UmfrageNur fünf Prozent der Schweizer nutzen den Genderstern
Der Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizern ist die Debatte um genderneutrale Sprache egal, Alternativen wie der Genderstern fallen durch. Das zeigt eine Umfrage von 20 Minuten und Tamedia.
Darum gehts
Die Themen Gender und gendergerechte Sprache erhitzen die Gemüter.
Nun zeigt eine grosse Umfrage von 20 Minuten und Tamedia: Der Mehrheit der Schweizer Bevölkerung sind diese Themen gar nicht wichtig.
Ob im Alltag, im Berufsleben oder in der Öffentlichkeit: Die meisten achten nicht auf eine gendergerechte Sprache.
Unterschiede gibt es in der Parteizugehörigkeit, beim Alter und – wenig überraschend – beim Geschlecht.
Ob an Unis, im Bundeshaus, am Stammtisch oder in der Schule: Das Thema Gender und gendergerechte Sprache polarisiert. Doch wie steht die Bevölkerung der Schweiz wirklich zum Thema? Wie wichtig ist den Menschen gendergerechte Sprache und wer wendet diese im alltäglichen Gebrauch bereits an? Um das herauszufinden, haben 20 Minuten und Tamedia in Zusammenarbeit mit Leewas eine grosse Umfrage durchführen lassen (siehe unten). Das sind die wichtigsten Ergebnisse.
Gleichstellung der Geschlechter ist kein drängendes Problem
Nur 18 Prozent der Befragten nannten die Gleichstellung der Geschlechter als eines der drängendsten Probleme, das ist nur Rang 18. Viel wichtiger sind den Menschen etwa die Gesundheitskosten, die Altersvorsorge oder der Klimawandel. Die Debatte um gendergerechte Sprache finden drei Viertel der Befragten unwichtig.
Nur wenige nutzen gendergerechte Sprache
Nur 23 Prozent finden die Debatte darüber, ob es alternative Formen zum generischen Maskulin braucht, wichtig. Beim generischen Maskulin wird nur die männliche Form verwendet. Dagegen geben 76 Prozent an, dass sie das nicht wichtig finden. Das zeigt sich auch im Gebrauch der unterschiedlichen Sprachformen: Ein Grossteil der Befragten lehnt die Verwendung von gendergerechter Sprache sowohl in der Öffentlichkeit (68 Prozent), als auch in der Arbeitswelt (68 Prozent) und im privaten Alltag (75 Prozent) ab.

Nur 23 Prozent sagen «Ja» oder «Eher Ja» zur Frage, ob eine gendergerechte Sprache wichtig sei.
Quelle: Befragung 20 Minuten & Tamedia/LeewasGenerischer Maskulin wird am häufigsten verwendet
Genau die Hälfte der Befragten nutzt in Gesprächen im privaten Alltag immer oder oft den generischen Maskulin. 28 Prozent tun dies manchmal oder gelegentlich, nur ein Fünftel nutzt den generischen Maskulin nur selten oder gar nie.
Frauen ist das Thema gendergerechte Sprache wichtiger als Männer
Frauen sehen in der Gleichstellung der Geschlechter und im Thema Rassismus und Chancengleichheit eher ein Problem als dies Männer tun. Das zeigt sich auch im Sprachgebrauch: Während nur 17 Prozent der Männer mit «Ja» oder «Eher ja» auf die Frage antworten, ob sie beim Sprechen und Schreiben auf eine gendergerechte Sprache achten, sind es bei den Frauen 34 Prozent. Mit zunehmendem Alter wird gendergerechte Sprache unwichtiger: Bei den 18- bis 34-Jährigen antworten noch 30 Prozent mit Ja oder Eher Ja, bei den über 65-Jährigen nur noch 18 Prozent.

Männer und ältere Menschen achten weniger auf gendergerechte Sprache.
Quelle: Befragung 20 Minuten & Tamedia/LeewasWenig Verständnis auf dem Land und bei Bürgerlichen
In bürgerlichen Kreisen und auf dem Land wird kaum auf genderneutrale Sprache geachtet. Sympathisantinnen und Sympathisanten der SVP (95 Prozent), FDP (88 Prozent) und der Mitte (86 Prozent) achten beim Formulieren von Texten und beim Sprechen kaum auf gendergerechte Sprache. Anders sieht dies bei Links-Grün aus: Bei der SP antworten 53 Prozent mit «Ja» oder «Eher ja» auf die entsprechende Frage, bei den Grünen sind es 54 Prozent und bei der GLP 31 Prozent. Auch ein Stadt-Land-Gefälle ist auszumachen: Auf dem Land achten 20 Prozent darauf, in der Stadt sind es 31 Prozent.
Der Genderstern hat einen schweren Stand
Auf die Frage, welche Art des Schreibens und Sprechens bevorzugt wird, antworten je 23 Prozent der Befragten mit dem generischen Maskulin oder der Nennung beider Geschlechter. Umformulierungen, also beispielsweise Lesende statt Leser oder Leserinnen bevorzugen 16 Prozent, die abwechselnde Nennung der weiblichen und der männlichen Form 10 Prozent der Befragten. Kaum Sympathien gibt es hingegen für eine Gender-Fussnote, also den einmaligen Hinweis, dass beide Geschlechter gemeint sind (acht Prozent), den Doppelpunkt (sechs Prozent), den Genderstern (fünf Prozent) oder das sogenannten Binnen-I, also die Schreibweise LeserInnen (vier Prozent). Nur ein Prozent der Befragten bevorzugt es, das generische Femininum zu verwenden, also durchgehend nur die weibliche Form zu benutzen.
Punktabzüge an Schulen und Unis fallen durch
Kaum Sympathie haben die Befragten dafür, dass die Verwendung genderneutraler Sprache einen Einfluss auf die Benotung an Schulen und Unis haben soll. Nur neun Prozent beantworten diese Frage mit «Ja» oder «Eher Ja», 89 Prozent lehnen das ab.
Die Umfrage
30’754 Personen aus der ganzen Schweiz haben am 28. und 29. März 2023 an der Umfrage zu Sprache, Geschlecht und zur Diskussionskultur in der Schweiz von 20 Minuten und Tamedia teilgenommen. Die Umfrage wurde in Zusammenarbeit mit LeeWas durchgeführt. LeeWas modelliert die Umfragedaten nach demografischen, geografischen und politischen Variablen. Der Fehlerbereich liegt bei 1,0 Prozentpunkten.
Wie oft verwendest du genderneutrale Sprache?
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