschiedenen Arten, sich auszudrücken, nicht nur in der Liebe. Sondern auch dann, wenn es einmal nicht so schön ist, wir gestresst sind und streiten. Die kanadische Physiotherapeutin und Stressforscherin Chantal Donnelly hat dieses Verhalten untersucht und sogar ein Buch darüber geschrieben: «Wenn man sich in einem Streit befindet, spricht man nicht die gleiche Sprache – man hat tatsächlich Schwierigkeiten, sich richtig zu verständigen und zuzuhören.»

Sind wir gestresst – etwa bei einem Streit – verändert sich der Blutfluss im Gehirn und die Kommunikation fällt schwerer.
Pexesl/RDNE Stock projectSie erklärt es so: «Wenn wir gestresst sind, fliesst unser Blut in unseren Körper und verlässt unseren Frontallappenbereich. Unser Frontallappen geht also gewissermassen offline.» Der Frontallappen sitzt im Gehirn und hilft unter anderem, Emotionen zu regulieren, indem er die Intensität und Angemessenheit emotionaler Reaktionen beurteilt. Das könnte der Grund sein, warum du während eines Streits das Gefühl hast, du erkennst dein Gegenüber gar nicht mehr und ihr redet komplett aneinander vorbei.
Die fünf Stress-Sprachen nach Chantal Donnelly
Die von Donnelly definierten «Stress-Sprachen» sind keine offiziellen Begriffe, aber das Konzept soll dabei helfen können, mehr über sich selbst und die Mitmenschen zu erfahren.
Implodieren: Dies ist eine Erstarrungsreaktion auf eine stressige Situation. Man fühlt sich hoffnungslos, hilflos und gelähmt.
Explodieren: Dies ist eine «Kampf oder Flucht»-Reaktion auf eine stressige Situation. Die Person kann auf eine stressige Situation übertrieben reagieren, reizbar, frustriert oder wütend werden oder davonlaufen.
Fixen: Diese Reaktion ist laut Donnelly typisch für Frauen. Sie zeigt sich in Beschwichtigung, Gefälligkeit, Überschreitung von Grenzen und sogar in der «Bemutterung» von Menschen.
Betäuben: Eine Person, die sich von der Aussenwelt abkapselt, wenn die Dinge nicht gut laufen. Diese Personen nutzen zum Beispiel Drogen, Alkohol, Online-Spiele, Überarbeitung oder übermässigen Sport als Bewältigungsmechanismus für Stress.
Verleugnen: Das macht jemand, der als Reaktion auf Stress eine toxische Positivität besitzt und übermässig optimistisch sein kann, um die Realität zu vermeiden.
Donnelly empfiehlt, sich selbst zu beobachten und so herauszufinden, wie man selbst, aber auch die Partnerin oder der Partner, typischerweise in stressigen Situationen reagiert: «Es geht darum, sich selbst und deinen Partner bei diesen sich wiederholenden Stressansätzen zu erwischen.» Dabei fällt man nicht zwingend in nur eine Kategorie: Möglicherweise reagierst du beim Streit mit deiner Chefin anders als bei einem Streit in der Familie.
Kennst du deine Stress-Sprache?
Wer seine Stress-Sprache und die seines Umfeldes kennt, kann verständnisvoller und angemessener reagieren, sagt Donnelly. «Beim Erkennen der eigenen Stress-Sprache oder der einer anderen Person geht es nicht darum, mit dem Finger zu zeigen, sondern einfach darum, eine bessere Kommunikation zu erreichen.»
Was ist dein typisches Verhalten, wenn du total gestresst bist? Erzähle uns in den Kommentaren davon.
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