Diddy Skandal: Schweizer Rapexperte Pablo Vögtli über den Fall

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Rapmogul-SkandalRap-Experte über Diddy: «Kann nicht sein, dass niemand davon wusste»

20 Minuten beleuchtet in einer Serie die Geschehnisse rund um den Fall Diddy. Der Schweizer Rap-Experte Pablo Vögtli über den tiefen Fall des Musikers.

SRF-Bounce-Host Pablo Vögtli sprach mit 20 Minuten über den Fall Diddy.
«Diddy geriet in den letzten Jahren aber immer mehr in den Hintergrund. Als Musiker ist er nicht mehr wirklich relevant. Sein letztes Album interessierte vergleichsweise niemanden mehr», meint der SRF-Moderator.
An Einfluss busste er deswegen aber nicht ein: «Er ist nach wie vor einer der erfolgreichsten Figuren im Musikmarkt, mit einem geschätzten Vermögen von einer Milliarde.»
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SRF-Bounce-Host Pablo Vögtli sprach mit 20 Minuten über den Fall Diddy.

20min/Damian Luginbühl

Darum gehts

  • Der Schweizer Rap-Experte Pablo Vögtli schätzt im Interview den Fall Diddy ein.

  • Laut Vögtli führt eine Verurteilung des Rapmoguls wohl nicht zu einer Krise der gesamten Branche.

  • Er erhofft sich, dass der Fall eine MeToo-Bewegung in der Szene entfacht.

Der Rapmogul Diddy sitzt weiterhin in U-Haft, während weitere mutmassliche Opfer gegen ihn Anklage erheben. Im Gespräch mit 20 Minuten erzählt der Schweizer Rap-Experte Pablo Vögtli vom tiefen Fall des 54-Jährigen.

«In den 90ern war Diddy riesig. 1993 gründete er sein Label ‹Bad Boy Records› und kurz darauf nahm er The Notorious B.I.G. unter Vertrag», erzählt Pablo Vögtli im Interview mit 20 Minuten. Biggie wurde daraufhin bekanntlich zum grössten Rapper der Ostküste. «Diddy war massgeblich an seiner Karriere beteiligt. Und auch andere Stars der Zeit wie Usher und Mary J. Blige haben ihren Erfolg dem Musiker zu verdanken», so der Rap-Experte weiter.

Pablo Vögtli ist SRF-Bounce-Host und Rapper.

Pablo Vögtli ist SRF-Bounce-Host und Rapper.

20min/Damian Luginbühl

Diddy wurde als Businessman reich

«Bad Boy Records» ist bis heute ein operierendes Label. «Diddy geriet in den letzten Jahren aber immer mehr in den Hintergrund. Als Musiker ist er nicht mehr wirklich relevant. Sein letztes Album interessierte vergleichsweise niemanden mehr», meint der SRF-Moderator. An Einfluss busste er deswegen aber nicht ein: «Er ist nach wie vor einer der erfolgreichsten Figuren im Musikmarkt, mit einem geschätzten Vermögen von einer Milliarde.» Als popkulturelle Figur habe er aber an Relevanz verloren.

Sein Geld macht Combs unterdessen vor allem mit seinen diversen Firmen und Beteiligungen, darunter die Vodkamarke Ciroc und das Medienunternehmen Revolt. «Diddy war nie ein besonders guter Rapper. Er hat einfach verstanden, wie man Hits produziert und ein gutes Verständnis für Business», meint Vögtli. Damit verfolgt er keine einzigartige Strategie: «Auch Dr. Dre oder Jay-Z sind durch ihr unternehmerisches Denken extrem reich geworden.»

Denkst du, Diddy wird verurteilt?

Löst Diddy eine MeToo-Bewegung im Rap-Business aus?

Der Prozess des Superstars wird wohl weite Kreise ziehen. «Wenn die Anschuldigungen stimmen, kann es nicht sein, dass niemand davon wusste», stellt der Luzerner klar. Die Gerüchte über seine Partys gebe es schon seit drei Dekaden. «Es war Diddy offenbar ein Anliegen, mit Promis zu feiern. Wenn an seinen Partys schreckliche Dinge abgingen, dann müssen das andere mitbekommen haben.» Der Rapspezialist möchte selbst keine Namen nenne, wer wohl noch in den Case involviert sein könnte: «Ich lasse das Internet für sich sprechen.»

Laut US-Medien sind die Verhandlungen auf Dezember angesetzt. «Wir befinden uns aktuell kurz vor dem grossen Sturm. Vor einer Verurteilung kann man die Folgen, die der Diddy-Skandal für die Rapszene haben wird, noch nicht abschätzen», so Vögtli, der hofft, dass der Fall zu einer Sensibilisierung in der Branche führt. «Vielleicht löst es eine MeToo-Bewegung in der Rap-Branche aus, analog zu der in der Filmszene. Vielleicht kommen auch noch andere Fälle ans Licht.»

Ich denke nicht, dass die Branche in eine Krise gerät, wenn Diddy verurteilt wird.

Pablo Vögtli

Vögtli betont aber, dass vor allem die US-Szene davon betroffen sei: «Hip-Hop hat sich zu einer weltweiten Kultur ausgebreitet, die per se nichts mit Diddys Machenschaften zu tun hat. Ich denke nicht, dass die Branche in eine Krise gerät, wenn Diddy verurteilt wird.» In der Schweizer Rapszene ist man laut dem Experten sensibilisierter was das Thema betrifft. «Die Branche ist auch nicht komplett problemfrei, im Vergleich zu den Staaten findet aber mehr Diskurs statt.»

Die Anschuldigungen haben Pablo nicht überrascht. «Rapper wie 50 Cent und Eminem haben in ihren Texten schon länger darauf angespielt. Es kam ja auch schon zu Anklagen, die aber aussergerichtlich geklärt wurden. Dass jetzt eine Festnahme passiert, ist dennoch krass. Ob es zur Verurteilung kommt, wird sich zeigen. Das US-Justizsystem hat da eine eigene Dynamik», so sein Fazit.

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