So will die Energiebranche die Schweizer Stromversorgung sicherstellen

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SchweizSo will die Energiebranche die Stromversorgung sicherstellen

Die Schweiz könnte sich bald in einer Energiemangellage befinden. Für die Zukunft muss jetzt vorgesorgt werden – eine Studie hat analysiert, welche Szenarien am sinnvollsten sind.

Die Energiebranche hat in ihrer Studie «Energiezukunft 50» Optionen zum Umbau des schweizerischen Energiesystems untersucht.
In der Studie wurden verschiedene Szenarien analysiert.
Im Szenario «offensiv-integriert» ist vor allem der Ausbau von Photovoltaik und Wasserkraft zentral. Auch Windkraftanlagen und Wasserstoff-Kraftwerke haben eine grosse Bedeutung.
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Die Energiebranche hat in ihrer Studie «Energiezukunft 50» Optionen zum Umbau des schweizerischen Energiesystems untersucht.

20min/Simon Glauser

Darum gehts

  • Der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen zeigt anhand einer Studie, wie die Energieversorgung der Schweiz bis 2050 aussehen könnte.

  • Ohne massive Steigerung der Effizienz und beschleunigten Zubau sowie einem engen Energieaustausch mit Europa wird die Schweiz ihre Klima- und Energieziele nicht erreichen.

  • Chancen sieht die Studie vor allem beim Ausbau der Photovoltaik und dem Bau von wasserstoffbetriebenen Kraftwerken.

  • Auch bedarf es grosser Akzeptanz der Gesellschaft in Bezug auf neue Energieinfrastrukturen.

In der Studie «Energiezukunft 2050» hat die Energiebranche Optionen zum Umbau des schweizerischen Energiesystems und deren Auswirkungen auf die Erfüllung der Energie- und Klimaziele der Schweiz untersucht. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse.

Diese Szenarien wurden untersucht

Die Studie arbeitet mit möglichen Szenarien für die Zukunft der Schweizer Stromversorgung. Dabei wurden vier Dimensionen formuliert: defensiv, offensiv, integriert und isoliert. Bei den ersten beiden Dimensionen geht es um die Akzeptanz für neue Energieinfrastrukturen in der Schweiz. Die letzteren beiden Dimensionen beschreiben, wie stark die Schweiz in den europäischen Energiemarkt integriert wird.

Die Dimensionen der Studie.

Die Dimensionen der Studie.

VSE

Szenario «offensiv-integriert»

Wichtig für dieses Szenario werden die bestehende Wasserkraft und ein starker Zubau der Photovoltaik-Anlagen (PV) auf Dächern und als Freiflächenanlagen in den Bergen. Die zweite tragende Säule bilden Windkraftanlagen und thermische, mit Wasserstoff betriebene Kraftwerke. Diese könnten ab 2040 gebaut werden.

Dieser Übergang könnte laut der Studie kritisch werden, da dann die letzten bestehenden Schweizer Kernkraftwerke vom Netz genommen werden, die Wasserstoff-Kraftwerke aber erst nach 2040 einsatzbereit sind. In diesem Szenario belaufen sich die jährlichen Kosten auf 24 Milliarden Franken. Im Sommer und Winter wird weniger Strom importiert als im anderen Szenario.

Szenario «defensiv-isoliert»

Dieses Szenario bietet weniger Möglichkeiten, die Energieversorgung der Schweiz sicherzustellen. Es lässt keinen Ausbau der Windenergie, alpiner PV-Anlagen oder von Wasserkraft zu. Auch kann weniger Elektrizität mit dem Ausland ausgetauscht werden. Auch in diesem Szenario werden alle bestehenden Kernkraftwerke vom Netz genommen – der Ersatz erfolgt primär über PV-Anlagen. Alpine Freiflächenanlagen sind ausgeschlossen.

Für die benötigte Flexibilität werden in diesem Szenario Gas-Kombikraftwerke eingesetzt, die mit künstlichem und aus biologischen Abfällen hergestelltem Gas betrieben werden. Durch die fehlende Integration in den europäischen Energiemarkt könnte nur eine limitierte Menge Energie importiert werden – im Winter müsste die Kapazität voll ausgeschöpft werden, um den Bedarf zu decken. In diesem Szenario belaufen sich die jährlichen Kosten auf 28 Milliarden Franken.

Die maximale Import- und Export-Kapazität ist beim «defensiv-isolierten»-Szenario (mittlere Spalte) deutlich geringer, als beim «offensiv-integrierten» Szenario.

Die maximale Import- und Export-Kapazität ist beim «defensiv-isolierten»-Szenario (mittlere Spalte) deutlich geringer, als beim «offensiv-integrierten» Szenario.

VSE

Grüner Wasserstoff

Die wichtigsten Erkenntnisse

Die Nachfrage nach Strom wird in allen Szenarien markant zunehmen, um 25 bis 40 Prozent. Die Studie kommt zum Schluss, dass mit einem offensiven Zubau und der Integration in den europäischen Energiemarkt die Energie- und Klimaziele der Schweiz am besten erreicht werden. Die Geschwindigkeit, mit der heute neue PV- und Windkraftanlagen gebaut werden, wird kaum ausreichen, um genügend erneuerbaren Strom zu produzieren. Ein umgebautes Energiesystem wird günstiger sein als der heutige Stand – insbesondere beim offensiven Szenario. Der Gesamtenergieverbrauch halbiert sich zudem mit dem offensiv-integrierten Szenario. Mit einem Umbau des heutigen Energiesystems reduziert sich gemäss Studie zudem die Energie-Importabhängigkeit der Schweiz markant.

Import und inländische Produktion beim «offensiv-integriert»-Szenario.

Import und inländische Produktion beim «offensiv-integriert»-Szenario.

VSE

Wie sieht es bei Kernkraftwerken aus?

Die Studie geht bei den heute betriebenen Kernkraftwerken (KKW) von einer Laufzeit von 60 Jahren aus. Damit würden ab 2030 bis 2044 alle heutigen KKW stillgelegt. Der Neubau von KKW wurde für die Studie nicht berücksichtigt, da dies derzeit gemäss Kernenergiegesetz nicht möglich ist. Im Modell wurde berücksichtigt, dass ab 2045 der Bau neuer Kernkraftwerke der vierten Generation realistisch wäre. Im offensiven Szenario müsste dadurch netto weniger Strom importiert werden. Wirtschaftlich bringt der Bau neuer Kernkraftwerke, egal welcher Generation, aber keine Vorteile.

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