Bergretter Bruno Jelk«Warnte Jogger vor Gletscherspalten – dann rutschte er hinein»
Im langjährigen Vergleich sind 2023 bereits besonders viele Wanderer in den Walliser Bergen tödlich verunglückt. Als einer der Hauptgründe sieht ein Bergführer falsche Selbsteinschätzung.
Darum gehts
Die Zahl der Bergtoten im Wallis liegt dieses Jahr ungewöhnlich hoch.
Nebst dem warmen Sommer sieht ein Bergretter auch andere Gründe.
Zunehmend würden sich schlecht ausgerüstete Wanderer nämlich überschätzen.
Seit Jahresbeginn sind im Kanton Wallis schon 32 Personen bei Unfällen in den Bergen ums Leben gekommen. Damit sind Stand Ende September in diesem Jahr bereits knapp ein Drittel mehr Leute in den Walliser Bergen verstorben als dies im langjährigen Schnitt (24 Bergtote pro Jahr) der Fall war.
Der Durschnittswanderer ist unerfahren und schlecht ausgerüstet
Laut dem Walliser Bergretter Bruno Jelk ist dieser Umstand auf mehrere Gründe zurückzuführen. Einerseits habe das Wetter in diesem Sommer besonders viele Menschen in die Berge gelockt, andererseits sei der durchschnittliche Wanderer zunehmend schlecht ausgerüstet und unerfahren.
«Immer wieder sehe ich Wanderer, die mit Turnschuhen in schwierigem Gelände unterwegs sind. Sie überschätzen ihre Fähigkeiten und unterschätzen gleichzeitig die Distanzen», so der Walliser gegenüber SRF News. Diese Kombination würde dann zwangsläufig zu mehr Unfällen führen. Denn ein Drittel der tödlichen Unfälle betrifft Wanderer – also jene, die im Gegensatz zu Alpinisten auf gesicherten und befestigten Routen unterwegs sind.
«Ich warnte ihn, aber er hörte nicht auf mich»
Sogar auf Gletschern begegne der Bergretter immer wieder «Turnschuh-Touristen», die sich meist nicht über die Gefahren informieren würden. Kürzlich begegnete er auf der mit Rissen durchzogenen Eisfläche gar einem Jogger. «Ich warnte ihn vor Gletscherspalten, aber er hörte nicht auf mich», so Jelk. Kurz darauf sei der Mann in eine Spalte gerutscht, habe sich aber glücklicherweise selbst befreien können.
Gehst du auch wandern?
Viele Touristen würden sich von den Profis der Bergrettung auch nicht belehren lassen. «Es ist für uns Bergführer schwierig, an sie heranzukommen», sagt Jelk zu SRF News. Durch die grosse Hitze in diesem Sommer bargen auch häufige Stein- und Eisschläge vielerorts Gefahr. Umso wichtiger ist es deshalb, sich im Vorfeld und auch vor Ort über die Verhältnisse zu informieren.
Überhaupt rät Alpin-Profi Jelk, sich immer zu überlegen, ob man imstande ist, eine ausgewählte Route zu laufen. «Jeder Mensch hat irgendwo ein Limit.» Vor dem Start und während der Wanderung sollten dann auch Wetterverhältnisse im Auge behalten werden.
Im Zweifelsfall lieber auf Nummer sicher
Gerade Gewitter, die immer extremer ausfallen und oft kurzfristig entstehen, können Wandererinnen und Wanderern in den Bergen zur echten Gefahr werden. «Im Zweifelsfall ist es darum immer besser, eine Tour abzubrechen oder ganz darauf zu verzichten», empfiehlt Bruno Jelk.
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