Auslöser der CS-Krise: Der Tweet dieses Mannes soll die CS-Katastrophe ausgelöst haben

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Auslöser der CS-KriseDer Tweet dieses Mannes soll die CS-Katastrophe ausgelöst haben

Die CS taumelte seit zwei Jahren – doch als es im Oktober 2022 auf Twitter hiess, eine «internationale Investmentbank steht am Rande des Abgrunds», ging es mit der Bank nur noch bergab.

Der australische Journalist David Taylor löste am 1. Oktober 2022 einen Twitter-Sturm aus, der schliesslich zur CS-Krise führte.
Taylor hatte auf seinem Account geschrieben, dass «eine internationale Investmentbank steht am Rande des Abgrunds» stehe. Der Verdacht fiel bald auf die CS.
Als am 3. Oktober der Börsenhandel begann, stürzten die CS-Aktien um zehn Prozent ab. Taylor löschte den Tweet nach der Intervention seiner Bosse.
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Der australische Journalist David Taylor löste am 1. Oktober 2022 einen Twitter-Sturm aus, der schliesslich zur CS-Krise führte.

Twitter/David Taylor

Darum gehts

  • Die grossen Probleme der CS haben im März 2021 begonnen.

  • Im Herbst 2022 verbreitete sich das Gerücht eines Bankrotts im Netz.

  • Hinter dem ersten Tweet steht ein australischer Journalist.

Als am Sonntag Finanzministerin Karin Keller-Sutter und Bundespräsident Alain Berset zusammen mit Marlene Amstad von der Bankenaufsicht Finma und Vertretern der CS und der UBS die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS als «beste Lösung» präsentierten, ertönte in den Ohren der Zuschauerinnen und Zuschauer mehrmals ein Stichwort: «Vertrauensverlust».

Verantwortlich für das eben «verlorengegangene Vertrauen» waren aber nicht etwa Verspekulation an der Börse oder das Versagen der Manager, sondern die sozialen Medien. Ein Twitter-Sturm im Herbst 2022 soll die CS-Krise ausgelöst haben, hiess es. Ein gewisser David Taylor aus Australien hat etwas damit zu tun. 

März 2021:

Den Stein ins Rollen brachte der Zusammenbruch des britisch-australischen Finanzdienstleisters Greensill Capital im März 2021 – die CS hatte dort Milliarden investiert. Nach der Insolvenz schloss die Schweizer Bank vier mit Greensill verbundene Fonds, in denen zehn Milliarden Dollar angelegt waren. Die Schweizer Finanzaufsicht Finma bescheinigte der Credit Suisse einen Bruch ihrer Aufsichtsverpflichtungen und forderte Abhilfemassnahmen.

April 2021: 

Nur vier Wochen nach der Greensill-Insolvenz kam die Pleite des US-Fonds Archegos, das kostete die Bank gut weitere fünf Milliarden Dollar, und schickte sie im entsprechenden Quartal in die roten Zahlen. Der Gründer des Fonds hatte sich an der Börse verspekuliert, und musste dann plötzlich Aktien im Milliardenwert abstossen, von denen die Credit Suisse etliche hielt.

Oktober 2021 bis Juni 2022:

Die Credit Suisse wurde immer wieder durch Medienberichte erschüttert, wonach sie jahrelang korrupte Autokraten und Kriminelle als Kunden akzeptiert haben soll. Es folgten mehrere Verfahren wegen Geldwäsche und Steuerbetrug auf den Bermudas, in Frankreich und in den USA, die der CS Zigtausende Millionen Franken kosteten.

Oktober 2022:

Am 1. Oktober 2022 schrieb der australische Wirtschaftsjournalist David Taylor auf Twitter: «Eine vertrauenswürdige Quelle sagte mir, dass eine grosse internationale Investmentbank am Rande des Abgrunds steht.» Der Verdacht fiel damals auf die Credit Suisse. Auf dem Internetforum Reddit machten schon bald die wildesten Gerüchte die Runde.

Als am 3. Oktober der Börsenhandel begann, stürzten die CS-Aktien um zehn Prozent ab. Den Tweet (in der Bildstrecke) löschte Taylor nach dem Eingreifen seiner Bosse beim australischen Sender «ABC».

Bankchef Ulrich Körner reagierte am 7. Oktober mit einem internen Memo: «Ich hoffe, dass Sie unsere tägliche Kursentwicklung nicht mit der starken Kapital- und Liquiditätsposition der Bank verwechseln.» Das gab den Mitarbeitenden alles andere als Vertrauen. 

Schon im vierten Quartal 2022 hatten Kundinnen und Kunden der Bank 110,5 Milliarden Franken abgezogen. Es war der Anfang vom Ende.

März 2023:

Erst in ihrem verspätet veröffentlichten Geschäftsbericht räumte die CS «erhebliche Schwächen» der internen Finanzkontrolle ein.

David Taylor kommentierte die Übernahme auf Twitter am Sonntagabend folgendermassen. «Eine überstürzte Zwangsehe zweier systemrelevanter internationaler Banken, um ‹unabsehbare Folgen› für die Weltwirtschaft zu vermeiden – das ist mehr als wild.» Er fragte sich, wie die Finanzmärkte darauf reagieren werden.

Am Montag meldete er sich mit weiteren Tweets zur CS-Krise. Unter anderem schrieb er, wie wichtig das Vertrauen der Kunden und Kundinnen für Grossbanken sei. Ein User erinnerte ihn dann gleich an seiner Aussage vom vergangenen Herbst: «Du hast vergessen zu erwähnen, dass auch Tweets von Menschen einen grossen Einfluss auf dieses Vertrauen haben können.»

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