CS-KriseRisikogeschäfte, hohe Boni und ewige Skandale – eine Chronologie des Versagens
Nun ist es fix: Die UBS übernimmt die Credit Suisse. Doch, wie konnte es so weit kommen?
Darum gehts
Die UBS übernimmt die Credit Suisse für drei Milliarden Franken.
Die SNB unterstütze die Übernahme mit einer Liquiditätshilfe von 100 Milliarden Franken an beide Banken.
Um allfällige Risiken für die UBS zu reduzieren, spricht der Bund der UBS zudem eine Garantie im Umfang von neun Milliarden Franken zur Übernahme von möglichen Verlusten aus.
Hier findest du einen Überblick zu den wichtigsten Ereignissen, die die Credit Suisse in die missliche Lage brachten.
Mit Risikogeschäften ins Abseits manövriert
Die Credit Suisse hat sich mit jahrelangem Missmanagement und Risikogeschäften selbst ins Abseits manövriert. Die Bank war jüngst bei den Risikogeschäften des Hedgefonds Archegos und der Greensill-Fonds dabei und verlor bei deren Zusammenbruch viel Geld. «Die Credit Suisse hat aus Renditeappetit in grösserem Ausmass neben den soliden und volkswirtschaftlich wichtigen Kerngeschäften auch in grösserem Ausmass risikoreichere Geschäfte getätigt», sagt Bernhard Koye, Leiter des Swiss NextGen Finance Instituts und Forscher von zukunftsträchtigen Geschäftsmodellen von Finanzdienstleistern. Eine nachhaltigere Unternehmens- und Risikosteuerung hätte diese Art von Risikogeschäften anders bewertet: «Wenn eine Unternehmenskultur stark auf extrinsische Anreize wie hohe Boni setzt, steigt der Risikoappetit und die Risikobereitschaft - daher wurden meiner Meinung nach die Risiken dieser Geschäfte zu unkritisch bewertet», so Koye. Der «Tages-Anzeiger» hat aus den Geschäftsberichten errechnet, dass die Bank seit 2013 zwar kumuliert 3,2 Milliarden Franken Verlust machte, die Top-Manager aber im selben Zeitraum 32 Milliarden Franken an Boni einsteckten.
Die ewigen Skandale
Ein internationales Recherche-Netzwerk veröffentlichte die «Suisse Secrets». Die Enthüllungen werfen der CS vor, über Jahre Autokraten, Drogendealer sowie mutmassliche Kriegsverbrecher und Menschenhändler als Kunden akzeptiert zu haben. Auch die Führungsriege der Credit Suisse stand in den Schlagzeilen. So musste CEO Tidjane Thiam im Februar 2020 gehen, nachdem unter seiner Ägide ehemalige Mitarbeiter beschattet wurden. Verwaltungsratspräsident António Horta-Osório stolperte über nicht eingehaltene Quarantäne-Regeln und erklärte im Januar 2021 nach nur acht Monaten im Amt seinen Rücktritt.
Alarmzeichen nicht ernst genug genommen
Laut Koye verzeichnet die Credit Suisse seit 2013 konstant tiefe Börsenwerte: «Das waren klare Zeichen, dass der Markt das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit der CS graduell verloren hat. Diese Marktsignale und Alarmzeichen wurden von der Credit Suisse zu lange nicht ernst genug genommen.» Die zweitgrösste Schweizer Bank habe dabei weder Transformationsfähigkeit in Richtung eines nachhaltigen Bankgeschäfts gezeigt, noch den Abgang der Kundschaft, die ihre Konten auflösten und ihre Vermögenswerte in immer grösserem Ausmass zu anderen Banken transferieren begannen, wirklich ernst genommen. «Das Vertrauen in die Unternehmensführung und die Bank als Ganzes wurde stetig weiter geschwächt. Die Nomination des aktuellen CEO Ulrich Körner, der die nachhaltige Unternehmensausrichtung sofort und konsequent zu treiben begann, kam im Nachhinein betrachtet zu spät», so Koye.
Neue Strategie kam zu spät
Das zweitgrösste Geldhaus der Schweiz hatte für das vergangene Geschäftsjahr einen Jahresverlust von 7,3 Milliarden Franken ausgewiesen. Im Oktober kündigte die CS schliesslich eine Restrukturierung und eine Kapitalerhöhung über vier Milliarden Franken an. Als neue Investorin holte die Credit Suisse die Saudi National Bank an Bord. «Diese neue Strategie kam zu spät», sagt Koye. Der Kundenexodus sei hier bereits weit fortgeschritten gewesen und der Vertrauensverlust war nicht mehr ausreichend schnell zu korrigieren. Rund 110 Milliarden Franken und damit etwa acht Prozent der verwalteten Vermögen zogen die Kunden alleine im vierten Quartal 2022 von der Bank ab.
Nervosität der Anleger führte zu Kurseinsturz
Schliesslich habe die Nervosität der Anlegerinnen und Anleger, nach der Ankündigung der Saudi National Bank von letzter Woche, die CS nicht mehr zu unterstützen, den Aktienkurs definitiv zum Einsturz gebracht. «Am Montag wäre ein eigentlicher Bank-Run zu befürchten gewesen – also der Versuch aller Kunden, die Vermögenswerte sofort abzuheben – und das definitive Ende einer Bank mit der Gefahr, dass ein Flächenbrand entstehen könnte für das gesamte Bankensystem», so Koye.
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