Badminton und Politik: Grönlands neuer Premier Nielsen (33) trotzt Trump – wer ist er?

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Badminton und PolitikGrönlands neuer Premier Nielsen (33) trotzt Trump – wer ist er?

Grönlands Parlament bestätigt am Montag die neue Regierung unter Jens-Frederik Nielsen. Der neue Premier macht klar: Wir werden niemals Teil der USA werden.

Jens-Frederik Nielsen (Mitte) feiert am 11. März 2025 seinen überraschend deutlichen Sieg bei den Parlamentswahlen.
Mit 33 Jahren ist Nielsen der jüngste Premier von Grönland.
Nielsen am 2. April 2025 mit Dänemarks Regierungschefin Mette Frederiksen. Donald Trumps Anspruch auf Grönland führte zu einer Annäherung zwischen Nuuk und Kopenhagen.
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Jens-Frederik Nielsen (Mitte) feiert am 11. März 2025 seinen überraschend deutlichen Sieg bei den Parlamentswahlen.

AFP

Darum gehts

  • Jens-Frederik Nielsen ist mit 33 Jahren Grönlands jüngster Premier.

  • Der einstige Badminton-Profi will eine pragmatische Unabhängigkeitspolitik.

  • Gegenüber den USA und Donald Trump zeigt er klare Kante und betont, dass Grönland niemals Teil der USA werde.

Bis Donald Trump seine Annexions-Gelüste publik machte, war man in Grönland nicht gut auf Dänemark zu sprechen (s. Bildstrecke). Nicht wenige Grönländer liebäugelten lange mit der Option, sich den USA anzuschliessen. Immerhin zählt die grösste Insel der Welt geografisch zum nordamerikanischen Kontinent. Doch «das hat sich jetzt völlig geändert», sagt Peter Viggo Jakobsen, Professor an der University of Southern Denmark und Dozent am Royal Danish Defence College zu «Spiegel».

Trump, dem man weder auf Grönland noch in Dänemark traue, habe es geschafft, dass Grönland und Dänemark sich nun gegen die USA vereinen. Ein deutliches Zeichen für den Stimmungswandel war auch die Wahl des Liberalen Jens-Frederik Nielsen. Er wurde just an dem Tag als Regierungschef bestätigt, als US-Vizepräsident JD Vance und US-Energieminister Chris Wright zu ihrem umstrittenen Besuch in Grönland eintrafen.

Jüngster und sportlichster Premier Grönlands

Mit 33 Jahren ist Nielsen der jüngste Premierminister Grönlands – und gleichzeitig wohl auch der sportlichste. 2012 war Nielsen grönländischer Badmintonmeister und gewann danach zahlreiche weitere Medaillen.

Abgesehen davon sei Nielsen relativ unbekannt, schreibt das Portal Arctic Today. Er studierte Gesellschaftswissenschaften an der Universität Grönlands, versuchte sich in der Immobilienbranche und wurde 2020 überraschend grönländischer Arbeits- und Rohstoffminister. Im gleichen Jahr wurde er zum Parteivorsitzenden der liberalen Demokraatit gewählt, konnte aber nicht verhindern, dass die Liberalen bei der Parlamentswahl 2021 stark an Zuspruch verloren.

So viel Einheit wie möglich im «Inatsisartut»

Vier Jahre später verkehrten Nielsen und seine Partei die Niederlage ins Gegenteil und erreichten mit Abstand die meisten Stimmen. Der frischgebackene Premier gestand dabei freimütig ein, dass der Druck aus den USA die Wahl in Grönland massgeblich beeinflusst habe.

Der 33-Jährige befürwortet zwar eine grönländische Unabhängigkeit, betont aber auch, dass diese «pragmatisch und verantwortungsbewusst» angestrebt werden müsse. Denn Grönland ist stark von der wirtschaftlichen Unterstützung Dänemarks abhängig, sodass Nielsen vor allem die Stärkung der lokalen Wirtschaft als Voraussetzung für eine grönländische Souveränität sieht. Entsprechend setzt er auf den Ausbau des Rohstoffsektors und will Grönland für Bergbau- und Energieunternehmen attraktiver machen.

«Zeichen von Respektlosigkeit»

Der ehemalige Badmintonmeister setzt daheim auf so viel Einheit wie nur möglich und im Inatsisartut, dem grönländischen Parlament, auf eine breite Regierungskoalition mit vier von fünf Parteien. «Nur so können wir mit dem schweren Druck von aussen umgehen», gibt sich Nielsen überzeugt. Am Montag kommt das neue Parlament Grönlands erstmals zusammen, um die neue Regierungskoalition zu bestätigen.

Gegenüber der Trump-Regierung nimmt der junge Grönländer kein Blatt vor den Mund: Bei seiner Vereidigung, wenige Stunden vor der Ankunft von US-Vizepräsident JD Vance, erklärte Nielsen, der Besuch aus Washington sei «ein Zeichen von Respektlosigkeit», solange es in Grönland noch keine funktionierende Regierung gebe.

Trump lässt Übernahme berechnen

Später doppelte er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters nach: «Grönland wird nie ein Teil Amerikas sein. Natürlich wollen wir Respekt, wir wollen eine starke Partnerschaft, wir wollen Handel treiben, wir wollen eine starke Partnerschaft im Bereich der nationalen Sicherheit, natürlich. Aber wir wollen das in gegenseitigem Respekt. Wir werden niemals käuflich sein, und wir werden niemals Amerikaner sein.»

Derweil lässt Trump offenbar bereits konkret ausrechnen, was eine Übernahme Grönlands die USA kosten würde. Das berichtet die «Washington Post» unter Berufung auf einen hochrangigen US-Beamten. Die Übernahme Grönlands sei demnach «am einfachsten», verglichen etwa mit einer «Übernahme» Kanadas oder Panamas.

Solchen Überlegungen tritt Nielsen entschlossen entgegen: «Präsident Trump sagt, dass die Vereinigten Staaten Grönland bekommen werden», sagte er und fügte an: «Lassen Sie mich das klarstellen: Die Vereinigten Staaten werden es nicht bekommen. Wir gehören niemand anderem. Wir bestimmen unsere eigene Zukunft.»

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