Oswald Grübel«Bei der Credit Suisse waren in den letzten 10 Jahren unfähige CEOs am Werk»
Oswald Grübel war sowohl CEO der UBS als auch der Credit Suisse. Jetzt kritisiert er die CS und die Schweizerische Nationalbank.
Darum gehts
Oswald Grübel kritisiert die Credit Suisse und die Schweizerische Nationalbank.
Laut dem 79-Jährigen waren bei der Grossbank in den letzten zehn Jahren unfähige CEOs am Werk gewesen.
Dem Bundesrat rät Grübel, Nichts zu unternehmen.
Die Credit Suisse ist in den letzten Tag stark unter Druck geraten. Die Aktie fiel auf einen historischen Tiefstand. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird nun der Credit Suisse (CS) mit bis zu 50 Milliarden Franken unter die Arme greifen. Oswald Grübel, ehemaliger CEO sowohl der UBS als auch der Credit Suisse, kritisiert die Grossbank in einem Interview mit den Zeitungen der CH Media.
Auf die Frage, ob die CS durch die Garantie der SNB nun gerettet sei, antwortet der 79-Jährige mit der Gegenfrage, ob die Credit Suisse überhaupt in der Situation sei oder gewesen sei, dass sie hätte gerettet werden müssen. Es sei eine «normale Sache», dass Nationalbanken den Geschäftsbanken Liquidität zur Verfügung stellen. Die Liquidität des Bankensystems sicherzustellen, sei schliesslich die zentrale Aufgabe der Nationalbank, so Grübel weiter. Weil die CS-Aktien so tief gefallen seien, sei die Bank jedoch in einer speziellen Situation gewesen.
«Es sind Fälle passiert, die nicht hätten passieren dürfen»
Der ehemalige Top-Banker verweist darauf, dass die Credit Suisse schon seit längerem mit Problemen kämpfe. «Es waren in den letzten zehn Jahren unfähige CEOs am Werk, das aktuelle Management muss nun die Bücher bereinigen. Es sind Fälle passiert, die nicht hätten passieren dürfen. Sie kosteten zehn Milliarden Franken», teilt Grübel aus. Andere Banken hätten vergangenes Jahr hohe Gewinne gemacht, während die CS bereits angeschlagen gewesen sei – das habe sie schliesslich besonders verletzlich gemacht, als sich das Umfeld verschlechtert habe und die Silicon Valley Bank in den USA kollabiert sei. Das hat man laut Grübel «eigentlich schon vorher sehen können».
Vergangenes Jahr haben die Zentralbanken damit begonnen, die Inflation zu bekämpfen. «Vorher hatten sie Unmengen an Liquidität in die Märkte gepumpt, während Covid kam es zu einer eigentlichen Bonanza», sagt der 79-Jährige. Dann habe man bei den Zentralbanken plötzlich festgestellt, dass es so nicht gehe. Darauf hätten sie nicht nur die Zinsen erhöht, sondern auch die Liquidität der Märkte reduziert. Das habe die Silicon Valley Bank «mit einem sehr engen Kundenkreis» nicht verkraftet. Zwar sei die Credit Suisse doppelt so gross, aber dennoch verletzlich gewesen, da sie sich in einem «Aufräum-Status» befinde.
«Werdet mal erwachsen»
Grübel kritisiert weiter, dass die Schweizerische Nationalbank nicht früher ein Statement abgegeben hat, so wie es die Notenbank Fed in den USA tat. Das Schweigen der Schweizer Behörden sei ein Fehler gewesen. «Finma und SNB hätten sagen können: ‹Wenn sich die Lage in der Schweiz zuspitzt, unterstützen wir unser Bankensystem.› Das hätte viel bewirkt. Die SNB kann 100 Milliarden in den Sand setzen, und niemand sagt etwas, aber bei den 50 Milliarden Liquiditätshilfe für die CS gibt es einen Aufschrei. Die SNB sollte sich ein Beispiel an den Amerikanern nehmen. Werdet mal erwachsen!», so Grübel gegenüber den Zeitungen der CH-Media.
Dem Bundesrat rät Grübel, Nichts zu unternehmen. Was immer die Landesregierung sage, könne seiner Ansicht nach nur falsch sein und für noch grössere Verunsicherung sorgen. Grübel vermutet zudem, dass eine Übernahme der Credit Suisse durch die UBS von den Verantwortlichen geprüft werde. Wirtschaftlich sei ein solcher Zusammenschluss «wahrscheinlich das Richtige». Ein grosser Stellenabbau in der Schweiz sei dann jedoch nicht zu vermeiden.
Oswald Grübel rät dem Bundesrat, Nichts zu sagen, …
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