«Oh Gott, es ist Licht!» Vergessener Gefangener ist überwältigt

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Syrien«Oh Gott, es ist Licht!» Vergessener Gefangener ist überwältigt

Nach mehrmonatiger Haft und Folter sieht ein Gefangener wieder Tageslicht. Über den Sturz des Regimes weiss der Mann noch nichts.

Der CNN-Beitrag, in dem das Team der Reporterin Clarissa Ward zufällig einen zurückgelassenen Gefangenen entdeckt, sorgt für Aufsehen.

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Darum gehts

  • Ein vergessener Gefangener in einem syrischen Gefängnis wurde offenbar nach Monaten im Dunkeln befreit.

  • CNN-Reporterin Clarissa Ward entdeckte den Mann während ihrer Suche nach dem vermissten US-Journalisten Austin Tice.

  • Der Gefangene, Adel Khurbal, erblickte nach Monaten erstmals wieder Tageslicht und ist überwältigt. Im Netz gibt es auch Zweifel an den Szenen.

Im syrischen Militärgefängnis Saidnaja nördlich von Damaskus endete eines der dunkelsten Kapitel staatlicher Folter und Tötung. Die Befreiten treten wie Schatten ihrer selbst in ein ihnen unbekanntes Land.

Jetzt sorgt ein Video der CNN-Reporterin Clarissa Ward für grosses Medienecho. Die für ihre Berichte aus Krisen- und Kriegsgebieten bekannte Journalistin streift darin durch ein frisch befreites Foltergefängnis des gestürzten syrischen Machthabers Baschar al-Assad.

Reporterin suchte nach Hinweisen zu Austin Tice

Ward suchte nach Hinweisen zum seit über zehn Jahren vermissten US-Journalisten Austin Tice. Begleitet von einigen Rebellen stösst sie jedoch stattdessen in einer vermeintlich leeren Zelle auf einen Mann unter einem Haufen Decken. Im Beitrag wird nach einiger Zeit klar, dass es sich beim befreiten, verwirrt wirkenden Mann um Adel Khurbal aus Homs handelt. Er gibt an, sich seit drei Monaten in Gefangenschaft befunden zu haben.

Unter dieser Decke verbirgt sich der Gefangene.
Beim Anblick des Sonnenlichts ist der Mann offensichtlich überwältigt.
Zitternd nimmt er eine Mahlzeit zu sich.
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Unter dieser Decke verbirgt sich der Gefangene.

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Offenbar wurde Khurbal bei der Erstbefreiung des Gebäudes vergessen. Seine Angaben lassen erahnen, wie entsetzlich viele Gefangene in diesen Zellen behandelt wurden: Er habe die Sonne nie mehr gesehen und sei gefoltert worden. Ward reicht ihm eine Wasserflasche, aus der der Mann gierig trinkt. Offenbar verängstigt, möchte der Mann Reporterin Ward gar nicht mehr loslassen.

Anblick von Sonnenlicht überwältigt Gefangenen

Beim Verlassen des Gefängnisses erblickt der Mann nach Monaten erstmals wieder Tageslicht. Überwältigt ruft er: «Mein Gott, es ist Licht!» und hebt die Hände zum Himmel. Gemäss CNN-Bericht bekam der Gefangene seit vier Tagen nichts mehr zu essen oder zu trinken. Der Kontakt zu seinen Söhnen sei ihm während der Haft untersagt worden.

Völlig überrascht erfährt er, dass Assad nun gestürzt und Syrien frei sei. «Ist das Ihr Ernst?», fragt er, und es wird ihm nochmals bestätigt. Sichtlich bewegt küsst er seinen Befreier auf die Stirn, während ein Sanitäter ihn beruhigt: «Alles, vor dem du Angst hattest, ist weg.»

Einige Details des Berichts bleiben unklar – so wird nicht genannt, wo sich das Gefängnis genau befindet oder in welcher Einrichtung das CNN-Team filmte. Warum der Mann verhaftet wurde? Er gibt nur an, eine Geheimpolizei habe sich für den Inhalt seines Handys interessiert, er sei immer wieder nach den Namen von Terroristen gefragt worden.

Szene gestellt?

Ebenfalls wird nicht klar, wie er praktisch allein im grossen Trakt übrigbleiben und überleben konnte. Auf Youtube und X vermuten einige sogar, die ganze Szene sei gestellt: Die Zelle sei zu sauber, zudem sei der befreite Mann zu gepflegt (Bart, Nägel) für drei Monate Horror-Haft. Eine Theorie: Der Sender CNN liess sich durch die Rebellen hinters Licht führen.

Bisher unauffindbar blieb derweil Austin Tice. Vermutungen, wonach es sich bei einem aufgetauchten US-Amerikaner um den vermissten US-Journalisten handeln könnte, erwiesen sich bald als falsch. Stattdessen hatte man den 29-jährigen Travis Timmerman gefunden, der sieben Monate lang in einem syrischen Gefängnis eingesperrt war, nachdem er illegal aus dem Libanon eingereist war.

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