Eigentümerin wollte einst ihren dementen Vater über den Tisch ziehen

Publiziert

Regina BachmannEigentümerin wollte einst ihren dementen Vater über den Tisch ziehen

Die Besitzerin der drei Sugus-Häuser im Kreis 5, die alle Mieter rausgeworfen hat, hat ihren dementen Vater zu Unterschriften für ihre Tierstiftung bewogen. Sie wurde zwar freigesprochen. Dennoch liegen die Bachmann-Erben im Streit.

Leopold Bachmann (1933-2021) hat die Sugus-Häuser in Zürich erbaut. Ihm war soziale Verantwortung und bezahlbarer Wohnraum immer wichtig. Er hinterliess fünf Kinder, von denen vier noch leben.
Drei Häuser an der Neugasse 81 bis 85 hat seine Tochter Regina Leopold geerbt. Sie kündigte am Montag allen 105 Mietparteien, um eine Totalsanierung vorzunehmen.
Drei weitere Blocks hat der eine, nochmals drei Blocks der andere Bruder von Regina Bachmann geerbt. Die jüngste Schwester erhielt bei der Erbteilung andere Liegenschaften.
1 / 5

Leopold Bachmann (1933-2021) hat die Sugus-Häuser in Zürich erbaut. Ihm war soziale Verantwortung und bezahlbarer Wohnraum immer wichtig. Er hinterliess fünf Kinder, von denen vier noch leben.

(c) Bildarchiv Tagesanzeiger, Zürich

Darum gehts

  • 105 Mietparteien in Zürich müssen wegen Sanierung ausziehen.

  • Die Eigentümerin Regina Bachmann (59) ist eine von vier Bachmann-Erben.

  • Doch die Geschwister sind untereinander zerstritten.

  • Sie haben gegen Regina Bachmann sogar in Zusammenhang mit ihrem dementen Vater geklagt.

  • Regina Bachmann soll den nicht mehr urteilsfähigen Vater zur Unterschrift zugunsten ihrer Tierstiftung überredet haben.

Hinter der Massenkündigung an der Neugasse in Zürich steckt eine Erbin des Zürcher Baulöwen und «Billig-Bauer der Nation» Leopold Bachmann (1933-2021). Regina Bachmann (59) hat vor kurzem drei von neun Blocks im Alleineigentum erhalten und sechs Tage später allen Mietern gekündigt. Ihre Brüder, denen die anderen Wohnblocks in der «Sugus»-Siedlung gehören, wollen ihre Mieter behalten.

Es dürfte nicht nur um Rendite gehen – sondern auch um jede Menge verletzter Gefühle. Denn Regina Bachmann steht mit ihren beiden Brüdern und der jüngeren Schwester im Streit. Seit mindestens acht Jahren haben sie keinen Kontakt mehr.

Jüngere Schwester kritisiert die ältere

Dass sich Regina Bachmann von der bisherigen Verwaltung Simo Immobilien GmbH abgewendet hat, die von ihren Brüdern geführt wird, erstaunt deshalb nicht. Und dass ihre jüngere Schwester die Massenkündigung öffentlich kritisiert, auch nicht.

So hatte die jüngere Schwester zu 20 Minuten gesagt: «Mir tut es von Herzen leid, was da passiert. Das ist sicher nicht im Sinne meines Vaters.»

Und auch auf der Todesanzeige von Leopold Bachmann, der am 31.Dezember 2021 verstorben ist, sind nur seine damals noch lebende Ehefrau sowie die drei Geschwister Sigmund, Andreas und Manuela sowie die Enkel aufgelistet – jedoch nicht Regina Bachmann.

Die damals noch lebende Ehefrau Johanna sowie Leopold Bachmanns Kinder Sigmund, Andreas und Manuela sind in der Todesanzeige aufgeführt, aber es fehlt Regina Bachmann.

Die damals noch lebende Ehefrau Johanna sowie Leopold Bachmanns Kinder Sigmund, Andreas und Manuela sind in der Todesanzeige aufgeführt, aber es fehlt Regina Bachmann.

Sie wollte vom Vater Geld für Tierstiftung

Kein Wunder: Die drei Geschwister waren Privatkläger an einem Strafprozess gegen ihre Schwester Regina, wie 20 Minuten nun aufdeckt. Begonnen hat die Geschichte im Jahr 2017.

Die Anklage lautete auf mehrfache Erschleichung einer falschen Beurkundung und Urkundenfälschung. Dies im Zusammenhang mit ihrer Foundation mit Sitz in Zug, welche den Tierschutz im In- und Ausland fördert, insbesondere unter dem Aspekt artgerechter Tierhaltung.

Dabei hat Regina Bachmann im Dezember 2017 ihren dementen Vater Leopold Bachmann zur Unterschrift von drei Dokumenten bewogen, obwohl sie wusste, dass ihr damals 84-jähriger Vater nicht mehr urteilsfähig war.

Je drei Häuserblocks (rot und gelb) gehören den Brüdern Andreas und Sigmund Bachmann, die blauen drei Blocks sind im Alleineigentum von Regina Bachmann, die nun allen Mietern gekündigt hat.

Je drei Häuserblocks (rot und gelb) gehören den Brüdern Andreas und Sigmund Bachmann, die blauen drei Blocks sind im Alleineigentum von Regina Bachmann, die nun allen Mietern gekündigt hat.

Google Maps

Zuerst verurteilt, dann freigesprochen

Regina Bachmann wurde in erster Instanz vom Strafgericht Zug im Mai 2023 zu einer bedingten Freiheitsstrafe von zehn Monaten verurteilt. Sie erhob Berufung an das Zuger Obergericht und wurde im Dezember 2023 vollständig freigesprochen.

Im rechtskräftigen Urteil heisst es, dass die Freisprüche deshalb ergingen, weil der Anklagevorwurf nicht erstellt ist. Weiter steht, dass aufgrund des amtlichen Gutachtens sowie der übrigen Sachbeweise erstellt ist, dass die Beschuldigte ihren Vater im Dezember 2017 drei Dokumente unterzeichnen liess, obwohl er urteilsunfähig war, was sie wusste.

Regina Bachmann habe bösgläubig gehandelt

Die Beschuldigte habe bösgläubig gehandelt und mit der Schenkung sei die Foundation ungerechtfertigt bereichert worden. Regina Bachmann musste deshalb – trotz des Freispruches – die Gerichtskosten in der Höhe von 36’000 Franken bezahlen sowie den Verteidiger am Strafgericht Zug.

Regina Bachmann hat auf die Kontaktversuche von 20 Minuten bisher nicht reagiert.

Wie wichtig ist dir der Tierschutz im Vergleich zu anderen sozialen Themen?

Eine ausgewogene und ideologiefreie Berichterstattung

  • Der Journalismus von 20 Minuten ist frei von Ideologie. Wir streben danach, Fakten und Meinungen zu trennen und bemühen uns, auch  implizite Wertungen in der Wortwahl zu vermeiden. Wir belehren das Publikum nicht und schreiben keine Meinungsartikel zu politischen Themen. Unsere Journalistinnen und Journalisten nehmen keine politischen Tätigkeiten wahr. So steht es in unseren Publizistischen Leitlinien.

  • Die Redaktion von 20 Minuten betreibt unabhängigen Journalismus. Sie bildet die Pluralität der Meinungen ab, solange sich diese im Rahmen des Rechtsstaates bewegen, deklariert die Positionen von Minderheiten oder Aussenseitern als solche und ermuntert die Leserschaft zur Reflexion, Debatte und Meinungsbildung.

  • Die Universität Zürich attestiert 20 Minuten in einer Untersuchung, über Abstimmungen in der Schweiz besonders ausgewogen zu berichten.

Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?

Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.

Deine Meinung zählt

100 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen