Rad-WM Zürich: Millionendefizit – Steuerzahler müssen für das Defizit aufkommen

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ZürichRad-WM verursacht Defizit von 4,5 Millionen Franken

Das Budget der Rad-WM wurde massiv überzogen. Private Firmen warten auf Geld, während der Kanton Zürich die fehlenden Millionen decken muss. Der Verein geht in die Nachlassstundung.

Zürich: Die Rad-WM kostete mehr, als sie einbrachte.
Der Verein wollte, dass alle auf der gleichen Strecke fahren, daher waren die Strassen zwei Wochen lang gesperrt.
Der Verein nennt unter anderem das schlechte Wetter als Grund für die zu tiefen Einnahmen.
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Zürich: Die Rad-WM kostete mehr, als sie einbrachte.

Tamedia/Urs Jaudas

Darum gehts

  • Die Rad-WM in Zürich hat ein finanzielles Defizit von 4,5 Millionen Franken verursacht.

  • Der Staat muss einspringen, um die fehlenden Mittel zu decken, während private Firmen auf Zahlungen warten.

  • Ursprünglich waren 16 Millionen Franken aus öffentlicher Hand geplant, doch die Kosten stiegen auf 20,5 Millionen.

  • Der Verein hinter der WM geht in Nachlassstundung.

Gut ein halbes Jahr ist sie jetzt her, die Rad-WM in Zürich. Was als verbindendes Volksfest und Standortmarketing der Superlative gedacht war, stellt sich als Gegenteil heraus.

«In Erinnerung wird die Rad-WM als Prototyp einer Grossveranstaltung bleiben, die der Öffentlichkeit mit überzogenen Erwartungen verkauft wurde und massive Einschränkungen im Strassenverkehr mit sich brachte. Und Zürcher Politikerinnen und Politiker, die die Lage völlig falsch eingeschätzt haben», schreibt die NZZ.

Zürich: Verein geht in Nachlassstundung

Der Verein gab am Freitag bekannt, dass er in Nachlassstundung gehe. Hinter dem Verein stehen Swiss Cycling, die Stadt und der Kanton Zürich. Im Vorstand sind die Chefs der Sportämter von Kanton und Stadt. Dennoch lasse der Verein private Firmen mutmasslich seit Monaten auf offenen Rechnungen sitzen, wie die NZZ schreibt.

Wegen der Rad-WM mussten viele Verkehrsteilnehmer zahlreiche Verkehrsumleitungen hinnehmen.

Wegen der Rad-WM mussten viele Verkehrsteilnehmer zahlreiche Verkehrsumleitungen hinnehmen.

Tamedia/Moritz Hager

Der Staat wird zusätzliches Geld zusprechen müssen, damit die Rechnung aufgeht. Rund eine halbe Million Franken wird es voraussichtlich sein. Der Beitrag der öffentlichen Hand kommt somit auf rund 20,5 Millionen Franken. Darin sind Leistungen und die Stunden, die die Verwaltungen der Stadt, des Kantons und der Seegemeinden aufwenden mussten, nicht enthalten.

Anfänglich waren 16 Millionen geplant

Ursprünglich war von 16 Millionen Franken aus öffentlicher Hand die Rede. Ein Jahr später waren weitere Kredite nötig, und zwar zwei Millionen von der Stadt und weitere zwei vom Kanton. Diese waren klar als «Überbrückungsdarlehen» deklariert. Geld, welches jetzt nicht zurückgezahlt wird.

Mit diesem Logo fand im September 2024 die Rad-WM in der Stadt Zürich statt.

Mit diesem Logo fand im September 2024 die Rad-WM in der Stadt Zürich statt.

20min / Marco Zangger

19 Millionen Franken hat der Anlass laut der NZZ eingebracht. Dafür ausgegeben wurden 23,5 Millionen Franken, also sind noch 4,5 Millionen Franken offen. Diese kommen dem Staat zulasten.

Verschiedene Gründe für schlechte Bilanz

Der Verein sieht verschiedene Gründe für die negative Differenz in den Einnahmen. Einerseits wurde der Anlass vom überraschenden Tod von Muriel Furrer überschattet. Sie war ein junges Radtalent und verstarb nach einem Sturz an der Rad-WM. Einzelne Events mussten aufgrund ihres Todes abgesagt werden. Andere Argumente klingen jedoch nach Ausreden: Das schlechte Wetter habe sich auch negativ auf die WM ausgewirkt.

Ausserdem soll die Presse Mitschuld tragen. Die Kontroverse um die Strassensperrung habe potenzielle Sponsoren abgeschreckt. Allerdings werden Sponsorenverträge in der Regel weit im Voraus abgeschlossen.

In Realität war der Anlass schlicht zu schlecht besucht. Die budgetierten Einnahmen durch Ticket-Verkäufe und Gastronomie entpuppten sich als Wunschvorstellungen.

Versagen liege bei Behörden

Das Versagen liege in erster Linie bei den Behörden von Stadt und Kanton, berichtet die NZZ. Als sie die Rad-WM 2021 bewarben, stellten sie den Event in einem viel zu rosigen Licht dar.

Ausserdem haben sie sich zu wenig gewehrt gegen den Rad-Weltverband UCI bezüglich der zweiwöchigen Strassensperre. Die Idee hinter der Sperre war ein Miteinander von Spitzen-, Behinderten- und Breitensport. Alle sollten die gleiche Strecke befahren und von der Seite angefeuert werden. Aber Zuschauer gab es hauptsächlich an den Sonntagen, wo die Elite am Start war.

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