Wer ist eigentlich schuld an Deutschlands Krise?

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Merkel, Euro, BürokratieWer ist eigentlich schuld am ganzen Schlamassel?

Für den wirtschaftlichen Zerfall Deutschlands sehen manche Angela Merkel verantwortlich. Auch der Euro spielt eine Rolle.

Die deutsche Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel belastete die Wirtschaft.
Ihr plötzlicher Entscheid zum AKW-Aus habe wie die Energiewende zu höheren Energiepreisen geführt.
Dazu kam der Entscheid gegen russische Energie, was die Energiepreise weiter verteuerte.
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Die deutsche Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel belastete die Wirtschaft.

AFP

Darum gehts

  • Deutschland befindet sich derzeit im «perfekten Sturm».

  • Die Probleme begannen mit der Einführung des Euros.

  • Dazu preschte die Politik beim AKW-Aus, Verbrennerverbot und dem Ende von russischer Energie vor.

  • Auch die Bürokratie ist ein Problem.

Deutschland steckt in der Krise. «Es gibt derzeit keine Anzeichen, dass Deutschland aus der Rezession herauskommt», sagt Matthias Geissbühler, Anlagechef von Raiffeisen Schweiz.

Es begann schon mit dem Ende der Deutschen Mark

Laut Geissbühler begannen die Probleme schon bei der Einführung des Euros zur Jahrtausendwende. «Wegen der starken Deutschen Mark hatte das Land einen ähnlichen Nachteil wie die Schweiz mit dem Franken. Die Industrie musste besonders effizient sein, um weltweit erfolgreich zu sein», so Geissbühler.

Mit dem Euro habe es plötzlich eine schwache Währung gegeben und Firmen hätten sich nicht mehr gross anstrengen müssen, um die Position aufrechtzuerhalten. «Sie wurden träge. Die Wettbewerbsfähigkeit ging kontinuierlich zurück und das rächt sich jetzt», sagt Geissbühler.

Angela Merkel in der Kritik

Dazu seien kurzfristige Aspekte gekommen. Der Entscheid der Regierung Merkel zum Ausstieg aus der Atomenergie, die grüne Energiewende und die Abkehr von russischem Öl und Gas hätten dazu geführt, dass die Industrie billige Energie durch teurere ersetzen musste.

Zudem sei Deutschland beim Verbot für Verbrennermotoren vorgeprescht. «Das ist der perfekte Sturm und schadet Deutschland enorm. Es bedingt Milliardeninvestitionen und geht zulasten des Gewinns. Das alles führt zur Abwanderung der Industrie», sagt Geissbühler.

Was glaubst du, ist das Problem für Deutschlands Krise?

Weiteren Schaden habe die Zinswende der Europäischen Zentralbank gebracht. Die steigenden Zinsen hätten den Immobilienmarkt stark getroffen. Zudem könne die Regierung die Konjunktur nicht durch mehr Staatsausgaben ankurbeln, weil sie laut Verfassung die Schuldenbremse einhalten muss.

Wirtschaftsfeindliche Politik

Firmen wanderten auch durch die Subventionen in Amerika aus Deutschland aus. «Nach Donald Trump fördert auch US-Präsident Joe Biden die heimische Wirtschaft, während die aktuelle Regierung in Deutschland eher wirtschaftsfeindlich ist», sagt Geissbühler. Durch die verlorenen Arbeitsplätze gebe es eine Negativspirale, die Deutschland über Jahre beschäftigen werde.

Zu viel Bürokratie

Auch Wirtschaftssoziologin Katja Rost sieht eine Reihe von Faktoren als Gründe für die Schwäche Deutschlands und kritisiert vor allem die Politik. Es gebe zu viel Bürokratie im Land. Bürokratie sorge zwar für Rechtsstaatlichkeit, doch das Verhältnis stimme nicht mehr.

Die grossen Firmen gehen, KMU investieren weniger

Auch Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann von der Universität Zürich kritisiert, dass Deutschland die Infrastruktur vernachlässigt und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verschlechtert habe. «Die grossen Firmen gehen und die KMU fahren ihre Investitionen zurück», so Straumann. «Das ist eine gefährliche Tendenz.»

Er will Deutschland aber noch nicht abschreiben und hofft, dass es sich erneuern kann. Unter Merkel habe sich kaum jemand gewehrt. Doch nun breche die Lethargie auf. «Jetzt passiert endlich etwas, alles kommt auf den Tisch und es wird diskutiert, das ist ein gutes Zeichen», so Straumann.

Artikelserie zu Deutschlands Krise

Dies ist ein Artikel der 20-Minuten-Serie über die wirtschaftlichen Probleme in Deutschland:

Zerfall Deutschlands.

Zerfall Deutschlands.

20 Minuten/Jonathan Müller

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