Gefahr durch PFAS-Chemikalien: Sind sie wirklich ewig?

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EwigkeitschemikalienWissenschaftler-Selbsttest mit PFAS bringt wichtige Erkenntnisse

Bleiben die «Ewigkeitschemikalien» wirklich ewig im Körper? Um das herauszufinden, hat ein deutscher Forscher den Selbsttest gewagt.

<a rel="nofollow" data-li-document-ref="103207507" href="https://20min.ch/103207507">PFAS zerfallen nur sehr langsam</a>. Sie werden daher auch ewige Chemikalien genannt. PFAS verbreiten sich seit Jahren auch in der Umwelt und werden bei Messungen im Wasser und in der Luft nachgewiesen.
PFAS reichern sich im menschlichen Körper an. Einige Studien kommen dabei zu dem Schluss, dass die Chemikalien unter anderem Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben oder zu Entwicklungsverzögerungen bei Kindern führen können.
Laut einer Studie des BfR bleiben PFAS aber nicht alle ewig im Körper: Kurzkettige PFAS bauen sich schneller ab, als langkettige.&nbsp; (Im Bild: PFAS-Warnung in England)
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PFAS zerfallen nur sehr langsam. Sie werden daher auch ewige Chemikalien genannt. PFAS verbreiten sich seit Jahren auch in der Umwelt und werden bei Messungen im Wasser und in der Luft nachgewiesen.

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Darum gehts

  • Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFAS), auch Ewigkeitschemikalien genannt, reichern sich in der Umwelt und im menschlichen Körper an.

  • Einige von ihnen gelten als gesundheitsschädlich.

  • Ein deutscher Wissenschaftler testete nun an 15 PFAS, wie sie sich im Körper verhalten und ob sie wirklich ewig im Körper bleiben.

  • Ergebnis: Manche bauen sich sehr langsam, andere dagegen deutlich schneller ab.

Die sogenannten Ewigkeitschemikalien sind seit August 2024 vielen Menschen in der Schweiz ein Begriff: Damals wurde bekannt, dass im Kanton St. Gallen Lebensmittel und Böden mit grossen Mengen der problematischen Stoffe aus der Gruppe der per- und polyfluorierten Chemikalien (PFAS) belastet sind. Der Aufschrei war gross. Denn PFAS, von denen einige als gesundheitsschädlich gelten, reichern sich nicht nur in der Umwelt an, sondern auch im Körper. Der Grund: Viele bauen sich nur sehr langsam ab.

Ein deutsches Forschungsteam zeigt nun aber: Nicht alle PFAS halten sich ewig im Körper. Bei einigen läuft der Abbau schneller ab. Für die Studie führte ein Wissenschaftler Selbsttests durch.

Das machen PFAS mit Menschen

Einige Studien kommen zu dem Schluss, dass PFAS Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben oder zu Entwicklungsverzögerungen bei Kindern führen können. Auch ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten wird angeführt. Im Jahr 2023 stellte ein Bericht im «Guardian» einen Zusammenhang zwischen dem Krebstod von sechs US-Baseballspielern und PFAS her. Bei einer Untersuchung des deutschen Umweltbundesamts im Jahr 2020 wurden PFAS in zu hohen Mengen im Blut von Kindern und Jugendlichen gefunden.

Wie lief der PFAS-Selbsttest ab?

Der Wissenschaftler des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) nahm für die Studie ein niedrig dosiertes Gemisch aus 15 PFAS-Chemikalien zu sich. Um sie von bereits im Körper des Probanden befindlichen Ewigkeitschemikalien unterscheiden zu können, wurden sie chemisch markiert. Anschliessend wurde über einen Zeitraum von 450 Tagen die Konzentration der Substanzen in dessen Blut, Stuhl und Urin gemessen. «Damit wurde es zum ersten Mal möglich, das Verhalten von 15 PFAS im Organismus direkt zu vergleichen», teilt das BfR mit.

Wie sorgst du dich über die Belastung der Umwelt und der Gesundheit durch PFAS?

Was zeigte der Selbsttest mit den ewigen Chemikalien?

Die Analyse zeigte, dass die PFAS-Verbindungen vom Körper des Probanden schnell und fast vollständig aufgenommen wurden. Bei der «Weiterverarbeitung» beobachteten die Forschenden aber Unterschiede: «Kurzkettige PFAS werden rascher ausgeschieden», teilt das BfR mit. Sie hatten nur eine Halbwertszeit von Tagen bis Wochen. Bei den langkettigen PFAS betrug die Halbwertszeit dagegen bis zu mehrere Jahre. Die Halbwertszeit gibt an, nach welcher Zeit die Hälfte einer Substanz abgebaut ist oder den Körper verlassen hat.

Wie werden die PFAS ausgeschieden?

Die Verfolgung der markierten PFAS im Selbstversuch zeigte, dass die kurzkettigen Verbindungen vor allem mit dem Urin ausgeschieden werden. Die langkettigen Verbindungen dagegen – das war bereits vorher bekannt – können von Transportmolekülen noch in den Nieren aus dem Urin in den Körper zurückgeholt werden. «Ihre Ausscheidung über den Urin ist daher nur sehr gering, was ihre lange Verweildauer im Körper erklärt», so das BfR. Das Wissen sei wichtig, um die Aufnahme der Substanzen abzuschätzen und damit eine gesundheitliche Risikobewertung zu ermöglichen.

Wo überall kommen PFAS vor?

Zur PFAS-Gruppe gehören mehrere Tausend Chemikalien. Weil sie Schmutz und Wasser abweisen, werden sie unter anderem in Lebensmittelverpackungen wie beispielsweise Pizzakartons und in Röhrli aus Plastik und Bambus eingesetzt, aber auch in Shampoos, Reinigungsmitteln, Farben und Lacken oder in Feuerlöschschaum, beschichteten Pfannen und Jacken.

Die Studie ist im Fachjournal «Environment International» erschienen.

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