Bundestagswahlen 2025Deutschland wählt – das sind die vier Kandidaten fürs Kanzleramt
Nach dem Aus der Ampelkoalition wird es bald zu Neuwahlen in Deutschland kommen. Vier Kandidaten stehen für das Kanzleramt bereit – doch keiner überzeugt in Umfragen.
Darum gehts
Nach dem Scheitern der Ampelkoalition werden in Deutschland voraussichtlich am 23. Februar 2025 Neuwahlen abgehalten.
Erstmals treten vier Kanzlerkandidaten an: Friedrich Merz (CDU), Olaf Scholz (SPD), Robert Habeck (Grüne) und Alice Weidel (AfD).
In Umfragen überzeugt keiner der Kandidaten; Merz liegt vorn, während Weidel die schlechtesten Werte aufweist.
Ursprünglich wären die Bundestagswahlen in Deutschland für den September 2025 angedacht gewesen. Nach dem Ampel-Aus stellte Scholz am 11. Dezember die Vertrauensfrage. Wird er nicht von einer Mehrheit im Bundestag unterstützt und der Bundespräsident entscheidet sich, das Parlament aufzulösen, wird neu gewählt – voraussichtlich am 23. Februar 2025.
Erstmals gibt es vier Kandidatinnen und Kandidaten für das Kanzleramt, in Umfragen fallen jedoch alle durch. Wer wird von den Parteien ins Rennen geschickt? Die wichtigsten Fakten zu den Kandidaten.
Die Union: Friedrich Merz (69)

Merz hat die Nase laut dem Kandidatencheck von ZDF momentan vorne. 40 Prozent halten ihn als Kanzler geeignet.
AFPUmfragewerte
Aktuell hat Friedrich Merz noch die besten Umfragewerte aller Kandidaten. Beim ZDF-Politbarometer sagen 40 Prozent über ihn, «dass er Kanzler kann» (nein: 55 Prozent).
Politischer Hintergrund
2000 übernimmt Merz erstmals die Fraktionsführung der CDU/CSU, doch dann wird er von Angela Merkel zwei Jahre später vom Thron gestossen. 2009 kehrt er der Politik den Rücken und geht in die Wirtschaft. Als Merkel über 10 Jahre später ihr Kanzleramt abgibt, kommt er zurück. Nach zwei gescheiterten Versuchen, gelingt es ihm schliesslich 2021 Parteichef zu werden.
Positionen
Gehört zum konservativen Flügel der Christdemokraten.
Wirtschaftsliberal und setzt sich stark für freie Marktwirtschaft ein.
Fordert einen schärferen Umgang in der Asyl- und Migrationspolitik.
Hält die politische Debatte um den Klimaschutz als überbewertet.
Verspricht bei einem Wahlsieg Lieferung von Taurus-Marschflugkörper in die Ukraine.
Kontroversen
mehrere kontroverse Äusserungen gegenüber Geflüchteten, bezeichnete etwa ukrainische Flüchtlinge als «Sozialtouristen», Söhne von Migranten als «Paschas».
1997, als ein Gesetzentwurf verabschiedet wurde, der Vergewaltigung in der Ehe unter Strafe stellen sollte, stimmte Merz dagegen.
Vorwurf der Zusammenarbeit mit der AfD.
SPD: Olaf Scholz (66)

Scholz belegt akutell noch Platz 2 bei den Umfragewerten. 31 Prozent halten ihn für fähig für das Kanzleramt.
Michael Kappeler/dpaUmfragewerte
Olaf Scholz belegt beim ZDF-Politibarometer den zweiten Platz. 31 Prozent finden ihn als Kanzler geeignet (nein: 65 Prozent).
Politischer Hintergrund
Mit 17 Jahren tritt Scholz in die SPD ein. Bis in die 1990er Jahre war er als stellvertretender Bundesvorsitzender Teil der SPD-Jugendorganisation. Danach nahm seine Karriere innerhalb der SPD seinen Lauf, bis er schliesslich 2017 Angela Merkels Vizekanzler und Ende 2021 selbst zum Kanzler gewählt wurde.
Positionen
Wird dem eher rechten Flügel der SPD zugerechnet.
Steht für die Förderung des Wohlfahrtsstaates.
Unter seiner Kanzlerschaft wurde der Mindestlohn erhöht.
Setzt sich für Massnahmen zum Klimaschutz ein.
Kontroversen
Vorwurf, keine klare Haltung zu beziehen und zu wenig Führungskraft zu zeigen.
Umgang mit der Ukrainekrise: Scholz wird eine zu zögerliche und diplomatische Handhabung vorgeworfen.
Scholz’ Umgang mit der Haushaltskrise und fehlende Selbstkritik.
Cum-Ex-Skandal: Ihm wird angelastet, als ehemaliger Hamburger Bürgermeister, verhindert zu haben, dass die skandalbelastete Warburg Bank 47 Millionen Euro zurückzahlen musste.
Die Grünen: Robert Habeck (55)

Der aktuelle Vizekanzler Robert Habeck belegt aktuell den dritten Platz in der Umfrage.
AFPUmfragewerte
Im Kanzlercheck ist Habeck fast gleichauf mit Scholz: 30 Prozent finden ihn für das Kanzleramt geeignet (nein: 66 Prozent).
Politischer Hintergrund
Habeck trat erst relativ spät in die Politik ein – 2002, mit 33 Jahren, davor war er freier Schriftsteller. 2012 wurde er stellvertretender Ministerpräsident und Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume in Schleswig-Holstein. 2018 übernahm der promovierte Literaturwissenschaftler zusammen mit Annalena Baerbock den Parteivorsitz der Grünen. Seit Ende 2021 ist er Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz und zugleich Vizekanzler.
Positionen
Setzt sich vor allem für umwelt- und energiepolitische Themen und Klimaschutz ein.
Aber auch in der Wohnpolitik bezieht er Stellung: setzte sich etwa für den «Berliner Deckel», also Mietobergrenzen ein.
In der Einwanderungspolitik ist er für die geregelte Aufnahme von Geflüchteten und eine Neuregelung des Einwanderungsrechts, möchte aber auch islamistische Gefährder stärker unter Beobachtung stellen.
Kontroversen
Das Heizungsgesetz, das veraltete Heizsysteme schrittweise verbieten soll, stiess auf Widerstand der FDP und Opposition.
In der «Trauzeugen-Affäre» entliess Habeck seinen Staatssekretär, nachdem dieser persönliche Verbindungen bei einer Besetzungsentscheidung verschwiegen hatte.
Durch Einigung über strengere Abschieberegeln gerät er vor allem in der Parteijugend in die Kritik.
AfD: Alice Weidel (45)

Weidel hat momentan die schlechtesten Werte. Nur zwölf Prozent halten sie als Kanzlerin geeignet.
Carsten Koall/dpaUmfragewerte
Am schlechtesten in der aktuellen Umfrage schneidet Alice Weidel ab. Lediglich 12 Prozent halten sie als Kanzlerin geeignet (nein: 83 Prozent).
Politischer Hintergrund
Weidel ist promovierte Volkswirtschaftlerin und trat 2013 in die zuvor gegründete Alternative für Deutschland ein. 2017 verlor die Politikerin überraschend die Wahl zur Landesvorsitzenden, obwohl sie zuvor als Favoritin galt. Später wird Weidel Fraktionsvorsitzende der AfD und seit 2021 ist sie zusammen mit Tino Chrupalla Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion.
Positionen
Weidel steht insbesondere für eine sehr strenge Asyl- und Migrationspolitik, in der Einwanderung sieht sie eine Bedrohung für Wirtschaft und Sozialstaat.
Sie vertritt wirtschaftsliberale Positionen.
Sie setzt sich für konservative Werte in der Identitätspolitik ein – dies obwohl sie selbst mit einer Frau mit Migrationshintergrund verheiratet ist.
Weidel zeigt sich EU- und klimaschutzkritisch.
Kontroverse
Vorwurf des Opportunismus, einerseits bezüglich ihres Privatlebens, andererseits weil sie zum Beispiel einst den Parteiausschluss von Björn Höcke forderte – heute präsentiert sie sich mit ihm vereint auf Wahlkampfbühnen.
Herabwürdigenden Aussagen gegen Migranten, so pauschalisierte sie Geflüchtete und Asylbewerber als «alimentierte Messermänner» und muslimische Kinder als «Kopftuchmädchen».
Lehnt den wissenschaftlich bewiesenen Klimawandel ab.
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