
Frauen haben es aufgrund eines höheren Fettanteils schwerer, sich ein Sixpack anzutrainieren.
Getty ImagesGenetikDer Grund, warum nicht jeder ein Sixpack bekommen kann
Auch wer hart trainiert, bekommt nicht zwingend ein Sixpack. Ein Sportmediziner erklärt, wie Genetik, Fettverteilung und Hormone dabei mitreden.
Ein definiertes Sixpack – für viele ein Fitnessideal. Doch warum sieht man bei manchen Menschen schon nach wenigen Workouts die Bauchmuskeln, während andere kaum Fortschritte machen?
Ob wirklich jeder ein Sixpack bekommen kann, erklärt Sportmediziner Prof. Dr. med. Johannes Scherr von der Universitätsklinik Balgrist.
Über den Experten

Prof. Dr. med. Johannes Scherr ist Chefarzt und Leiter des Universitären Zentrums für Prävention und Sportmedizin an der Zürcher Universitätsklinik Balgrist. www.balgrist.ch
Wie wichtig ist dir ein Sixpack?
Welche Faktoren spielen eine Rolle, wenn es um ein Sixpack geht?
Das Wichtigste ist der Körperfettanteil. Wenn man viel Körperfett hat, liegt über der Muskulatur eine Art Isolierschicht – man sieht die Muskeln nicht, auch wenn sie vorhanden sind. Entscheidend ist das Unterhautfettgewebe. Je dicker dieses ist, desto weniger sichtbar sind die Bauchmuskeln. Ausserdem: Wenn man zwar schlank ist, aber keine Muskulatur aufgebaut hat, sieht man auch weniger Bauchmuskeln. Sichtbarkeit erfordert beides – einen niedrigen Körperfettanteil und trainierte Muskulatur.

Ein niedriger Körperfettanteil und eine trainierte Muskulatur spielen eine grosse Rolle für ein sichtbares Sixpack.
Pexels/Tima MiroshnichenkoWelche Rolle spielt die Genetik?
Sie beeinflusst unter anderem den Körperfettanteil und die Fettverteilung. Das ist zwischen den Geschlechtern unterschiedlich. Frauen haben aus evolutionären Gründen einen höheren Körperfettanteil – bei athletischen Personen etwa 15 bis 19 Prozent, bei weniger trainierten bis zu 25 Prozent. Bei Männern liegt er eher im unteren zweistelligen Bereich, etwa bei zehn bis vierzehn Prozent – also jeweils circa fünf Prozent niedrigere Werte. Auch die Fettverteilung ist genetisch bestimmt. Frauen speichern Fett eher an Hüfte und Unterbauch – gynäkoid, wie wir sagen. Männer neigen zu viszeralem Fett, das sich im Bauchraum anlagert und hormonell aktiv ist – und auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.
Und wie sieht es mit den unterschiedlichen Packs aus – also Four-, Six- oder Eightpack?
Auch das ist genetisch festgelegt. Die Bauchmuskulatur – genauer Musculus rectus abdominis – ist durch Zwischensehnen in einzelne Abschnitte unterteilt. Diese Päckchen sind bereits als Fetus im Mutterleib angelegt. Ob jemand ein Four-, Six- oder Eightpack hat, ist also von Anfang an festgelegt und lässt sich nicht durch Training verändern.
Welches kommt am häufigsten vor?
Vermutlich das Sixpack, aber es gibt auch Menschen mit Four- oder Eightpacks – gelegentlich sieht man sogar Tenpacks, wobei dies sehr selten ist. Auch asymmetrische Formen sind möglich. Entscheidend ist: Man kann durch Training nur die Sichtbarkeit verbessern, nicht die Anzahl der sichtbaren Segmente verändern.

Ob jemand ein Four-, Six-, Eight- oder sogar Tenpack bekommen kann, wird im Mutterleib festgelegt.
Pexels/Mart ProductionEs bringt also nichts, auf ein Eightpack hinzutrainieren, wenn die Genetik ein Sixpack vorgibt?
Genau. Das kann nicht beeinflusst werden. Was sich aber beeinflussen lässt, ist die Sichtbarkeit der bestehenden Muskeln – über den Körperfettanteil, Training und Stoffwechsel. Auch hier spielt Genetik eine Rolle: Manche Menschen bauen mühelos Muskulatur auf, andere haben es schwerer. Das ist individuell verschieden.
Ist es aus sportmedizinischer Sicht überhaupt sinnvoll, auf einen Waschbrettbauch hinzuarbeiten?
Grundsätzlich ja – vor allem, wenn jemand starkes Übergewicht hat, ist eine Reduktion des Fettanteils wünschenswert. Dann ist ein sichtbarer Muskelansatz ein Zeichen für eine verbesserte Fitness. Aber man sollte nicht ins Extreme verfallen. Ein zu niedriger Körperfettanteil kann ebenfalls negative gesundheitliche Folgen haben – vor allem bei Frauen, bei denen das Fettgewebe eine Rolle in der Hormonproduktion spielt. Zu wenig Fett kann etwa unter anderem zu Zyklusstörungen führen.

Wer den Bauch trainiert, muss auch für einen gesunden Rücken sorgen.
Unsplash/Logan Weaver-lgnwvrAlso lieber auf ein gesundes Gesamtpaket achten?
Genau. Ein ausgewogenes Verhältnis von Muskulatur, Körperfett und Ernährung ist sinnvoll. Wenn du dich nur auf den Bauch fokussierst und dabei den Rücken vergisst, entsteht ein Ungleichgewicht in der Muskulatur und hierdurch eine Fehlhaltung. Denn wie beim Bizeps und Trizeps braucht auch der Rumpf Balance – Bauchmuskeln beugen Oberkörper und Rumpf, die Rückenmuskulatur streckt ihn. Eine stabile Körpermitte ist funktional viel wichtiger als ein rein optisches Sixpack. Sie hilft gegen Rückenschmerzen, verbessert die Haltung und beugt Verletzungen vor.
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