Credit Suisse: Banken laufen Sturm gegen Eigenkapital-Forderung

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UBS-CS-DealVor CS-Showdown – Banken laufen Sturm gegen Eigenkapital-Forderung

Diese Woche berät das Parlament den Banken-Deal. Eine Forderung sorgt jetzt schon für rote Köpfe.

UBS schluckt die Credit Suisse: Colm Kelleher, Ralph Hamers und Sergio Ermotti (von links) am 29. März 2023 in Zürich.
Gerhard Pfister, Parteipräsident der Mitte, fordert eine Eigenkapital-Quote von 20 Prozent für Schweizer Banken.
Er bekommt prominente Unterstützung: Anat Admati, Wirtschaftsprofessorin an der Stanford University, ist für eine Quote von 30 Prozent.
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UBS schluckt die Credit Suisse: Colm Kelleher, Ralph Hamers und Sergio Ermotti (von links) am 29. März 2023 in Zürich.

AFP

Darum gehts

  • Diese Woche findet die ausserordentliche Session zum Banken-Deal statt.

  • Unter anderem steht die Forderung nach einer höheren Eigenkapital-Quote im Raum.

  • Mitte-Präsident Gerhard Pfister verlangt 20 Prozent, eine amerikanische Star-Ökonomin gar 30 Prozent.

  • Banken lobbyieren dagegen.

Ab Dienstag treffen sich National- und Ständerat, um den Banken-Deal nachträglich abzusegnen und Berichte in Auftrag zu geben. Auch Forderungen nach strengeren Banken-Regeln stehen im Raum. Eine davon sorgt jetzt schon für Empörung: Mitte-Präsident Gerhard Pfister will, dass Schweizer Banken mindestens 20 Prozent Eigenkapital haben müssen.

Pfister hat in den letzten Tagen prominente Unterstützung bekommen: Finanzprofessorin Anat Admati von der kalifornischen Standford University fordert eine Eigenmittel-Quote von 30 Prozent. Mit dem deutschen Wirtschaftsprofessor Martin Hellwig hat sie darüber ein Buch verfasst («Des Bankers neue Kleider»). Sie haben kein vernünftiges Argument gehört, das dagegen spricht, sagt Admati im Interview mit der «Wochenzeitung».

Wirtschaftsprofessorin Monika Bütler (früher bei der HSG) unterstützt die Forderung von Hellwig und Admati zu 100 Prozent, wie sie sagt. Und selbst der liberale Ökonom Christoph Schaltegger befürwortet die 20-Prozent-Eigenkapital-Vorschrift für systemrelevante Banken, wie er vor wenigen Tagen in einem Gastbeitrag im NZZ-Magazin schrieb.

Banken lobbyieren gegen Eigenkapital-Forderung

Die Banken-Branche wehrt sich dagegen. Vertreter der UBS hätten in den letzten Tagen die bürgerlichen Parteipräsidenten kontaktiert, um sie von solchen Vorhaben abzubringen, heisst es in Medienberichten. Das Lobbying der Banken sei spürbar, sagt Mitte-Präsident Gerhard Pfister. Er rate den Banken, sich für diese Diskussion zu öffnen, sonst riskierten sie, dass noch schärfere Regulierungsmassnahmen verhängt würden.

SVP-Nationalrat Thomas Matter hält die Forderung für daneben und «reinen Populismus». Die Credit Suisse sei nicht am fehlenden Eigenkapital gescheitert, sagt Matter, die Forderung ziele am Problem vorbei. Und sie würde die Bürgerinnen und Bürger empfindlich treffen, sagt Matter, der selbst Präsident einer Bank ist. Denn Eigenkapital koste. «Wenn Kunde X 100’000 Franken Sparguthaben auf der Bank deponiert und die Bank deshalb 20’000 Franken Eigenkapital organisieren muss, dann kostet das. Diese Kosten wird sie dem Kunden überwälzen müssen.»

Auch FDP-Nationalrat und Bankkaufmann Hans Peter Portmann sagt: «Eigenkapital kostet.» Doch man dürfe sich dieser Diskussion nicht verschliessen. Es müsse eine differenzierte, kluge Lösung ausgearbeitet werden, sagt der Zürcher. «Systemrelevante Betriebe müssen anhand ihrer Grösse im Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt beurteilt und ihre Geschäftsarten entsprechend individuell abgesichert werden.» Das würde heissen, dass die neue Mega-Bank sich entweder von gewissen Risiken trennen oder dann eine massiv höhere Eigenkapital-Quote haben müsste als etwa eine kleine Landesbank.

Das sagen die Experten zur Credit Suisse

«Es ist jetzt genug», sagt Marc Chesney, Finanzprofessor von der Universität Zürich. «Wir hören dieselben Argumente und die Angstmacherei seit mindestens 15 Jahren. Die Credit Suisse ist bankrottgegangen. Braucht es noch mehr Beweise, dass das heutige System nicht funktioniert?» Eine Eigenkapital-Quote von 20 Prozent sei das Mindeste. «Wenn jemand einen Kredit erhalten möchte, um ein Haus zu kaufen, braucht er oder sie nicht weniger als 20 Prozent Eigenkapital. Warum soll das nicht auch für die Banken gelten, insbesondere für die Grossbanken?»

Zweifellos müsse man die Schraube der Eigenkapital-Vorschriften anziehen, sagt auch Wirtschaftsrechtsprofessor Peter V. Kunz von der Universität Bern. Doch er warnt vor hohen Erwartungen und überschiessenden Forderungen. «Höher als zehn Prozent sollte die Quote nicht sein.» Denn sonst wären die Schweizer Banken im internationalen Geschäft zu stark benachteiligt. Auch sei es riskant, eine generelle Eigenmittel-Vorschrift für alle Banken zu erlassen, da diese unterschiedliche Voraussetzungen und Rollen hätten. Auch müsse man sich bewusst sein, dass es nichts gratis gebe, sagt Kunz. Mit höheren Eigenmittel-Vorschriften hätten die Banken höhere Kosten, dadurch würden die Bankdienstleistungen für Kundinnen und Kunden tendenziell teurer. 

Sind höhere Eigenkapital-Vorschriften sinnvoll?


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