Falsche Informationen zu Mpox und Covid-Impfungen im Umlauf

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FaktencheckNein, Mpox hat nichts mit den Covid-19-Impfstoffen zu tun

Seit die WHO wegen Mpox die globale Gesundheitsnotlage ausgerufen hat, kursieren wieder alte Falschbehauptungen. So soll es einen Zusammenhang zwischen Affenpocken und den Covid-Impfungen geben. Daran ist jedoch nichts dran.

Nachdem die WHO&nbsp;<a rel="nofollow" data-li-document-ref="103169065" href="https://20min.ch/103169065">wegen Mpox weltweit die höchste Alarmstufe</a>&nbsp;ausgerufen hat, tauchten Fake News zu der Pockenkrankheit auf.
So wird behauptet, Mpox seien eigentlich&nbsp;Herpes Zoster (Gürtelrose) und damit eine Nebenwirkung der Corona-Impfung. Die Umbenennung diene der Vertuschung und der Industrie.
Zwar kann die Corona-Impfung in sehr seltenen Fällen den Ausbruch von Gürtelrose triggern, aber dies wurde nicht verschwiegen. Es gibt Studien und Artikel dazu, unter anderem auf 20minuten.ch.
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Nachdem die WHO wegen Mpox weltweit die höchste Alarmstufe ausgerufen hat, tauchten Fake News zu der Pockenkrankheit auf.

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Darum gehts

  • In sozialen Medien wird fälschlicherweise behauptet, Mpox seien eine Nebenwirkung der Covid-19-Impfung und eigentlich Herpes Zoster (Gürtelrose).

  • Mpox und Herpes Zoster sind unterschiedliche Krankheiten, die durch verschiedene Viren verursacht werden.

  • Die Symptome der beiden Erkrankungen sind sehr ähnlich, lassen sich aber durch Tests klar unterscheiden.

Die Behauptung

Viele Social-Media-Posts teilen die Behauptung, dass es sich bei Mpox (früher Affenpocken genannt) eigentlich um Herpes Zoster (Gürtelrose) handelt. Dabei handele es sich wiederum um eine Nebenwirkung der Covid-19-Impfung. Die Umbenennung diene der Vertuschung der Nebenwirkung und habe den weiteren Vorteil, dass man so weitere Impfstoffe – gegen Mpox – verkaufen könne.

Die Bewertung

Die Behauptung ist falsch: Mpox und Herpes Zoster werden durch unterschiedliche Virentypen ausgelöst. Beide Krankheiten sind seit Jahrzehnten bekannt. Während es sich bei Mpox um eine akute Infektion nach Kontakt mit dem Mpox-Virus handelt, tritt Herpes Zoster nur durch Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus auf, das nach Wilden Blattern (Windpocken) im Körper schlummert. In seltenen Fällen erfolgt eine solche Reaktivierung durch eine Covid-Impfung oder eine Covid-Infektion.

Ursprung der Falschbehauptung stammt von bekanntem Corona-Kritiker

Die vor allem auf Facebook und X in verschiedenen Sprachen (etwa hier, hier, hierhier, hier, hier und hier) geteilte Behauptung geht – was den deutschsprachigen Raum angeht – auf ein Video-Interview mit dem deutschen Mediziner Wolfgang Wodarg auf dem österreichischen Sender Auf1 von Juni 2022 zurück. In manchen Posts wird neben der Behauptung auch ein Ausschnitt daraus geteilt. Auch Wodarg selbst teilte den alten Clip kürzlich erneut (hier).

Wer ist Wodarg und was ist Auf1?

Der deutsche Mediziner und Politiker (früher SPD, heute dieBasis, die als parteipolitischer Arm der «Querdenken»-Bewegung gilt) ist während der Pandemie mit der Verbreitung von Falschinformationen zu Corona und den Covid-19-Impfungen aufgefallen. Auf1 ist bekannt dafür, rechtsextreme und impfskeptische Inhalte zu teilen.

In dem kurzen Clip behauptet Wodarg, das Krankheitsbild von Mpox entspreche dem von Herpes Zoster. Die Diagnose Mpox werde aufgrund eines «seltsamen Tests» gestellt, «den sie jetzt auf den Markt bringen für viel Geld». Das bedeute, «die Nebenwirkungen von Corona werden genutzt, um neue Geschäfte zu erfinden und durchzuführen und uns wieder Angst zu machen». Das stimmt nicht.

Wodarg wiederholt damit seine schon während der Corona-Pandemie aufgestellte Behauptung, bei Covid-19 handele es sich um Panikmache, die der Bereicherung der Pharma-Branche und ihrer Investoren diene.

Häufigste Mpox-Falschbehauptung auf Portugiesisch und Spanisch

Eine Studie von Forschenden der spanischen Universidad Loyola Andalucía kam im Juni 2023 zu dem Ergebnis, dass die Behauptung, Mpox seien in Wahrheit eine Nebenwirkung der Covid-19-Impfstoffe, die am häufigsten geteilte Falschbehauptung zu dem ersten Mpox-Ausbruch ausserhalb Afrikas war. Die Untersuchung berücksichtigte den Zeitraum 7. Mai bis 10. September 2022.

Krankheitsbild von Mpox und Herpes Zoster ist ähnlich, aber nicht identisch

Die Symptome von Mpox und Herpes Zoster sind ähnlich:

  • Herpes Zoster: Die Gürtelrose verdankt ihren Namen ihrem Erscheinungsbild. Sie erzeugt oft schmerzhafte Hautausschläge, die wie ein Gürtel oder eine Schnur über einer unter der Haut liegenden Nervenbahn verlaufen. Aus dem Ausschlag entwickeln sich mit klarer Flüssigkeit gefüllte Bläschen, die auch jucken können. Nach ungefähr fünf Tagen beginnen sie abzuheilen und zu verkrusten. Nach zwei bis vier Wochen heilen die Hautveränderungen vollständig ab. Die Symptome treten meist einseitig am Brustkorb und Rumpf auf, seltener an Hals, Armen oder Beinen. Die Krankheit beginnt mit Abgeschlagenheit und Fieber.

  • Mpox: Ähnlich äussern sich auch Mpox. Erste Symptome hierbei sind Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen und geschwollene Lymphknoten. Einige Tage nach dem Auftreten von Fieber entwickeln sich Hautveränderungen, die die Stadien vom Fleck bis zur Pustel durchlaufen und letztlich verkrusten und abfallen. Der Ausschlag konzentriert sich in der Regel auf Gesicht, Handflächen und Fusssohlen. Die Haut- und Schleimhautveränderungen können auch auf dem Mund, den Genitalien und den Augen gefunden werden.

Vorsicht: Die folgenden Fotos zeigen die Symptome von Herpes Zoster und Gürtelrose.
Hier im Bild: Patient mit <strong>Gürtelrose</strong> <strong>(Herpes Zoster).</strong> Gut zu erkennen: Die gefüllten Bläschen und der typische, einseitige Hautausschlag.
Dieser Patient ist mit <strong>Mpox</strong> infiziert. Ein Teil der typischen Pusteln ist bereits aufgegangen.
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Vorsicht: Die folgenden Fotos zeigen die Symptome von Herpes Zoster und Gürtelrose.

20min

Tests geben Klarheit

Die Mpox-Symptome ähneln zudem Windpocken, Masern, bakteriellen Hautinfektionen, Krätze, Herpes, Syphilis, anderen sexuell übertragbaren Infektionen und medikamentenbedingten Allergien. Für eine sichere Diagnose empfehlen Fachleute einen PCR-Test. Die Proben sollten direkt vom Ausschlag (Haut, Kruste oder Flüssigkeit) genommen werden. Liegen keine Hautläsionen vor, können Nasen-, Rachen-, Anal- oder Rektalabstriche durchgeführt werden.

Zwei verschiedene Viren

Mpox und Herpes Zoster sind zwar beide DNA-Viren, gehören aber zu verschiedenen Virusgruppen, sodass sich die beiden Viren in Tests leicht unterscheiden lassen. Mpox wird durch das Orthopoxvirus monkeypox aus der Familie der Poxviridae (Pockenviren) verursacht, Herpes Zoster dagegen vom Varizella-Zoster-Virus (VZV), das zur Familie der Herpesviridae (Herpesviren) gehört. Beide Viren sind seit Jahrzehnten bekannt.

Zwei Viren, zwei Arten von Infektion

Auch die Wirkweise unterscheidet sich: Bei Kontakt mit Orthopoxvirus monkeypox kommt es bei nicht zuvor durch Infektion oder Impfung immunisierten Personen zu einer akuten Infektion. Herpes Zoster tritt dagegen mit deutlicher, oft jahrelanger Verzögerung nach dem Kontakt mit dem VZV auf. Es kann nur bei Menschen auftreten, die zuvor schon einmal Wilde Blattern (Windpocken) hatten. Diese gehen ebenfalls auf eine Infektion mit dem VZV zurück. Sind sie ausgeheilt, verbleibt das Virus im Körper und schlummert in bestimmten Nervenknoten, bis sie reaktiviert werden – etwa durch ein höheres Alter, andere Erkrankungen oder eine immunsuppressive Therapie.

Covid-Impfung kann Herpes Zoster triggern

Nach bisherigem Kenntnisstand haben gegen Covid-19 geimpfte Personen ein leicht erhöhtes Risiko für Herpes Zoster. Das wurde – anders als von Wodarg und den seinen Behauptungen glaubenden Social-Media-Userinnen und -Usern – nicht verheimlicht. Es gibt Studien, die diese Zusammenhänge aufzeigen (etwa hier, hier, hier und hier). Zudem berichteten Medien, auch 20 Minuten, in der Vergangenheit darüber (zum Beispiel hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier).

Dass nach der Covid-Impfung Herpes Zoster auftritt, passiert nur sehr selten, wie der Blick auf Zahlen in der Schweiz zeigt: «In unserer Datenbank haben wir 821 Verdachtsmeldungen mit Herpes Zoster als Nebenwirkung im zeitlichen Zusammenhang mit einer Covid-19-Impfung», teilt Swissmedic auf Anfrage von 20 Minuten. Dies bei insgesamt rund 17 Millionen verabreichten Impfdosen (Stand: 30. Juni 2024). 307 Meldungen traten nach einer Impfung mit einem Impfstoff von Biontech/Pfizer auf, 479 Meldungen nach der Verabreichung eines Moderna-Impfstoffs. Bei den übrigen 35 Meldungen handele es sich entweder um einen unbekannten Impfstoff, um einen Impfstoff von Janssen oder um den Impfstoff Nuvaxovid vom Hersteller Novavax.

Auch Corona-Infektion kann Herpes Zoster triggern

Als weiterer möglicher Trigger gilt die Covid-19-Infektion selbst. Zu diesem Schluss kommen ebenfalls mehrere Studien (etwa hier, hier und hier). Das Risiko scheint höher als nach der Impfung. So zeigt eine Untersuchung aus den USA, in die die Daten von rund zwei Millionen nicht gegen Covid geimpfte Menschen über 50 Jahre eingeflossen sind, dass Personen nach der Covid-Diagnose ein um 15 Prozent höheres Herpes-Zoster-Risiko hatten als Personen, die zu dem Zeitpunkt noch kein Corona hatten. Noch etwas höher (20 Prozent höher) war das Risiko nach Spitalaufenthalten. In anderen Arbeiten war das Risiko weit weniger stark erhöht.

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Andere Erklärung für Mpox-Infektionen ausserhalb Afrikas

Den Weg für die Falschbehauptungen ebnete der Mpox-Ausbruch im Jahr 2022, der Mitte des Jahres auch erstmals Länder ausserhalb Afrikas betraf. Eine gesicherte Erklärung liess sich so schnell für die ungewöhnliche Ausbreitung nicht finden. Das schaffte Raum für Desinformation.

In einer im Fachjournal «Plos Neglected Tropical Diseases» veröffentlichten Analyse nannten die Autorinnen und Autoren bereits im Frühjahr die schwindende Immunität nach dem Stopp der Pockenimpfungen im Jahr 1980 als möglichen Grund. Auch die Abholzung von Wäldern sei eine mögliche Ursache oder könne als Verstärker fungieren.

Fazit

Die Behauptung, Mpox seien eigentlich Herpes Zoster (Gürtelrose) und eine Nebenwirkung der Covid-19-Impfungen, ist falsch. Es sind zwei voneinander unabhängige Krankheiten, die durch unterschiedliche Viren verursacht werden und verschiedene, wenn auch ähnliche Krankheitsbilder aufweisen. Während Mpox durch das Orthopoxvirus monkeypox hervorgerufen wird, ist Herpes Zoster eine Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus. Beide Erkrankungen sind seit Jahrzehnten bekannt und können durch Tests klar unterschieden werden. Die ungewöhnliche Ausbreitung von Mpox ausserhalb Afrikas im Jahr 2022, die zur Verbreitung der Desinformation beitrug, wird eher auf den Wegfall von Pockenimpfungen und Umweltfaktoren zurückgeführt.

Die Behauptung, dass der Corona-Impfstoff von AstraZeneca abgeschwächte Viren von Schimpansen als Träger für die DNA des Coronavirus-Spike-Proteins enthält, hat 20 Minuten bereits in einem früheren Faktencheck widerlegt.

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