Oligarch warnt«Schon nächstes Jahr wird Russland kein Geld mehr haben»
An einem Wirtschaftsforum in Sibirien stellte Oleg Deripaska kürzlich eine düstere Prognose auf. Seiner Ansicht nach ist das Land wegen der Sanktionen dringend auf Investitionen aus dem Ausland angewiesen.
Darum gehts
Gegen aussen präsentiert der Kreml eine heile Welt – doch die russische Wirtschaft ächzt unter den westlichen Sanktionen.
Laut dem Industrieriesen Oleg Deripaska sind die Reserven jetzt schon knapp und dürften 2024 erschöpft sein.
Angesichts schwindender Einnahmen und steigender Ausgaben fürs Militär hofft man nun auf Investitionen aus dem Ausland.
Der russischen Regierung könnte schon im nächsten Jahr das Geld ausgehen. Diese Prognose stellt nicht etwa ein westlicher Wirtschaftsexperte auf, sondern Oleg Deripaska. Der russische Oligarch ist Gründer und Eigentümer von Basic Element, einer der grössten russischen Industriegruppen. Ausserdem war er bis 2018 Chef von Rusal, dem zweitgrössten Aluminiumhersteller weltweit. Er hat das Unternehmen in den 1990er-Jahren auch mitbegründet.
«Andere Länder hängen Russland ab»
Im Rahmen des Krasnojarsker Wirtschaftsforums, das vom 1. bis zum 3. März in Sibirien stattfindet, hat er nun eindringlich vor einem finanziellen Kollaps der russischen Föderation gewarnt. «Schon nächstes Jahr wird kein Geld mehr verfügbar sein», sagte Deripaska am Donnerstag. «Die finanziellen Mittel werden immer knapper, weshalb viele andere Länder bereits begonnen haben, uns abzuhängen.»
Schon 2022 verzeichnete der russische Staatshaushalt ein Rekord-Defizit. Um die drohende Pleite abzuwenden, planen russische Behörden laut «Bloomberg» bereits, ihre Haushaltseinnahmen etwa mit einer stärkeren Besteuerung von Ölgesellschaften oder einer einmaligen Abgabe für Rohstoffkonzerne zu vergrössern.
Derweil muss der Kreml die Material- und Truppenverluste in der Ukraine so gut wie möglich ausgleichen, was die Militärausgaben in die Höhe schiessen lässt. Anfang 2023 kündigte Russland an, im kommenden Jahr über 84 Milliarden Dollar fürs Militär auszugeben – die Zahl übersteigt das ursprünglich für 2023 eingeplante Budget um mehr als 40 Prozent.
Asien soll wichtigere Rolle spielen
Um die massiven Ausgaben auszugleichen, soll Russland laut Deripaska die Marktwirtschaft weiterentwickeln, um ausländische Investitionen zu erleichtern. Dafür würden etwa Länder mit «grossen Ressourcen» als mögliche Partner für Russland infrage kommen. «Wir dachten, wir seien ein europäisches Land», sagte Deripaska. «Jetzt, in den nächsten 25 Jahren, werden wir mehr an unsere asiatische Vergangenheit denken.»
Oleg Deripaska wurde bereits seit 2018 von den USA sanktioniert, nach Beginn des russischen Einmarsches verhängten auch die EU und die Schweiz Sanktionen gegen Deripaska. Der Oligarch war einer der ersten russischen Grossunternehmer, die sich für Friedensverhandlungen zwischen den Parteien aussprachen und Kreml-Informationen in aller Öffentlichkeit anzweifelten, so etwa die Meldung, dass das Massaker von Butscha nur inszeniert worden sei.
Deripaska von beiden Seiten im Visier
Seit er im Juni 2022 die «militärische Spezialoperation», wie der Konflikt in Russland weiterhin bezeichnet werden muss, als Krieg bezeichnet und «einen kolossalen Fehler» genannt hatte, forderte die Kreml-treue Presse die Enteignung des Oligarchen. Diese Rufe scheinen auf Gehör gestossen zu sein: Ende 2022 kassierte ein russisches Gericht ein Luxushotel am Schwarzen Meer, das Deripaska gehört, ein. Dieser Schritt geschah offenbar erst, nachdem der Industriegigant seine Kriegs-Kritik wiederholt hatte – laut einer Person aus seinem Umfeld ist er kurz zuvor vom Kreml gebeten worden, «sich zu beruhigen».
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