Banken in der NotDroht jetzt erneut eine globale Finanzkrise? Das spricht dafür und dagegen
In den USA müssen kleinere Banken komplett geschlossen werden, hierzulande bereitet die UBS eine Übernahme vor, die die CS retten soll: Kommt es erneut zu einer Finanzkrise wie im Jahr 2008?
Darum gehts
Die Finanzmärkte durchleben momentan unruhige Zeiten.
Während in der Schweiz ein Kollaps der CS droht, sind in den letzten Tagen auch mehrere US-Banken eingegangen.
Laut Experten droht aber derzeit keine globale Finanzkrise, solange es keine Anzeichen für selbst verstärkende Dynamiken gebe.
Der Bankensektor hat in letzter Zeit dramatische Tage erlebt. Während der Aktienkurs der Credit-Suisse im Laufe der Woche ein Rekordtief erreichte und eine Übernahme der Schweizer Grossbank durch den Konkurrenten UBS immer wahrscheinlicher wird, sind auch bereits mehrere kleinere US-Banken eingegangen. So etwa die Silicon Valley Bank oder auch die Banken Silvergate und Signature.
Viele Anleger sind nervös geworden und haben ihr Geld in sichere Anlagen wie Staatsanleihen und Gold gebracht. Doch sind die angeschlagenen und in Konkurs gegangenen Finanzhäuser nur eine Reihe von Pannen und Missmanagement oder droht der Bankenbranche gar eine Finanzkrise 2.0, wie sie 2008 die Märkte erschütterte?
Für die Pannenserie-Theorie sprechen laut der «NZZ» mehrere Faktoren. Laut Dirk Schumacher von der Natixis Bank sind im Gegensatz zu 2008 nicht die Kreditrisiken das Problem, sondern die Zinsrisiken. Die Silicon Valley Bank habe es versäumt, schnell genug Liquidität bereitzustellen, da ihre Geschäftsleitung das Risiko unterschätzte, dass die Zentralbanken die Zinssätze in kurzer Zeit stark anheben könnten, was dann auch geschah. Laut Schumacher sollten Zinsrisiken für Grossbanken eigentlich leichter einzuschätzen sein. «Aber wie die letzten Tage gezeigt haben, muss das nicht immer so sein.»
Konkurs gegangene Banken konzentrierten sich auf Krypto
Ausserdem seien sich Experten einig, dass die konzentrierten Geschäftsmodelle der zusammengebrochenen amerikanischen Banken wie Silicon Valley Bank, Silvergate und Signature, die sich ausschliesslich auf die Start-up-Industrie und Kryptowährungen konzentrierten, darauf hindeuten, dass es sich eher um Einzelfälle als um eine neue Bankenkrise handelt.
Die Credit Suisse gilt derweil als Sonderfall, da sie schon seit langem in Schwierigkeiten stecke und in letzter Zeit viele Rückschläge habe hinnehmen müssen. «Die Behörden haben jedoch schnell gehandelt, um einen Ansturm auf die regionalen Banken zu verhindern, und die amerikanischen Aufsichtsbehörden haben ebenfalls interveniert.»
Keine Turbulenzen auf dem Immobilienmarkt
Im Vergleich zu 2008 seien die Banken heute besser mit Kapital ausgestattet und weisen geringere Risiken in ihren Bilanzen auf. Zudem sind laut der Schwyzer Kantonalbank unerwartete Turbulenzen bei den wichtigsten Bankanlagen wie Staatsanleihen und dem Immobilienmarkt trotz der Unruhe in der Finanzbranche ausgeblieben.
Trotzdem gibt es auch die Befürchtung, dass eine ausgewachsene Finanzkrise noch kommen könnte. So warnen Experten, dass das Bankensystem anfällig für eine sich selbst verstärkende Dynamik ist, etwa einen Bank-Run. Der Begriff beschreibt den Teufelskreis, bei dem Personen in Sorge um ihr Vermögen ihr ganzes Geld von einer schwächelnden Bank abziehen und diese damit zusätzlich schwächen. Schnell kann diese Dynamik auch auf andere Banken übergreifen und diese in den Konkurs treiben, obwohl sie eigentlich nicht pleite ist.
Banken haben nur ein Bruchteil ihres Geldes zur Verfügung
Darüber hinaus wird auch die Konstruktion des Kredit- und Geldsystems als problematisch angesehen, da die Banken nur einen Teil der sofort liquiden Mittel im Verhältnis zu ihren Zahlungsverpflichtungen halten. In normalen Zeiten genügen die zur Verfügung stehenden Mittel – bei einer Krise verstärkt der Umstand die Wahrscheinlichkeit eines Bank-Runs.
Die anhaltende Skepsis gegenüber dem Bankensektor hat sich auch negativ auf die Regulierung und Aufsicht ausgewirkt. Die langjährige Niedrigzinspolitik der Zentralbanken hat zu Fehlentwicklungen geführt, wie Thorsten Polleit, der Chefökonom des Edelmetallhändlers Degussa, gegenüber der «NZZ» sagt.
Darüber hinaus werde die inverse Zinsstrukturkurve als problematisch angesehen, da es für die Banken schwierig sei, kurzfristige Mittel in langfristige Kredite umzuwandeln. Das Versäumnis der Rating-Agenturen, vor Kreditrisiken zu warnen, sorgt laut Polleit ebenfalls für Unsicherheit.
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