Wut der CS-KleinaktionäreGeprellter Kleinanleger Stefan B. – so wie ihm geht es Zehntausenden
Zehntausende Kleinanlegerinnen und Kleinanleger haben durch den CS-Fail teils ihr ganzes Erspartes verloren. Der Frust ist immens – über die CS, den Bundesrat und die UBS.
Darum gehts
76 Rappen – so viel Geld erhalten die Anlegerinnen und Anleger pro CS-Aktie.
Viele haben ihre Aktien also zu einem massiv höheren Preis gekauft und verlieren jetzt Geld.
Die Wut der Kleinanlegerinnen und Kleinanleger ist grenzenlos, wie Rückmeldungen aus der Community zeigen.
Fast 100’000 Schweizerinnen und Schweizer kauften im Glauben an einen sicheren Wert über Jahre CS-Aktien. Jetzt schreiben sie hohe Verluste – die Wut der Kleinanlegerinnen und Kleinanleger ist grenzenlos, wie Rückmeldungen aus der Community zeigen. «Diese sch**** Banken!» «Dieser Deal macht alles nur noch schlimmer!» «Spekulanten vernichten das Geld von uns Sparern!»
Die Wut von Kleinanlegerinnen und Kleinanlegern über die Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS und den damit verbundenen Wertverlust der Aktien ist riesig. Weit über 200 Personen haben sich innert kürzester Zeit bei 20 Minuten gemeldet, im Minutentakt kommen weitere Meldungen dazu.
Stefan B.* aus Basel hat einen Grossteil seiner Ersparnisse in CS-Aktien angelegt: «Ich dachte, es sei ein guter Zeitpunkt einzusteigen, als die Aktie bei drei Franken lag.» In der Hoffnung, dass der Kurs bald steigen würde, habe er mit jedem Kursrutsch mehr Aktien nachgekauft: «Nun ist das Unvorstellbare eingetreten. Ich habe 20’000 Franken verloren. Ich bin frustriert und wütend und fühle mich hilflos.» Er müsse nun von vorne mit dem Sparen beginnen. Für den 31-Jährigen ist klar: «Der Verlierer in dieser Krise ist der normale Bürger.»
«Das ist offensichtlich eine Enteignung»
«Total frustriert und wütend» ist auch Leser J.K.* «Es kann doch nicht sein, dass das einfach entschieden wird, ohne die Aktionäre zu fragen! Das ist eine Frechheit!» Immer noch im «Schockzustand» ist auch A. O.* «Ich bin seit 25 Jahren treuer Aktionär der CS und habe das Spiel mit den Kapitalerhöhungen ständig mitgemacht. «Nach den Kursverwerfungen habe ich nochmals nachgekauft und kam am Schluss auf 6000 Aktionen zu 4.50 Franken. Jetzt kann man rechnen: Ich habe auf einen Schlag 20’000 Franken verloren.»
So wie O. erging es vielen: «Letzte Woche haben der Bundesrat, die Finma und die Nationalbank noch beteuert, dass bei der Credit Suisse kein Notfall bestehe und die Liquidität absolut genügend sei. Also habe ich noch einmal Aktien dazugekauft», schreibt F. A. Für ihn stellt sich die Frage nach einer vorsätzlichen Täuschung. «Das ist offensichtlich eine Enteignung! Ich würde mich einer Klage sofort anschliessen!»
Damit ist O. nicht alleine. Dutzende Leserinnen und Leser schreiben, dass sie sich gegen die «Enteignung» wehren wollen. Auch die Wut auf den Bundesrat ist gross: «Es ist eine Frechheit, die Aktie, ohne uns Aktionäre zu fragen, so zu entwerten und an die UBS zu verscherbeln! Warum wurde die CS nicht wenigstens zum Marktwert verkauft? Jetzt wurde sie auf meine Kosten fast verschenkt!», ärgert sich Leser R. L.*
UBS übernimmt CS
«Schimpansen hätten es wohl besser gemacht»
Bei einigen sorgen die Verluste für Existenzängste, so etwa bei Familienvater L. D.* (49): «Ich hatte etwas über 32’000 Franken zusammengespart und in CS-Aktien angelegt. Das ist jetzt alles weg, mein ganzes Erspartes.» Der 59-jährige T. J. sorgt sich um seine Pension: «Ich habe mein Erspartes aus einem Bankkonto und aus einer Hypothek auf die vorher abbezahlte Eigentumswohnung in 61’000 CS-Aktien angelegt. Nach Ablauf der Festhypothek werde ich mit 500’000 Franken Verlust und höheren Hypothekarzinsen dastehen. Nichts mit sorgenfreiem Alter, es ist absolut verschi****!», klagt er.
Frust hat sich auch über die UBS angestaut: «Bin ich wütend, weil ich mein Geld verloren habe? Nein, das gehört am Aktienmarkt dazu», schreibt ein Leser. «Doch die UBS hat sich den Jahrhundertdeal ausgehandelt und wird vom Bundesrat auch noch gelobt! Diese Rettung wird von meinem Geld bezahlt. Wieso kann man in einem Land wie der Schweiz so enteignet werden? Das macht mich wütend!»
Der Frust wendet sich teils auch gegen die Verantwortlichen, etwa Urs Rohner (Verwaltungsratspräsident der CS von 2011 bis 2021) oder Tidjane Thiam (CEO von 2015 bis 2020). «Ich habe 14’000 Franken verloren. Das Erschreckende: Man hätte anstatt Rohner, Thiam und Co. auch Schimpansen einsetzen können. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie besser performt hätten», schreibt ein Leser. «Sie hätten sich aber mit ein paar Bananen zufriedengegeben, anstatt die ganze Bank mit ihren perversen Boni auszuhöhlen. Ich hoffe, es wird geklagt! Gegen den Bundesrat, die Finma, die Bank und alle, die heute und in der Vergangenheit für dieses Desaster verantwortlich sind!»
*Name der Redaktion bekannt
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