Eigentlich verbotenElon Musk teilt auf X Fake-Screenshot mit Trump-Hitler-Vergleich
Auf X dürfen gemäss Richtlinien «keine synthetischen, manipulierten oder aus dem Kontext gerissenen Medien» geteilt werden, «die Menschen täuschen oder verwirren und Schaden anrichten können». X-Besitzer Elon Musk macht es trotzdem.

X-Chef Elon Musk hat kürzlich einen Fake-Screenshot geteilt, laut dem Theatlantic.com einen Artikel mit Titel «Trump ist im wahrsten Sinne des Wortes Hitler» haben soll. Aber: Einen solchen Artikel hat es nie gegeben. Das haben das Portal, aber auch der Urheber des Fakes erklärt.
Screenshot XDarum gehts
Elon Musk hat auf X einen gefälschten Screenshot geteilt, der vorgibt, dass Theatlantic.com Trump mit Hitler gleichsetzt.
Einen Artikel, wie den auf dem Screenshot, hat es auf der Plattform jedoch nie gegeben. Darauf weist «The Atlantic», aber auch der Urheber des angeblichen Screenshots hin.
Laut den Richtlinien von X ist das Verbreiten solcher irreführender Inhalte verboten, dennoch hat Musk den Fake geteilt und bis heute online gelassen.
Die Behauptung
Die US-Zeitschrift «The Atlantic» soll online einen Artikel mit dem Titel «Trump is literally Hitler» – zu Deutsch: «Trump ist im wahrsten Sinne des Wortes Hitler» – veröffentlicht haben. Ein angeblicher Screenshot soll das belegen. Er wurde unter anderem von X-Eigner Elon Musk geteilt.
Die Bewertung
Der Screenshot ist nicht echt. Es hat auf Theatlantic.com nie einen solchen Artikel gegeben. Das erklären das Medium selbst und auch der Urheber des Screenshots, der X-User @Indian_Bronson. Er nutzte für seinen Fake nicht nur den Look von Theatlantic.com, sondern auch Elemente aus früheren Artikeln.
Die Chronologie: Dank Elon Musk erreicht Post Millionen von Menschen
Vor rund einer Woche tauchte auf der Plattform X plötzlich ein angeblicher Screenshot der Website theatlantic.com auf. Als Erstes gepostet hatte ihn User @Indian_Bronson am 22. Oktober 2024 gegen 19.14 Uhr. Der laut seinem Profil überzeugte Trump-Fan kommentierte den Post mit den Worten «Completely insane story in The Atlantic today» («Völlig verrückte Geschichte in The Atlantic heute»). Der angebliche Screenshot erweckte den Eindruck, Theatlantic.com habe am 22. Oktober einen von «The Atlantic»-Chefredaktor Jeffrey Goldberg verfassten Artikel mit Titel «Trump is literally Hitler» veröffentlicht.

Nur rund eine halbe Stunde später teilte X-Besitzer Elon Musk den Post. Auch er ist ein überzeugter Trump-Unterstützer und verschaffte so dem angeblichen Screenshot eine riesige Reichweite. Bis heute wurde der Beitrag rund 25,6 Millionen angesehen (Stand 29. Oktober 2024). Musk kommentierte den Retweet mit «They are literally foaming at the mouth» («Sie haben buchstäblich Schaum vor dem Mund») und fügte ein lachendes Emoji hinzu (siehe Bildstrecke oben).
Die Spurensuche: Suchen führen ins Leere oder zur Stellnahme
Bei der Suche nach dem Titel und Lead des angeblichen Artikels mithilfe verschiedener Suchmaschinen findet man keinen solchen Text. Auch der Blick in Internetarchive wie Archive.is oder Ghostarchive.org hilft nicht weiter. Die Suche auf theatlantic.com selbst führt zu einer Stellungnahme vom 23. Oktober 2024 (hier archiviert). Darin heisst es:
«The Atlantic hat keinen Artikel mit der Überschrift ‹Trump ist buchstäblich Hitler› veröffentlicht. [...] Diese Schlagzeile ist erfunden. Ein solcher Artikel wurde im ‹Atlantic› nie veröffentlicht
Weiter findet sich dort der Hinweis, dass der Fake einen tatsächlich am 22. Oktober veröffentlichten «The Atlantic»-Artikel mit Titel «Trump: ‹I Need the Kind of Generals That Hitler Had›» («Trump: ‹Ich brauche die Art von Generälen, die Hitler hatte›») verzerre. Der Artikel, der von «The Atlantic»-Chefredakteur Jeffrey Goldberg verfasst wurde, thematisierte eine Aussage von Trumps ehemaligem Stabschef, laut der Trump einmal gesagt haben soll, er wolle die Art von Generälen, die der Nazi-Diktator Adolf Hitler hatte.
Nicht die erste Falschbehauptung zu «The Atlantic»
Bereits früher kursierten in den sozialen Medien gefakte Atlantic-Screenshots: Mitte Oktober etwa tauchte einer auf, der dazu diente, Trumps Konkurrentin ums US-Präsidentschaftsamt, Kamala Harris, in ein schlechtes Licht zu rücken. Es ist nicht das erste Mal (zum Beispiel hier, hier und hier). Die erfundene Überschrift auf dem angeblichen Screenshot lautete «To Save Democracy Harris May Need To Steal The Election» («Um die Demokratie zu retten, muss Harris möglicherweise eine Wahl stehlen»). Auch hierzu veröffentlichte die Zeitung eine Stellungnahme (hier archiviert).
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Das Bild: Trump-Hitler-Darstellung wurde veröffentlicht, aber nicht von «The Atlantic»
Folgt man der Erklärung, dass Idee, Autorenzeile und Veröffentlichungsdatum Goldbergs Artikel vom 22. Oktober entlehnt sind, bleibt die Frage, wo denn die Abbildung von Donald Trump und Adolf Hitler herkommt. Die Antwort findet sich mithilfe der umgekehrten Bildersuche. Sie führt zu einem Meinungsartikel des Anwalts und Autors Mike Godwin, der am 20. Dezember 2023 auf Washingtonpost.com (Bezahlartikel) veröffentlicht wurde:

In diesem taucht die Abbildung von Trump und Hitler erstmals auf. Sie wurde von einer Grafikerin der «Washington Post» erstellt. Die verwendeten Fotos stammen von dem Fotojournalisten Jabin Botsford und der Nachrichtenagentur AP.
Die Aussage: Urheber des Fake-Screenshots erklärt selbst, es sei Satire
Dass es sich um keinen echten Screenshot handelt, bestätigt auch der Urheber, X-User @Indian_Bronson selbst. Er erklärt eine knappe Dreiviertelstunde nach dem Posten des Fake-Screenshots auf Nachfrage eines anderen Users: «It's satire, but The Atlantic can only be lampooned this way because they are deranged» («Es ist Satire, aber The Atlantic kann nur auf diese Weise verspottet werden, weil sie gestört sind»).
X-Chef Musk verstösst gegen die X-Richtlinien
Der Fake-Screenshot ist nach wie vor auf X zu finden, auch auf Musks Profil. Mittlerweile sind die entsprechenden Beiträge mit Community Notes versehen, die klarstellen, dass es sich bei dem angeblichen Screenshot nicht um einen echten handelt und es keinen derartigen Artikel gibt. Zudem wurde die Sichtbarkeit eingeschränkt, da der Beitrag «möglicherweise gegen die Regeln von X» verstösst. Dass er das tatsächlich tut, zeigt der Blick in die «Synthetic and manipulated media policy» der Plattform. Dort heisst es nämlich: «Du darfst keine synthetischen, manipulierten oder aus dem Zusammenhang gerissenen Medien weitergeben, die Menschen täuschen oder verwirren und zu Schaden führen können («irreführende Medien»).» Doch genau das tut der Fake-Screenshot. Damit verstösst Musk gegen die Regeln seines eigenen Unternehmens.
Fazit
Die vor allem auf X geteilte Behauptung, Theatlantic.com habe Donald Trump in einem Artikel mit Adolf Hitler gleichgestellt, ist falsch. «The Atlantic» hat keinen solchen Artikel veröffentlicht. Der angebliche Screenshot ist fake. Das erklärt die US-Zeitschrift in einer Stellungnahme. Und darauf weisen die Community Notes unter den entsprechenden Posts hin. Auch der Ersteller, X-User @Indian_Bronson, hat dies erklärt. Er bezeichnet die Fälschung als «Satire». Ungeachtet dessen hat Musk den Beitrag nicht gelöscht.
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