Zugdurchsage«Wie ein Roboter»: Pendler schäumen wegen neuer SBB-Stimme
Im Zugabteil der SBB klingt es jetzt anders: Die digitalisierten ÖV-Stimmen sind nun auch in Zügen zu hören – was vielen missfällt.
Darum gehts
Neu sind auch in den Zügen digitalisierte ÖV-Stimmen im Einsatz.
Doch die neue Durchsage sorgt bei einigen Pendlerinnen und Pendlern für schlechte Laune.
Die SBB wollen «wo nötig Korrekturen vornehmen».
Für manche ist sie die erste vertraute Stimme des Tages: die Zugdurchsage in der SBB. Seit dem letzten Fahrplanwechsel ertönt aus den Lautsprechern eine neue Stimme, wie Moritz Weisskopf, Sprecher der SBB, bestätigt: «Seit Dezember werden die digitalisierten ÖV-Stimmen, die schon länger an den Bahnhöfen der SBB und der BLS zum Einsatz kommen, auch in den Zügen der SBB und ihrer Töchter und Partner eingesetzt.»
Städtenamen werden falsch ausgesprochen
Doch die neue Durchsage sorgt bei einigen Pendlerinnen und Pendlern für einen schlechten Start in den Tag: «Die alte Stimme war sehr angenehm anzuhören, in allen vier Sprachen», schreibt ein Reddit-User. Die Stimme habe jede seiner Reisen besser gemacht. «Die neue klingt wie ein Roboter, spricht Städtenamen falsch aus, bricht mitten im Satz ab und klingt einfach extrem unangenehm.»
Laut Weisskopf basieren die ÖV-Durchsagen auf digital produzierten Aufnahmen menschlicher Stimmen. Dies in Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch. Am Bahnhof würden ganze Sätze eingesprochen. Anders sei dies auf den Zügen: «Auf diesen werden immer noch einzelne Satzfragmente erstellt und dynamisch je nach Bedarf zusammengesetzt und ausgegeben.» Sprich: Eine Person hat einzelne Worte eingesprochen, welche dann in den Zügen zu einem Satz einfach «aneinandergereiht» werden.
Wie findest du die neue Stimme der SBB?
So ganz scheint das noch nicht zu klappen, wie in weiteren Kommentaren zu lesen ist: «Es gibt verschiedene Geschmäcker – aber das ist keine Sprecherstimme». Andere hingegen scheinen sich an der Ansage zu erfreuen: «Dank den Fehlern habe ich jetzt immer etwas zum Lachen.»
Der Reddit-User, der die Diskussion ins Rollen brachte, fragt sich gar, weshalb die SBB «das Beste, das es an ihnen gab», abschafft. Damit meint der Leser wohl Isabelle Augustin. Über zehn Jahre lang war sie die Deutschschweizer Stimme der SBB. «Ich musste mich an die neue Stimme gewöhnen», erzählt die ausgebildete Schauspielerin. Sie sei aber nicht enttäuscht gewesen, dass sie nun nicht mehr sich selbst höre.
SBB versprechen eine Besserung
Doch auch Augustin ist der Meinung, dass es auffällt, dass die Worte nicht von einem Menschen gesprochen werden. «Mir persönlich gefällt es nicht, es klingt unnatürlich. Aber in den nächsten Jahren wird es bestimmt besser werden.» Laut der SBB soll es das tatsächlich: In der Vorbereitung sei zwar viel in die Qualitätskontrolle investiert worden. «Allerdings gibt es einzelne Fragmente, Satzteile oder Bahnhofsbezeichnungen, die nicht optimal ausgesprochen werden». Die SBB habe deshalb auch schon Rückmeldungen erhalten.
«Wir werden diese Hinweise sammeln und wo nötig Korrekturen vornehmen», so Weisskopf. Weshalb auch Städtenamen falsch ausgesprochen werden, werde derzeit abgeklärt. Der Pendler hofft, dass die Stimm-Probleme bald behoben werden. «Als täglicher Pendler ist es wirklich nicht cool, das anzuhören».
«Als täglicher Pendler ist es wirklich nicht cool, das anzuhören».
Doch nicht in allen Zügen sind die neuen Stimmen zu hören, in manchen werden die Durchsagen nach wie vor vom Zugpersonal gemacht. Weisskopf erklärt: «Bei älteren Zügen, zum Beispiel dem IC2000, ist die Durchsage der Anschlussverbindungen durch die ÖV-Stimme technisch nicht möglich.» Damit alles einheitlich bleibe, würden deshalb die Anschlüsse in allen Fernverkehrszügen durch das Zugpersonal gesprochen. Immerhin: Einige menschliche Stimmen werden den Pendlerinnen und Pendlern also erhalten bleiben.
Seit 2020 arbeiten die SBB mit dem neuen System, welches die Worte und Sätze, die von Menschen eingesprochen wurden, automatisch generiert.
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