Künstliche IntelligenzSind künstliche Intelligenzen eine Gefahr für die Menschheit?
Laut Forschern wird KI unser Leben rasant verändern. Was bedeutet das für den Menschen? Wie stellen wir Ethik und Moral sicher? Eine Expertin ordnet ein.
Darum gehts
Künstliche Intelligenz ist gerade dabei, unseren Alltag zu revolutionieren.
Das weckt bei einigen böse Vorahnungen: Werden wir bald durch Roboter ersetzt? Und wird die KI eines Tages zum Schluss kommen, dass es den Menschen nicht mehr braucht?
Dorothea Baur berät Firmen und Einzelpersonen in Fragen rund um künstliche Intelligenz und Ethik.
Sie plädiert dafür, die Entwicklungen auf dem Gebiet künstlicher Intelligenz als Chance wahrzunehmen – es lauern aber durchaus Gefahren.
Eine künstliche Intelligenz in Form eines Chatbots, der letzte Woche der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, versetzt gerade Social Media in helle Aufruhr. In die Faszination, was das Programm alles kann, mischen sich Ängste: Wird das meinen Job überflüssig machen? Wie weit kann das führen? Und wird eine künstliche Intelligenz eines Tages entscheiden, dass die Menschheit das Grundproblem für den Fortbestand der Erde ist?
Laut Dorothea Baur haben KIs durchaus ungewollte Nebeneffekte und es stellen sich Fragen zu Ethik und Moral: «Eine KI ist immer eine Blackbox. Der Mensch gibt ihr Daten, die KI analysiert sie, sucht nach Mustern und trifft dann Entscheidungen. Sind diese falsch, rassistisch oder grenzen sie Minderheiten aus, kann der Mensch sich nicht einfach aus der Verantwortung nehmen und sagen, die KI habe so geurteilt oder das Internet sei eben die Grundlage für die Entscheide.» Baur hat sich mit einem Beratungsunternehmen auf KI und Ethik spezialisiert.
«Firmen können sich nicht hinter künstlicher Intelligenz verstecken»
Die grösste «Gefahr» geht laut Baur derzeit von Unternehmen aus. «Wenn Krankenkassen, Banken oder Versicherungen die Beurteilung ihrer Kunden künftig vermehrt KIs überlassen, kann das zu Fehlern führen. Vielleicht erhält dann jemand plötzlich keine Hypothek, bloss weil er aus einem Viertel stammt, in dem viele Ausländer leben, die historisch eine tiefere Kreditwürdigkeit haben und die KI diesen Zusammenhang hergestellt hat. Dann kann die Bank sich natürlich nicht dahinter verstecken, dass dies eben ein KI-Entscheid sei.»
Auch Staaten stehen laut Baur in der Verantwortung: «Sie müssen Richtlinien im Umgang mit KI entwickeln und tun das auch. Die vorgesehene KI-Verordnung der EU definiert, wo KI verboten ist oder nur unter hohen Sicherheitsvorkehrungen verwendet werden darf. Ein Social Scoring-System, wie es in China mithilfe von KI aufgezogen wurde, soll in der EU verboten werden. »
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«Künstliche Intelligenz kann eine enorme Chance sein»
Die Ängste und Vorbehalte vieler Menschen gegenüber künstlichen Intelligenzen kann sie nachvollziehen, aber: «Künstliche Intelligenz wird die Menschheit weder auslöschen, noch ersetzen, das ist Science-Fiction.» Es sei wichtig, künstliche Intelligenz nicht zu verteufeln. «In vielen Bereichen kann es eine enorme Chance sein, wenn wir den richtigen Umgang damit lernen.»
Auch Christoph Heitz von der ZHAW kann zumindest teilweise beruhigen: «Viele KIs sind heute noch relativ beschränkt, sie haben sozusagen eine Inselbegabung.» KI sei eine Technologie, die von Menschen entwickelt werde, weil damit ein Problem gelöst werden könne. «Das bedeutet noch nicht, dass damit ein lebendes Wesen entsteht. Und für den richtigen Einsatz dieser Technologie ist immer der Mensch verantwortlich.»
Gezeigt hat sich das laut Marc Pouly, der an der Hochschule Luzern zum Thema forscht, etwa in der Corona-Krise: «Die ersten Ausbrüche gab es im Januar, doch es dauerte bis Juni, bis in ersten Papers beschrieben wurde, wie KI-gestützte System bei der Analyse des Krankheitsbildes geholfen haben. KI, insbesondere Machine Learning, war also fast ein halbes Jahr nutzlos, weil die Menschheit mit einer neuen Krankheit konfrontiert war, zu der es noch keine Daten gegeben hat.»
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