Krankenkassenprämien: In diesen Kantonen wird es 2024 teuer

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KostenexplosionExklusive Zahlen – so hart trifft dich der Prämienschub 2024

Welche Kantone trifft der Prämienhammer 2024 besonders hart? Exklusive Zahlen der Krankenkassen zeigen: Der Anstieg wird wohl noch viel schlimmer als befürchtet. 20 Minuten hat die Übersicht. 

Bundesrat Alain Berset muss wohl bald schlechte Prämien-News verkünden: Die Kosten im Gesundheitswesen sind 2023 stark gestiegen. 
Santésuisse-Direktorin Verena Nold geht von einem «überdurchschnittlichen» Prämienwachstum 2024 aus. 
Um fast acht Prozent sind die Kosten im Gesundheitswesen im ersten Halbjahr gestiegen. Nicht alle Kantone trifft es gleich hart. 
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Bundesrat Alain Berset muss wohl bald schlechte Prämien-News verkünden: Die Kosten im Gesundheitswesen sind 2023 stark gestiegen. 

20min/Matthias Spicher

Darum gehts

  • Die Kosten im Gesundheitswesen sind bis Mitte 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 7,8 Prozent gestiegen. 

  • In manchen Kantonen beträgt der Anstieg mehr als zehn Prozent. Die Prämien 2024 werden wohl markant steigen. 

  • Am stärksten ist der Anstieg bei stationären Spitalaufenthalten und in der Physiotherapie. 

  • Die Zahlen stammen vom Krankenkassendachverband Santésuisse. 

Die Krankenkassenprämien stehen seit langem zuoberst auf dem Sorgenbarometer der Bevölkerung. Das wird sich auch 2024 nicht ändern, wie neue Zahlen des Krankenkassendachverbands Santésuisse zeigen, die 20 Minuten exklusiv vorliegen.

Die Kosten im Gesundheitswesen, welche für die Prämienberechnung ausschlaggebend sind, sind bis im Juni stark angestiegen. 19,8 Milliarden Franken wurden in den ersten sechs Monaten von Ärzten, Spitälern und anderen Leistungserbringern verrechnet.

Im Vergleich zum Vorjahres-Halbjahr resultiert gesamthaft ein Plus von 7,85 Prozent, pro Kopf ist es mit 6,35 etwas weniger. Die Differenz erklärt sich unter anderem durch das starke Bevölkerungswachstum. Santésuisse-Chefin Verena Nold kündigt einen heftigen Prämienschub an. Gesundheitsminister Alain Berset wird diesen im September verkünden müssen.

Bernern und Urnern droht brutale Prämienerhöhung

Zwar sind die steigenden Kosten nicht eins zu eins auf die künftigen Prämien übertragbar, doch die Tendenz nach oben zeigt sich in allen Kantonen. Längst nicht alle trifft es aber gleich hart.

Am stärksten ist der Anstieg in Uri (13,33 Prozent), gefolgt vom bevölkerungsstarken Kanton Bern mit einem Plus von 10,53 Prozent. Auf einen besonders happigen Prämienschub vorbereiten müssen sich auch Neuenburger, Aargauer, Schaffhauser, Thurgauer, Basler und Walliser. Über neun Prozent beträgt der Anstieg in diesen Kantonen.

Vergleichsweise glimpflich davon kommen unter anderem Menschen aus Nid- und Obwalden, wo die Gesundheitskosten «nur» um etwa 3,5 Prozent gestiegen sind. Unter dem Schweizer Durchschnitt ist der Anstieg auch im Kanton Zürich. Die Übersicht über alle Kantone sind in der Grafik aufgelistet.

Kostensprung bei Spitalaufenthalten und Physiotherapie

Doch wer ist «schuld» an der beispiellosen Kostenexplosion? Ein Blick auf die einzelnen Leistungserbringer zeigt: Den grössten Anstieg machen stationäre Spitalaufenthalte aus - diese kosteten im Vergleich zum Vorjahr 12,58 mehr. An zweiter Stelle rangieren die Leistungen der Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten. Diese haben 10,2 Prozent mehr verrechnet als noch 2022 - rund 711 Millionen Franken.

Die beiden Branchen weisen auf Anfrage jegliche Schuld von sich. Halbjahresvergleiche seien «nur wenig sinnvoll», sagt Dorit Djelid, Sprecherin des Spitalverbands H+. Unter dem Jahr gebe es bei Leistungen und Abrechnungen «immer wieder Schwankungen», die sich übers Jahr hinweg glätten würden.

Die Gründe für die «Schwankungen» nach oben könnten «vielfältig» sein, erklärt Djelid. Sie nennt etwa mehr schwere Fälle, die aufgrund der Diagnose nicht ambulant behandelt werden könnten. Hinzu kommen könnten auch eine erhöhte Nachfrage, lange Wartelisten, regionale oder Verschiebungen aus der freien Praxis ins Spital. Ausserdem würden regionale Unterschiede einen Einfluss auf die gesamtschweizerischen Zahlen haben.

Physio-Verband: «Die Kosten dürfen steigen»

Der Verband Physioswiss erklärt sich den Anstieg mit einer höheren Anzahl ärztlicher Verordnungen, nicht aber wegen höherer Tarife. «Die Nachfrage hat sich beispielsweise aufgrund der demografischen Entwicklung, erhöhter Multimorbidität mit steigender Lebenserwartung, der zunehmenden Verkürzung der Hospitalisationsdauer und der Zunahme von chronischen Krankheiten erhöht», sagt Sprecher Florian Kurz.

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Generell vertrete der Verband die Haltung, «dass die Kosten in der Physiotherapie steigen dürfen». Denn die Physiotherapie senke gesamthaft betrachtet sogar die Kosten im Gesundheitswesen. «Beispielsweise erzielt die Physiotherapie gleich gute Ergebnisse wie Operationen - und dies zu viel tieferen Kosten und viel geringeren Risiken», so Kurz.

Sicher ist: Der Kampf ums Geld im Gesundheitswesen geht weiter. Die Rechnung der gestiegenen Kosten in Form von höheren Prämien präsentiert Berset wohl schon im September. 

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